Eine Laterne wird für die nächsten Wochen sein Gesicht tragen - im Karlsruher Dammerstock nahe der Bahnhaltestelle Schloss Rüppurr. "Meine Plakate sind leider erst so spät gekommen und ab dem Tag, als man aufhängen durfte, sind von heute auf morgen alle Plätze voll gewesen. Darum habe ich jetzt meine Strategie geändert. Ich hänge da die Plakate auf, wo die Leute vorbeilaufen", so Hofmann am Montagabend, 13. Mai. ka-news.de hat Hofmann bei Plakatieren begleitet.

Überparteilich pro Karlsruhe
"Ich will keiner Partei angehören. Bei dem Parteigeklüngel im aktuellen Gemeinderat kommt es mir als Außenstehender so vor, als fehle jegliches logisches Denken." Daher, erklärt Hofmann weiter, brauche es mehr Ideen und pragmatische Lösungen. "Kompromisse sind mir sehr wichtig. Es sollen am Ende immer beide Seiten zufrieden sein." Dieser Einstellung folgt auch sein Wahlprogramm.

Hofmann meckert viel, er "bruddelt"
"In Karlsruhe wird alles nur noch für die Fahrradfahrer gemacht", ist Hofmann überzeugt. Der Gemeinderatskandidat plädiert hingegen für ein friedliches Miteinander zwischen Fahrradfahrer, Fußgänger und Autofahrer.
"Werden in Karlsruhe die inhabergeführten Geschäfte überhaupt noch unterstützt? Es ist einfach nicht mehr bummelfähig", ist ein weiterer Standpunkt des Kandidaten. Hofmann habe den Eindruck, die Innenstadt soll komplett autofrei werden. Er fragt: "Wie soll das denn werden, wenn die Leute aus den anderen Stadtteilen oder Vororten nicht mehr in die Stadt fahren können?" Und weiter meckert er, die Innenstadt sei jetzt schon verödet, es gäbe nur noch Schnellimbisse und Billigketten.
Mit weiteren Entscheidungen der aktuellen Kommunalpolitik ist er ebenfalls unzufrieden: "Es wird dauernd unnötig Geld rausgeschmissen, für die Turmbergbahn, die Spaßrutsche im Fächerbad und so weiter. Und dann sollte das Oberwaldbad geschlossen werden, weil kein Geld da war."
Aber "immer bloß bruddeln, kann man nicht"
Die Debatte um das Oberwaldbad habe das Fass überlaufen lassen. Da habe Hofmann den Entschluss gefasst, selbst für den Gemeinderat zu kandidieren. "Ich hab einfach gesagt, jetzt mach ich's - immer bloß bruddeln kann man nicht".

Und dann sei es losgegangen: " Ich habe mich über das Internet informiert und einen Termin im Wahlamt bekommen. Dort wurde mir alles erklärt, allem voran, dass ich nicht alleine kandieren kann. Ich muss eine Vereinigung gründen und danach 250 Unterstützer-Unterschriften einreichen."
Damit sei der Wettlauf mit der Zeit gestartet. Denn alles müsse nach dem Einreichen auch kontrolliert und genehmigt werden. "Durch Freunde kam ich recht schnell zu meinen Unterschriften. 310 habe ich insgesamt eingereicht." Und letztendlich sei auch alles fristgerecht genehmigt geworden. Matthias Hofmann wurde zur Wahlausschusssitzung zugelassen.

"Es kam alles nach und nach." Ein Freund von Hofmann sei Fotograf und habe die Wahlplakate und Flyer organisieren können: "Er hat alles machen lassen und vor allem auch die Erfahrung mitgebracht, was man überhaupt braucht." Damit steht der Wahlkampf, doch wie geht es nun weiter?
Hofmann sieht seine Chancen realistisch
"Mit zwei Prozent der Stimmen könnte es für mich reichen". Der Rentner rechnet vor: "Ich bräuchte insgesamt also zwischen 8.000 und 9.000 Stimmen. Die Chance besteht, ist aber gering." Pro Wähler sind bei der kommenden Kommunalwahl drei Stimmen möglich, sprich Hofmann müsste bei mindestens 3000 Karlsruhern überzeugen.
Bisher scheint Hofmann nach eigenen Angaben gut bei den Wählern anzukommen: "Das hat Formen angenommen, das hat mich wirklich überrascht. Meine Frau meinte anfangs nur 'du bist verrückt!' Doch viele sind auf mich zugekommen und haben gesagt: 'Mensch super, dass du das machst'."

Doch "über ungelegt Eier brauchen wir uns keine Gedanken zu machen", erklärt Hofmann weiter. Er selbst habe darüber noch gar nicht richtig nachgedacht, was er bei einem Sieg machen würde. "Ich kenne ja niemanden. Ich müsste erstmal die Leute kennenlernen und vermutlich erstmal ein Jahr lernen." Außerdem könne Hofmann als Einzelkämpfer keine Anträge einreichen. "Ich würde mich dann vermutlich mit den kleineren Parteien solidarisieren."
Es gehe darum, sagen zu können: "Ich habe nicht nur gemeckert."
"Aber selbst wenn ich es nicht schaffe, kann ich sagen: Ich hab's versucht, hat halt nicht geklappt." Nochmal würde Hofmann allerdings nicht antreten: "In fünf Jahren bin ich 71, da mache ich das nicht mehr."
