"Für Karlsruhe könnte es ein großes Problem werden, wenn im Herbst und im Winter viele Elektroradiatoren gekauft werden, um trotz einer bis dahin möglicherweise eintretenden Knappheit von Gas die Wohnung zu beheizen", sagt Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe.  "Zu viele solcher Elektro-Heizkörper könnten zu einer partiellen Überlastung des Stromnetzes führen."

Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe.
Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe. | Bild: Lars Notararigo

Tatsächlich scheint sich der erste Ansturm auf strombetriebene Wärmequellen schon jetzt bemerkbar zu machen. Am Freitag, 5. August macht sich ka-news.de auf den Weg in die Karlsruher Innenstadt. In Elektrofachgeschäften wie dem Saturn in der Kaiserstraße sei schon jetzt kein elektrischer Radiator mehr verfügbar.

Run auf mobile Heizgeräte?

In der  Mediamarkt-Filiale im Ettlinger Tor sind es noch drei auf einer einzelnen Palette. "Das ist nur die Vorhut von Tausenden Elektroheizkörpern, die in den kommenden Monaten geliefert werden, um die Nachfrage zu decken", sagt ein dortiger Mitarbeiter.

Die Paletten im Mediamarkt verfügen noch über drei Exemplare von elektrischen Heizkörpern.
Die Paletten im Mediamarkt verfügen noch über drei Exemplare von elektrischen Heizkörpern. | Bild: Lars Notararigo

Es hat also wirklich den Anschein, als würden sich die Befürchtung des Stadtoberhauptes in Karlsruhe bewahrheiten. Doch sind solche Elektroheizgeräte wirklich keine Alternative, um sich bei reduzierten Gasmengen durch den Winter zu bringen? Wie energieeffizient und umweltfreundlich sind sie? Und gibt es Alternativen, um auch bei knappem Gas nicht frieren zu müssen?

"Elektroheizungen sind selten Energieeffizient" 

Mit dem Ziel, diese Fragen zu beantworten, wendet sich ka-news.de an die Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK), die dortige Geschäftsführerin Birgit Groh erklärt: "Direktelektrische Beheizung ist – abhängig von der Erzeugung des Stromes nicht besonders energieeffizient und nach Stromherkunft unter Umständen auch nicht besonders umweltverträglich", so die Diplom-Physikerin im Gespräch mit ka-news.de.

Birgit Groh, Geschäftsführerin für Erneuerbare Energien, Energiemanagement und Klimaschutz bei der Karlsruher Energie- und ...
Birgit Groh, Geschäftsführerin für Erneuerbare Energien, Energiemanagement und Klimaschutz bei der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK). | Bild: Foto Fabry info@foto-fabry.de

"Wird der Strom im ungünstigsten Fall in einem Gaskraftwerk erzeugt, gehen 40 bis 60 Prozent des Energieinhaltes auf dem Weg bis zur Steckdose 'verloren'. Da wäre die direkte Beheizung mit einer Gas-Brennwert-Heizung deutlich effizienter. Kommt der Strom aus erneuerbaren Energien, etwa Windkraft oder Wasserkraft, sieht das anders aus", so Groh.

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Angesichts der Tatsache, dass der Strom innerhalb Karlsruhes schon im vergangenen Winter "überwiegend von Braunkohle, Steinkohle und Gas getragen" wurde und auch Windkraft nur an besonders windigen Tagen einen signifikanten Beitrag leistete, sei das aber unwahrscheinlich.

Wärmt eine E-Heizung gar nicht?

Gründe wie diese veranlassen die KEK "elektrische Heizungen nur für Ausnahmefälle zu empfehlen." Außerdem seien sie in Massen tatsächlich eine enorme Belastung für das Stromnetz und sie würden gemessen an ihren Nachteilen nur wenige Vorteile mit sich bringen, so Groh.

Heizen mit Elektrogeräten sollte nur eine Notlösung sein. Es ist derzeit rund drei Mal so teuer wie das Heizen mit Gas.
Heizen mit Elektrogeräten sollte nur eine Notlösung sein. Es ist derzeit rund drei Mal so teuer wie das Heizen mit Gas. | Bild: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Weiter erklärt sie: "Die direkte Strahlungswärme eines mobilen elektrischen Heizkörpers kann behaglich empfunden werden, wenn die Heizplatte den Körper des Menschen direkt mit der Wärmestrahlung anstrahlt."

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"In diesem Fall kann die Lufttemperatur im Raum abgesenkt werden, und man friert dennoch nicht. Sobald die Wärmestrahlung den Körper nicht mehr direkt erreicht, ist dieser Effekt weg." Es sei also durchaus möglich, dass eine Elektroheizung nicht den gewünschten Temperaturausgleich bringt, den der Gasmangel hinterlässt. Doch was wären denn dann die Alternativen zum Gas?

"Die Alternative hängt vom Gebäude ab"

Statt einer effizienz- und umwelttechnisch eher unpraktischen Elektroheizung gebe es eine ganze Palette an Alternativen. Grundsätzlich sei jede dieser Alternativen aber mit Einsparungen an Wärmeenergie verbunden. "Zunächst sollten unnötige Verluste reduziert werden – ist eine Zentralheizung nicht gut eingestellt, können durchaus 20 Prozent Einsparpotenzial bestehen, ohne dass dies mit einem merklichen Komfortverlust einhergeht", erklärt Groh.

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"Dann kann für Gebäude, die mit niedrigen Vorlauftemperaturen im Heizungssystem auskommen, eine Wärmepumpe eine gute Lösung sein. Braucht man im Winter hohe Vorlauftemperaturen, kann auch ein Hybridsystem geeignet sein, beispielsweise eine Wärmepumpe mit Holzpellet-Spitzenlastkessel. Auch Fernwärme oder Solarthermie zur Heizungsunterstützung können sinnvolle Lösungen sein", so ihre weiteren Worte.

Wichtig sei dabei in jedem Fall eines: "Es gibt nicht die eine beste Lösung", sagt Groh. "Die Lösung muss zum Gebäude passen."