Im Jahr 1798 kauft der Pfarrer Friedrich Hoepfner seinem Sohn Karl Friedrich Gottlieb ein Grundstück in Liedolsheim, auf dem Karl eine Brauerei errichtet. Er verlegt den Betrieb 1825 nach Linkenheim und sein Sohn Heinrich übernimmt das Geschäft.
Sein älterer Sohn Jakob errichtet 1838 eine weitere Brauerei in Eggenstein, einen Ableger des Familienbetriebs, und zieht mit dem Geschäft 1850 nach Karlsruhe in die Kaiserstraße, wo er die insolvente Brauerei vom Unternehmer August Schmieder übernimmt.
Bierkühlung im 19. Jahrhundert schwierig
Die Räumlichkeiten in der Kaiserstraße werden langsam zu eng und Friedrich Hoepfner, der 1872 den Betrieb seines Vaters übernimmt, kauft ein Grundstück auf dem Rintheimer Feld. Hier errichtet er erst mal einen Eis- und Bierkeller, den er später um eine Schwenkhalle mit Lade- und Speicherräumen ergänzt – somit legt er den Grundstein für eine Braustätte. Bierkühlung ist im 19. Jahrhundert schwierig – oft haben die Keller nicht genug Eis und dann steigt die Temperatur.
Hoepfner stellt 1887 einen großen Eiskeller auf eisernen Säulen und Unterzügen her, die in der Wirkung nicht viel weniger ist als eine Eismaschine, aber erst in der neuen Burg wird eine moderne Eismaschine in Betrieb genommen.
Sehr harte Arbeitskonditionen für die Brauer
Die Arbeit der Brauer ist im 19. Jahrhundert sehr hart und voller Risiken – sie haben außerdem wenig Freizeit und verdienen auch wenig. Viele Brauer werden kaum 30 Jahre alt. Die Lagerung der schweren Fässer ist aufwendig und gefährlich – sie müssen aus den tiefen Kellern und über eine steile Rampe gehievt werden. Manchmal rutschen sie schnell in den Keller zurück – lebensbedrohlich für die Männer unten. Aufzüge werden installiert, aber durch Mängel führen sie zu noch mehr Unfällen.

Außerdem müssen die Männer extreme Temperaturschwankungen ertragen. Im Maschinenhaus wird das Bier aus den großen Lagerfässern in kleinere Fässer für die Gastronomie umgefüllt. Vor 150 Jahren ist diese Arbeit noch manuell. Ab den 1870er Jahren erlauben Druckluftpumpen und Gummischläuche eine Automatisierung, die auch nicht komplett zuverlässig ist.
Die Fässer kommen nicht nur in die Wirtshäuser, sondern zunehmend bei Veranstaltungen in und um die Stadt in Verwendung. Heute werden die Fässer vollautomatisch durch eine moderne Abfüllanlage gefüllt. 1875 installiert Hoepfner die erste Dampfmaschine in der alten Brauerei. Diese erlaubt eine präzisere Regelung der Brauprozesse – ab jetzt wird die Malzdarre beispielsweise mit Dampf betrieben, was die Arbeit erleichtert. Auch die Braugefäße werden vergrößert und das Kühlhaus erweitert.
Die Arbeiter streiken
1893 fangen in den Karlsruher Brauereien Streiks an. Die Gewerkschaften verlangen bessere Konditionen und Bezahlung. Für Hoepfner bedeutet das einen Verlust von etwa 12.000 Mark, da das Geschäft über fünf Jahre immer wieder boykottiert wird – alle Brauereien in Karlsruhe leiden auf ähnliche Weise.

In Folge der Aktionen werden die Löhne erhöht und die Arbeitszeiten gekürzt. Nach und nach verbessern sich die Arbeitsbedingungen der Arbeiter, auch in dem Schalander, ursprünglich der Aufenthaltsraum der Brauer, den sie in Arbeitspausen zum Essen, Waschen und Schlafen benutzen. Der Mangel an Privatsphäre gehört irgendwann zur Vergangenheit.
Eine Burg im Stil von Neuschwanstein
Gegen Ende 1890 beauftragt Friedrich die Architekten Johann Hantschel und Bernhard Koßmann mit der Ausarbeitung des Plans für einen Neubau. Das Ergebnis, die Bierburg im Stil von Neuschwanstein, ist eine der modernsten Industrieanlagen ihrer Zeit.

Die neue Brauerei wird mit dem ersten Sud am 19. Februar 1898 in Betrieb genommen und der Burghof eröffnet am 25. November 1899, komplett mit einem Biergarten und Musikpavillon, wo bis zu 2000 Menschen bei sonntäglichen Konzerten entspannen können. Die Gebäude auf dem Gelände liegen zirka 5 Meter über dem Straßenniveau, was einen quadratischen Hohlraum ergibt.
Diesen überdacht Hoepfner, sodass ein Innenhof und ein Gewölbe entstehen, in der neue Garkeller eingerichtet werden. Der Garprozess findet in offenen Holzbottichen statt, damals ein sehr schonendes und qualitatives Verfahren, was gleichzeitig sehr teuer und arbeitsaufwändig ist. Hoepfner verwendet heute noch dieses Verfahren, das von nur wenigen Brauereien noch angewendet wird.

Das Hoepfner Bier entwickelt sich zum inoffiziellen Wahrzeichen der Oststadt und nach der Eingemeindung Rintheims im Jahr 1907 wächst die Oststadt schnell um die Burg herum, die ursprünglich außerhalb der Stadt liegt. Die Firma unterhält eigene Stallungen mit Platz für 45 Pferde auf dem Gelände. Im Innenraum können sich Vereine und Stammtische gemütlich treffen. Das Mälzerstüble ist mit Wandmalereien aus dem Jahr 1900 ausgestattet, die von Franz Klei und Hellmut Eichrodt stammen – bekannte Karlsruher Maler, die sich als Studenten im Hoepfner Burghof so ihr Bier verdienten.
Ein Bier zum Doppeljubiläum des Großherzogs
1906 gibt es ein Doppeljubiläum – der Großherzog Friedrich I wird 80 und feiert zugleich Goldene Hochzeit mit der Großherzogin Luise. Hoepfner empfängt den Großherzog persönlich in der Brauerei, die zu dieser Zeit eine der leistungsstärksten Unternehmen in Baden ist. Hoepfner selbst ist ein sehr einflussreicher Unternehmer. Sein Geschenk an den Großherzog ist das "Jubelbier", kraftvoll und dennoch mild, eine Widerspiegelung der Regentschaft des Großherzogs, heißt es.

Hoepfner produziert auch Malz, sowohl für den Eigenbedarf als auch für andere Brauereien. Um die Jahrhundertwende gehört das Malzabtreten im Hof auch zum Alltag der Brauer. Die Privatbrauerei Hoepfner verwendet Braugerste, Hefe und Hopfen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Heute in der Brauerei
In der neuen Brauerei errichtet Hoepfner ein Kesselhaus mit mehreren Dampfkesseln. Die technischen Anlagen werden zwischen 2010 und 2020 modernisiert: Es gibt ein neues Abwasseraufbereitungssystem, eine neue Kühlanlage und eine moderne Abfüllanlage.
Das Sudhaus – das Herzkammer des Bauprozesses – entsteht in den 1960er Jahren. Heute werden hochwertige PU-Fässer für den Transport und Lagerung des Biers benutzt. Die Geschäftsführung, Verwaltung und Betrieb benutzen die gleichen Räume wie vor 125 Jahren.