Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Erschossen, Zirkus-Leben: Der traurige Beginn der Eisbärenzucht in Karlsruhe

Karlsruhe

Erschossen, Zirkus-Leben: Der traurige Beginn der Eisbärenzucht in Karlsruhe

    • |
    • |
    Eisbären Anton & Corinna in der Wilhelma.
    Eisbären Anton & Corinna in der Wilhelma. Foto: Wilhelma Stuttgart

    Nach mehreren erfolglosen Versuchen wurden 1978 in dem im Rahmen der Bundesgartenschau eröffneten Gehege die ersten Karlsruher Eisbärjungen geboren. Dieser Erfolg konnte eine Zeit lang fast jedes Jahr wiederholt werden.

    Wilde Bären aus Russland importiert

    Das Bärengehege wird 1967 eröffnet und beherbergt sechs zweijährige wild gefangene Eisbären, die als Gruppe direkt aus Moskau importiert werden: Nadine, Nadia, Nina, Silke, Tatjana und der männliche Bär Nanuk. Erste Versuche, Eisbären im Karlsruher Zoo zu züchten sind vergeblich. Aber endlich hat es zum ersten Mal geklappt – im Dezember 1978 bringen zwei der Bärinnen ein Baby zur Welt.

    3-Monate altes Eisbär-Zwillingspaar, 1981
    3-Monate altes Eisbär-Zwillingspaar, 1981 Foto: Stadtarchiv Karlsruhe A41-60_1_16 von 1981

    Erst Anfang März 1979 werden die beiden der Öffentlichkeit vorgestellt. Werdenden Eisbärenmüttern sieht man die Schwangerschaft nicht an, von daher konnte man nur vermuten, dass eine Geburt bevorstand.

    Außerdem sind die ersten Monate nach der Geburt besonders schwierig, da die Eisbärmütter ihre Jungen auffressen, wenn sie eine Gefahr sehen oder wenn sie gestört werden. Die Eisbärbabys sind bei der Geburt ungefähr so groß wie eine kleine Katze und kommen blind auf die Welt.

    Karlsruhe wird als Zuchtort für Eisbären berühmt

    Silke, die Mutter vom Eisbär Anton, gebärt im November 1980 ein Zwillingspaar, das erst im Frühjahr 1981 der Öffentlichkeit präsentiert wird. Da Störungen von außen sich sehr negativ auf das Verhalten der Mutter auswirken können, hat der Zoo die Jungen erst mal nicht vorgestellt.

    Auch mehrere Anti-Lärm-Vorkehrungen werden getroffen, beispielsweise wird der Bärenweg am Fuße des Lauterbergs gesperrt und es wird gar nicht gefüttert, nur getränkt.

    Junge Braunbären und Eisbären im Gehege, 1983
    Junge Braunbären und Eisbären im Gehege, 1983 Foto: Stadtarchiv Karlsruhe A_45_131_6_09 von 1983

    Nadine, Nina und Nadia bringen zwischen 14. und 24. Dezember 1982 ebenfalls mehrere Eisbären zur Welt.

    Fünf dieser Nachkommen gehen an den Zirkus Barum, wo sie an einer berühmten Nummer arbeiten und sie erscheinen in mehreren Veröffentlichungen. Nanuk, der männliche Bär, zeugt insgesamt zehn Bärenbabys, stirbt jedoch bereits 1985. Er wird von Willy, einem kräftigen Bär aus Berlin, ersetzt. Willy kommt regelmäßig nach Karlsruhe, um sich mit den Bärinnen zu paaren. Er ist auch der Vater von Anton.

    Karlsruher Eisbären begehrt in aller Welt

    In Tokio, Edinburg, Barcelona und Nepal sind Zoodirektoren daran interessiert, die jungen Eisbären aus Karlsruhe zu importieren. Die kleinen Bären sind jeden Nachmittag im Bären-Freigelände im Zoologischen Stadtgarten zu sehen, zusammen mit drei Braunbärjungen.

    Die Bären genießen tolle Mahlzeiten: Konzentrierte Milch mit Vitaminen und Mineralstoffen, Haferflocken, zerkleinerten Fisch und Hackfleisch, Obst und Gemüse. Sie sind jetzt so groß wie junge Schäferhunde.

    Silke, Nadine und Tatjana werden nach Nürnberg gebracht

    Silke bringt am 22. Dezember 1989 auch wieder Zwillinge zur Welt, ein Baby stirbt aber kurz nach der Geburt. Das andere Baby ist Anton (ka-news.de berichtete). Eisbärin Nadine hat bereits am 24 November Antonia, Antons Halbschwester, zur Welt gebracht.

    Nina und Tatjana bekommen Mitte Dezember jeweils Zwillinge. Ihre zwei überlebenden Babys heißen Nancy und Hallensia, nach den Partnerstädten von Karlsruhe in Frankreich und Ostdeutschland.

    Bei der Geburt wiegt Anton weniger als 500 Gramm. Silke hat auch nicht genug Milch für ihn und der Kleine wird deshalb im Alter von drei Wochen von den Tierpflegern von Hand aufgezogen. Außerdem ist Anton als Kleinbär sehr fragil und auch krank, es dauert bis März 1990 bis er 10 Kilo wiegt und gesund ist.

    Weiß und knuddelig: Eisbär Anton war ein Sprössling des Karlsruher Zoos.
    Weiß und knuddelig: Eisbär Anton war ein Sprössling des Karlsruher Zoos. Foto: privat/Zoofreunde Karlsruhe

    Am 24. Oktober 1990 werden Anton, Antonia und Hallensia in die Stuttgarter Wilhelma gebracht, während Nancy nach Berlin geschickt wird.

    Ende 1999 beginnt der Bau von Wasserhabitat-Gehegen für die Eisbären im Zoo. Das neue Bärenmännchen Yukon, 10 Jahre alt, die 9-jährige Efgenia, sowie Silke, Nadine und Tatjana werden für die Bauzeit in den Tiergarten Nürnberg gebracht. Tatjana stirbt offensichtlich kurz danach. Silke und Nadine sind zu dieser Zeit 35 Jahre alt.

    Bis zum späten Abend sind alle Eisbären tot

    Am Abend des 29. März um 19.40 Uhr entdeckt eine Besucherin, dass die Bären im Waldgebiet des Tiergartens spazieren. Laut Zooleitung hätten Unbekannte die Schlösser der Stallungen geknackt. Die Zoomitarbeiter versuchen zunächst, Anästhetika zu verwenden. Laut eines Berichts des Spiegels sollen diese wirkungslos geblieben sein, weshalb der Zoodirektor den Befehl gab, die Tiere zu erschießen.

    Nach nur dreieinhalb Stunden Freiheit waren alle Bären bis 22 Uhr tot. Die Weibchen sterben draußen während Yukon sich in den Stall schleppt, wo er den Fangschuß bekommt. Der Fall ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt worden und bleibt höchst umstritten.

    Euch interessiert der aktuelle Eisbären-Nachwuchs im Karlsruher Zoo? Dann werft einen Blick in die ka-news.de Eisbär-Chronik!

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden