Lange, bevor die beiden Eisbärbabys das Licht der Welt erblickten, gab es Anton. Geboren 1989 in Karlsruhe und nach dem damaligen Zoodirektor benannt, wird er von Tierpflegern im Karlsruher Zoo mit der Flasche gefüttert. Auf diese Weise sollte seine Mutter sich erholen und schnell wieder paarungsbereit werden.
Im erwachsenen Alter geht Anton nach Stuttgart in die Wilhelma, wo er ebenfalls zu einem der beliebtesten Tieren wird. 2014 frisst er verschiedene Objekte, die versehentlich in sein Gehege fallen und stirbt darauf an Darmverletzungen. In der Woche nach seinem Tod gehen etwa 80 E-Mails mit Beileidsbekundungen bei der Wilhelma ein.
Eisbär Anton wird von Hand mit der Flasche aufgezogen
In der Nacht vom 21. Dezember 1989 kommt das putzige Eisbärbaby zur Welt – am Geburtstag vom Zoodirektor Anton Kohm, und wird deshalb nach ihm benannt. Wie es in den 1980er Jahren üblich war, werden die kleinen Bären von Hand durch die Tierpfleger aufgezogen und mit der Flasche gefüttert. Ein Verfahren, das heute nicht mehr eingesetzt wird.

Nach der Geburt werden ihre Mütter geschont, damit sie schnell wieder paarungsbereit sind. Auf diese Weise kommen zwischen 1978 und 1991 in Karlsruhe 25 Eisbären zur Welt. Anton ist einer der beliebtesten Tierbabys im Zoo. Er kann am Anfang nicht richtig stehen und wird nachts in eine enge Kiste gestellt, die wie ein Korsett wirkt.
Über Anton erschien sogar ein Kinderbuch: "Anton der Eisbär" von Doris Lott – in dem Buch geht es um die Kindheit von Anton in Karlsruhe und sein weiteres Leben in der Wilhelma in Stuttgart.
Antons erweiterte und weit verstreute Familie
Antons Vater ist Willy der Eisbär aus Berlin, 1971 geboren, der regelmäßig nach Karlsruhe reist, um sich mit den Eisbärinnen im Karlsruher Zoo zu paaren. Willy zog 1982 vom Kölner in den Berliner Zoo und ist 1996 an Arthritis gestorben. Er ist auch der Vater von Katjuscha, die Tochter von Bärin Nadine. Sie ist die letzte im Karlsruher Zoo geborene Eisbärin und feierte am 16. November 1984 Geburtstag.

Bereits im Oktober 1985 verlässt sie Karlsruhe und geht nach Berlin, wo ihre Halbschwester Nancy auch aufgenommen wird. Im Alter von 37 Jahren ist Katjuscha verstorben. Die Mutter des kleinen Antons heißt Silke, die 1965 geboren wird und 2000 in Nürnberg stirbt. Eisbär Anton hat auch eine Partnerin – die Eisbärin Corinna aus Copenhagen.
Ihr gemeinsamer Nachwuchs ist der 2007 in Stuttgart geborene Wilbär. Vor der Geburt von Wilbär hatte Corinna bereits fünf Mal Jungtiere geboren.

Stoffteile fallen ins Gehege
Am 11. Januar 2014 melden Besucher in der Wilhelma, dass ein Rucksack im Eisbären-Gehege liegt. Die Pfleger sammeln die Teile des Rucksacks, können aber nicht feststellen, dass Anton etwas davon verschluckt haben könnte. Und der Bär zeigt in den nächsten Wochen auch keine Anzeichen für eine Krankheit.
Erst Anfang Februar geht es Anton offensichtlich schlecht und er verhält sich seltsam. Es ist aber schwer einzuschätzen, was er für Probleme hat. Doch dann spuckt Anton Teile eines Rucksacks und einer Jacke aus.

Daraufhin gibt ihm der Tierarzt ein Abführmittel, was dazu führt, dass Anton weitere Fremdkörper ausspuckt. Die Jacke und der Rucksack sind aus Versehen in die Anlage gefallen, heißt es vonseiten der Wilhelma. Allerdings hätte Anton solche Objekte nicht gefressen, nur zerlegt. Seine Pfleger meinen, es musste etwas ganz Leckeres da drin gewesen sein, dem Anton nicht widerstehen konnte. Außerdem gibt es einen Elektrozaun an den Gehege-Scheiben – wie die Jacke und der Rucksack ins Gehege gefallen sind, ist schwierig zu erklären.
Im selben Jahr war eigentlich Antons Rückkehr nach Karlsruhe geplant, aber der beliebte Eisbär stirbt in der Nacht vom 10. Februar. Ohne den Vorfall mit den Gegenständen hätte er laut Wilhelma noch 10 bis 15 Jahren leben können.
Noch mehr Überreste im Magen von Anton
Eine Obduktion ergibt, dass der verstorbene Anton nicht nur eine Jacke und einen Rucksack gefressen hat – in seinem Magen waren auch Überreste einer Stoffpuppe gefunden worden. Diese hat er offensichtlich schon im Januar gefressen und sie haben vermutlich zusammen zu schweren Darmverletzungen und einer Darmentzündung geführt.

Anton war eines der bekanntesten Tiere in der Stuttgarter Wilhelma. In den Tagen nach seinem Tod gingen etwa 80 E-Mails mit Beileidsbekundungen ein. Eisbärin Corinna stirbt 2018 eines natürlichen Todes. Danach wird die Haltung von Eisbären in der Wilhelma beendet.
Antons Nachkommen: "Hat wichtigen Beitrag geleistet"
Der Sohn von Anton und Corinna, der Eisbär Wilbär, wird am 10. Dezember 2007 in der Wilhelma in Stuttgart geboren. Sein Name kombiniert den Namen des Zoos mit dem Wort "Bär". Im Mai 2009 geht er nach Schweden in den Orsa Grönklitt Park, wo er bis 2022 lebt und mehrere Jungtiere zeugt.
Im März 2022 wird er in den Dierenrijk Zoo in Nuenen, Niederlande, versetzt. Aber am Wochenende des 17./18. November 2024 hat Wilbär starke Bauchschmerzen und weigert sich, zu fressen und zu trinken. Nach einer Notoperation erholt er sich nicht mehr und stirbt im Alter von 16 Jahren in Eindhoven.
Der beliebte Eisbär Anton hat mehrere Enkel. "Somit hat er einen wichtigen Beitrag für die Reservepopulation der Eisbären in menschlicher Obhut geleistet", sagt Birger Meierjohann von der Wilhelma.