"Wir verlieren einen einzigartigen Universalgelehrten und künstlerischen Visionär, dem Karlsruhe in besonderem Dank immer verbunden ist und bleibt", betrauert Oberbürgermeister Frank Mentrup den schwerwiegenden Verlust Peter Weibels.
Grenzen zwischen Naturwissenschaft, Technik, Philosophie, Kultur, Kunst und Politik eingerissen
Mentrup betont, dass der Leiter des ZKM die Grenzen zwischen Naturwissenschaft, Technik, Philosophie, Kultur, Kunst und Politik eingerissen habe. Diese habe er dann in der Beschäftigung mit der Gegenwart und der Zukunft in einer unverwechselbaren Weise zusammengeführt.

Zudem konnte die Medienkunst durch ihn in die Stadtgesellschaft eingebracht werden: "Mit seiner Arbeit schuf er die Grundlage für die Ernennung von Karlsruhe zur bisher einzigen deutschen UNESCO Stadt der Medienkunst", so der Oberbürgermeister.
Gegenüber Systemen sei Peter Weibel geradezu revolutionär vorgegangen und konnte dadurch neue Perspektiven und Lösungen kreieren. Deshalb sei Weibel ein "Systemsprenger besonderer Art" gewesen, sagt Mentrup.
Nachrufe aus ganz Baden-Württemberg
Seit 1999 war Peter Weibel die leitende Kraft und der Vorstand des ZKM. Er war nicht nur Künstler, sondern auch Pionier, Rebell, Forscher, Medientheoretiker, Kurator, Professor, Kunstmanager und Visionär. Die Grenzen zwischen Kunst, Wissenschaft und Technik habe er aufgehoben, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann in einer Pressemitteilung des Staatsministeriums Baden-Württemberg.
Dank Weibel gelangte das ZKM an die Weltspitze der Museen und wurde auch selbst zum Co-Produzenten von Kunst. "Weibel war im ursprünglichsten Sinne Avantgarde: immer schon da, wo der Rest erst hinwollte", sagt Kretschmann, Weibel habe Kunst nicht nur ausgestellt, sondern angestellt.

"Peter Weibel war ein großer Vordenker unseres Landes, einer der ganz großen Köpfe unserer Zeit. Wir trauern um einen intellektuellen Motor, der Impulse weit über die Landesgrenzen gesetzt hat", so der stellvertretende Ministerpräsident Thomas Strobl.
Auch Petra Olschowski, die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst äußert sich betroffen: "Er stand für Innovation und Mut und hatte auch jetzt noch so viele Ideen und Pläne für seine 'postinstitutionelle Phase', wie er sie genannt hat - es ist unvorstellbar, dass er diese nun nicht mehr umsetzen kann."

Weibel habe das ZKM nicht nur geprägt, er habe es definiert. Durch zahlreiche künstlerische Ausdrucksformen habe er das ZKM zu einem der bedeutendsten Museen der Welt gemacht. Immer habe er sich bereichernd in kulturpolitische und gesellschaftliche Debatten eingemischt, so Petra Olschowski weiter.
Nomade zwischen Wissenschaft und Kunst
Im Jahr 2008 wurde Peter Weibel der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg für seine außerordentlichen Verdienste verliehen. Zusätzlich hätte ihm noch im Zuge seiner Verabschiedung Ende März das Bundesverdienstkreuz verliehen werden sollen.

Sein letztes großes Projekt als ZKM-Vorstand sei die Ausstellung "Renaissance 3.0.", die sich mit neuen Bündnissen von Kunst und Wissenschaft im 21. Jahrhundert befasse, geht aus der Pressemitteilung des Staatsministeriums hervor.
Seit 1984 war der im österreichischen Odessa geborene Künstler, Ausstellungskurator und Kunst- und Medientheoretiker, Professor für visuelle Mediengestaltung an der Universität Wien. Später wurde er dann zum Direktor eines nach ihm benannten Instituts.
Peter Weibel wurde wegen seiner Kombination aus Wissenschaft und Kunst oft als Nomade zwischen denselben bezeichnet. Als Nachfolger des Gründungsdirektors Heinrich Klotz leitete Weibel seit 1999 das ZKM, welches er gerne als "Raumschiff mit unglaublicher Flughöhe" bezeichnete. Sein Nachfolger wird der Brite Alistair Hudson sein, der ab April die Leitung des ZKM übernimmt.
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