Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 183,8 im Karlsruher Stadtkreis und 221,5 im Karlsruher Landkreis (Stand Montag, 8. November) hat die vierte Corona-Welle auch Karlsruhe fest im Griff. Denn: Werden beide Kreise zusammengezählt haben sich laut dem Landesgesundheitsamt von Baden-Württemberg  (LGA)  innerhalb einer Woche 1.557 Personen mit dem Virus angesteckt. 

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Deutschlandweit hat die Sieben-Tage-Inzidenz sogar ihren Höchstwert im Verlauf der Pandemie erreicht. Denn dieser liegt aktuell bei 201,1. Das Land Baden-Württemberg weist laut dem Landesgesundheitsamt (LGA) einen Wert von 235,1 auf (Stand: 7. November 2021), wobei zwischen der Sieben-Tage-Inzidenz zwischen nicht-Geimpften (512,8) und Geimpften (49,7) unterschieden werden muss (Stand: 5. November 2021). 

Warum gibt es die 7-Tages-Inzidenz noch?

Aber wie war denn die Situation vor einem Jahr? Laut dem damaligen Situationsbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom 8. November 2020, lag die 7-Tages-Inzidenz deutschlandweit bei 135,6. In Baden-Württemberg bei 135,1. Das Städtische Klinikum in Karlsruhe befand sich am 26. November 2020 - wie heute - in der Pandemiestufe drei. Neun Patienten wurden auf der Intensivstation und 33 auf der Allgemeinstation behandelt. Zum Vergleich: Heute, den 8. November 2021, werden 16 Patienten auf der Covid-Allgemeinstation und zehn Patienten auf der Corona-Intensivstation behandelt. 

Mediziner und Pfleger versorgen einen an Covid-19 erkrankten Patienten in einem Zimmer.
Mediziner und Pfleger versorgen einen an Covid-19 erkrankten Patienten in einem Zimmer. | Bild: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/archivbild

Der Unterschied: Eine 7-Tages-Hospitalisierungsinzidenz gab es damals noch nicht. Viel mehr galt die 7-Tages-Inzidenz als alleiniger Richtwert, was sich im Sommer 2021 änderte. Aus dem Wechsel folgte allerdings auch eine grundlegende Infragestellung dieses Richtwerts. Das hat folgenden Grund:

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"Aufgrund des Prinzips, dass positiv getestete Personen an ihrer Meldeadresse als 'Infiziert' geführt werden, kann man aufgrund der hohen Mobilität der Menschen in der Regel keinen genauen Aufschluss auf das tatsächliche Infektionsgeschehen vor Ort gewinnen oder Infektionsherde identifizieren. Das wird an Reiserückkehrern ganz deutlich, die sich an völlig anderer Stelle auf dem Erdball angesteckt haben, aber nach Rückkehr an ihrem Wohnort dort als Infiziert geführt werden", heißt es seitens des Karlsruher Gesundheitsamtes.

Laut RKI haben sich in Deutschland nachweislich mehr als drei Millionen Menschen mit dem Virus infiziert.
(Symbolbild) | Bild: Nicolas Armer/dpa

Dennoch sei der Wert immer noch von Bedeutung wie das Gesundheitsamt auf Nachfrage der Redaktion mitteilt. Der Grund: Die Sieben-Tage-Inzidenz gebe Aufschluss sowohl über die Dynamik von Sars-Cov2-Infektionen als auch über das individuelle Ansteckungsrisiko in einer Region. 

Corona-Zahlen in der vierten Welle höher

Doch woran liegt es konkret, dass das jetzige Infektionsgeschehen scheinbar als kritischer empfunden wird, als im Vorjahr? Um dies zu verdeutlichen hat das Gesundheitsamt einen Vergleich aufgestellt. Als Stichtag gilt hier jeweils der 4. November. 

