Für Michael Maier, den Präsidenten des Festausschusses Karlsruher Fastnacht (FKF) sei es ein gutes Omen, dass an diesem Freitagvormittag, dem 11. 11. um 11.11 Uhr die Sonne hervorkommt und auf die glitzernden Narrenkappen scheint. Heute, zur Eröffnung der Fastnachtssaison 2022 uns 23, versammeln sich die Narren der Fächerstand nämlich am ihnen gewidmeten Brunnen beim Kronenplatz. Mit Maiers Willkommensgruß beginnt der Auftakt der fünften Jahreszeit in Karlsruhe.

"Bis zum Aschermittwoch machen wir Narren die Stadt unsicher! Heute um 16.33 ziehen wir zum Messplatz und holen uns die Macht im Rathaus", so Maier in guter Laune und Enthusiasmus, was selbst dann nicht zum erliegen kommt, als einige aufmerksame Narren darauf hinweisen, dass das Rathaus am Marktplatz und keineswegs am Messplatz liegt.
"Die Fastnacht ist unser Leben"
Denn unbeirrt von freudschen Versprechern macht der Präsident seiner Vorfreude auf die anbrechende Fastnachtszeit Luft: "Viel passiert ist in Karlsruhe dieses Jahr. Aber von Corona, teureren Preisen, Lichtern, die aus bleiben, Tunnel, die auf und zu gehen und Aufzügen, die keine Hitze vertragen, lassen wir uns aber nicht aufhalten. Wir wollen Brauchtum und Tradition - wir feiern unsere Fastnacht. " ein Ausspruch, in den die um den Brunnen versammelten Narren mit freudigen "Helau"-Rufen einstimmen.

"Die Fastnacht ist unser Leben und wir sind wirklich glücklich, dass es heute hier in Karlsruhe endlich losgeht", sagt beispielsweise eine Vertreterin der 2017 gegründeten Uuunwedda-Hexe die sich in einer kleinen Gruppe ihres Vereins vor dem Narrenbrunnen eingefunden haben.

"Es ist einfach geil, jetzt wieder normal feiern zu können. Und wir hoffen sehr, dass die Fastnacht dieses Jahr auch mal coronafrei bleibt. Immerhin wollen wir morgen schon nach Ludwigshafen zum ersten Umzug."
"Der Brunnen muss saniert werden"
Ernsthaftere Töne schlägt Fastnachtspräsident Maier allerdings an, als der Narrenbrunnen selbst zur Sprache kommt. "Dieses Jahr wurde unser Narrenbrunnen 25 und er ist leider nicht mehr so gut in Schuss", erklärt er. "Er ist rissig, marode und nicht mehr so schön blau. Er müsste also saniert werden und dafür benötigen wir Spenden."

Glücklicherweise aber habe der FKF hierfür schon die richtigen Kontakte geknüpft und einen Partner zur Erhaltung des Brunnens ins Boot holen können. Die Europäische Brunnengesellschaft, geleitet von Karlsruhes ehemaligem ersten Bürgermeister Harald Denecken, habe es sich zur Aufgabe gemacht, eine Spendenanzahlung zu leisten.
Amerikanische Versteigerung zum Wohle des Brunnens
"Mit der Stiftung aus dem Nachlass des verstorbenen Gesellschaftsmitgliedes Ilse Völter möchten wir auch dank Unterstützung der Sparkassen 3.000 Euro zur Sanierung des Narrenbrunnens beitragen", sagt Denecken dazu, während er Maier eine dem Anlass angemessen dimensionierte Scheckkarte überreicht.

Damit der Narrenbrunnen aber wirklich in altem und neuem Glanz erstrahlen könne, bedürfe es noch weiterer Spenden. "Deshalb veranstalten wir hier und jetzt eine amerikanische Versteigerung", so Maier. "Wir versteigern eine handgefertigte Kachel aus der Majolika, die den Brunnen zeigt, das ersteigerte Geld fließt in die Sanierung."

Wie bei einer amerikanischen Versteigerung üblich, wird nun reihum von den mitbietenden Narren Geld in eine Narrenkappe geworfen, der letzte Bieter gewinnt dabei die Kachel. Wie viel bei dieser Aktion zusammengekommen ist, kann Maier aber nicht sagen. "Wir zählen erst einmal gründlich nach. Das hier wird auch nicht die letzte Spendenaktion sein."
Zug aufs Rathaus um 16.33 Uhr
Ebenso wenig wird die Fastnachtseröffnung um 11.11 Uhr die letzte Aktion des heutigen Tages bleiben. "Ab 16.33 werden wir nicht auf dem Mess-, sondern auf dem Marktplatz das Rathaus stürmen und die Fastnachtszeit gebührend einläuten", wie Maier ankündigt.

Über drei Stunden soll es Programm geben, von Livemusik, Tanzeinlagen und natürlich dem Erobern des Rathausschlüssels von Oberbürgermeister Frank Mentrup gegen 17 Uhr. "Freuen wir uns also auf eine bisher corona- und hoffentlich sorgenfreie Fastnachtseröffnung", schließt der Präsident des FKF. "Und bis heute Nachmittag jedem ein fröhliches Helau."