"Lärm ist ein Thema, das beinahe alle Bürger berührt", weiß Bürgermeister Klaus Stapf beim Pressetermin am Montag. Immer wieder würden die Stadt Beschwerden von Bewohnern erreichen. Baustellen, Bahnen und vor allem der Straßenverkehr - die Quellen der Lärmbelästigung sind vielfältig - und die Kritik oftmals berechtigt, bestätigt der Bürgermeister. In der Vergangenheit habe man die Themen Lärm- und Gesundheitsschutz eher stiefmütterlich behandelt. Nun muss an einigen Stellen nachgebessert werden.
Karlsruhern ist es an 300 Stellen deutlich zu laut
In einem Schreiben wurde die Fächerstadt 2013 vom Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur (MVI) aufgefordert, ihren bestehenden Lärmaktionsplan zu überprüfen, zu überarbeiten und neue Maßnahmen aufzustellen. Das Ergebnis: An mindestens 15 Stellen war die Grenze von 60 Dezibel nachts überschritten, an weiteren 50 Stellen sah die Stadt ebenfalls Nachholbedarf. Dabei zeigt sich: "Am lautesten ist es an den Hauptverkehrsadern, also nahe der Autobahn oder an der Südtangente", weiß Norbert Hacker, Leiter des Amtes für Umwelt- und Arbeitsschutz. Mithilfe eines Lärmaktionsplans versucht die Stadt seit 2009, die Belastung für die Karlsruher zu senken.

(Anhand einer Lärmkarte lassen sich die Hotspots in der Fächerstadt nachvollziehen. Hier geht's zur vergrößerten Ansicht.)
Auf der Basis aktualisierter Lärmkarten wurden für die Fortschreibung des Lärmaktionsplanes im Jahre 2014 neue Vorschläge erarbeitet. Einen ersten Vorentwurf stellte die Stadt bereits 2015 vor. Darin wurden mehrere Vorschläge gemacht, wie dem Problem begegnet werden könnte: Förderung des Radverkehrs, Lärmschutzwände, Straßenrückbau, Durchfahrtsverbote für Lkw, Tempolimits oder lärmarme Fahrbeläge. Im Sommer des vergangenen Jahres wurde der Vorentwurf für die Fortschreibung des Lärmaktionsplanes dann veröffentlicht und im Rahmen eines breiten Beteiligungsprozesses zur Diskussion gestellt.
"Wir hatten eine große Bürgerbeteiligung", erklärt Bürgermeister Stapf. Nach Abschluss der Öffentlichkeitsbeteiligung zählte die Stadt ganze 300 Hinweise aus der Bevölkerung. "Das zeigt, dass die Bürger sich mit dem Thema beschäftigen und davon betroffen sind", meint Stapf. Die Stadt will die Anliegen ihrer Bürger ernst nehmen: 17 Prozent der eingegangen Hinweise seien in den aktuellen Entwurf des Lärmaktionsplans eingeflossen, weitere acht Prozent sind für die nächste Fortschreibung vorgesehen.
Gemeinderat entscheidet über zwei Großprojekte
Eines stellt der Bürgermeister bei Pressegespräch allerdings klar: "Was sich manche Bürger wünschen, hat nicht Priorität." Bei der Erstellung und Priorisierung der Maßnahmen verlasse sich die Stadt ausschließlich auf Berechnungen. Messungen an allen Hotspots hält die Stadt nicht für sinnvoll: Bei Messungen der Landesanstalt für Umwelt, Messung und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) in der Reinhold-Frank-Straße habe sich beispielsweise gezeigt, dass die gemessenen Werte oftmals sogar unter den berechneten Zahlen liegen. Diese Berechnungen hält Stapf für entscheidend: "Wir greifen dort ein, wo es am lautesten ist - und nicht dort, wo sich am lautesten beschwert wird."
Viel habe sich seit 2009 in Karlsruhe bereits verbessert, so der Bürgermeister. Aktuell plant die Stadt 38 Maßnahmen im Straßen- und weitere fünf im Schienenverkehr, um die Lärmbelastung in Karlsruhe bis 2020 weiter zu senken. Diese setzen zum Großteil am Hauptlärmproblem an: dem Straßenverkehr. Kostenpunkt für die kommenden Doppelhaushalte: rund fünf Millionen Euro.
Über zwei konkrete Anliegen soll der Karlsruher Gemeinderat bereits im Sommer entscheiden. So sieht der aktuelle Entwurf des Lärmaktionsplans unter anderem die Übernahme der Kosten für einen lärmarmen Belag zwischen dem Dreieck Karlsruhe und Rüppurr vor. Dieser würde, sollte der Gemeinderat zustimmen, die Stadt 2,8 Millionen Euro kosten. Eine weitere Maßnahme des Lärmaktionsplans wäre eine Lärmschutzwand entlang der Untermühlsiedlung. Die Kosten lägen hier bei zirka 600.000 Euro. Ob die Summen für diese Maßnahmen freigegeben werden, muss der Gemeinderat im Juli entscheiden.
Wo sind die Lärm-Hotspots in Karlsruhe?Hier geht's zum aktuellen Lärmaktionsplan.
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