Der bisherige Rekordwert wurde auf dem Höhepunkt der zweiten Corona-Welle mit 197,6 erreicht. Nun ist er auf über 200 gestiegen.
(Symbolbild) | Bild: Sebastian Gollnow/dpa

"Am 4. November 2021 hatten wir im Landkreis eine Sieben-Tage-Inzidenz von 167,4 und in der Stadt Karlsruhe von 134,5. Im Vergleich zum Vortag wuchs die Zahl der Infizierten im Stadt- und Landkreis um 381. 174 Personen galten im Vergleich zum Vortag als Genesen. Somit wurden 207 Personen als aktuell infiziert geführt. Bezogen auf sieben Tage gelten somit 961 Personen als 'Positiv'", erläutert das Gesundheitsamt Karlsruhe und ergänzt:

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"Am 4. November 2020 hatten wir im Landkreis eine 7-Tage-Inzidenz von 119,1 und in der Stadt Karlsruhe von 141,6. Im Vergleich zum Vortag wuchs die Zahl der Infizierten um 288. 50 Personen galten im Vergleich zum Vortag als Genesen. Somit galten 238 Personen als aktuell Infiziert. Bezogen auf 7 Tage galten somit 902 Personen als 'Positiv'." Dass die Zahlen in der vierten Welle - trotz Impfungen - doch höher liegen als im Jahr zuvor, ließe sich an fünf Punkten ableiten. 

1. Ansteckendere Virusvariante

In Deutschland macht die Delta-Variante fast 100 Prozent aller Infektionen aus, während in der zweiten Welle noch die Alpha-Variante vorherrschend war. Die Delta-Variante gilt allerdings als deutlich infektiöser und aggressiver, soll sogar schwerere Krankheitsverläufe begünstigen. 

Je «schöner» eine bildliche Darstellung des Coronavirus ausfällt, als desto weniger ansteckend wird das Virus empfunden.
(Symbolbild) | Bild: Uncredited/Centers for Disease Control and Prevention/AP/dpa

2. Es wird / wurde mehr getestet

Durch die vermehrten Testungen in den Testzentren wurden auch vermehrt asymptomatische Personen entdeckt und dem Gesundheitsamt gemeldet.

3. Schulen und Kitas sind geöffnet

Während vor einem Jahr noch das Homeschooling vorherrschend war, dürfen Klassenzimmer und Kitas trotz steigender Zahlen weiterhin geöffnet bleiben. Durch die regelmäßigen Testungen werden auch hier wieder Fälle aufgedeckt.

Eine Maske liegt in der ersten Klasse einer Grundschule in Baden-Württemberg auf einem Mäppchen.
Eine Maske liegt in der ersten Klasse einer Grundschule in Baden-Württemberg auf einem Mäppchen. | Bild: Sebastian Gollnow/dpa

"Schulen und Kindergärten waren aus gutem Grund wieder im Präsenzbetrieb, obwohl sie bekannterweise relevante Orte zur Verbreitung des Virus sind. Kindergarten-Gruppen oder Schulklassen wurden nur noch im Ausnahmefall in Quarantäne geschickt", erläutert das Gesundheitsamt.

4. Bevölkerung ist der Pandemie überdrüssig

Über ein Jahr Pandemiegeschehen schlaucht auch die Bevölkerung. Das habe sowohl Auswirkungen auf das Verhalten von Einzelpersonen wie auch auf Gruppen. 

5. Vor einem Jahr galt noch der Lockdown

Erst seitdem am vergangenen Mittwoch die Warnstufe ausgerufen wurde, gelten für die Ungeimpften wieder Kontaktbeschränkungen. Im Jahr 2020 fand derweil ein fließender Übergang zwischen dem "Lockdown Light" und dem richtigen Lockdown statt.

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Darüber hinaus wurden im Dezember Ausgangsbeschränkungen zwischen 20 Uhr und 5 Uhr morgens beschlossen. Wie das Gesundheitsamt bereits in der Vergangenheit betonte, sollen sich diese  Maßnahmen bei einem diffusen Infektionsgeschehen durchaus bewährt haben. Derartige Maßnahmen in der vierten Welle einzuführen, wären in ihrer Verhältnismäßigkeit jedoch nicht mehr vertretbar.

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