Die Brauerei Hoepfner, als eines der am stärksten verwurzelten Karlsruher Traditionsunternehmen begann ihre Geschichte eigentlich gar nicht in Karlsruhe. Liedolsheim (heute Dettenheim) war Heimatort des Pfarrerssohnes Friedrich Hoepfner, der 1789 mithilfe seines Vaters die Hoepfner Brauerei gründete.

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Erst im darauffolgenden Jahrhundert, 1849, verzeichnet die Historie der Brauerei ihren Umzug in die von Unruhen und Aufständen geschüttelte Fächerstadt. Sehr zum Unbill konkurrierender Brauereien gelang es Hoepfner, eine über die Jahrzehnte stabile Basis innerhalb Karlsruhes aufzubauen, die 1898 in der Fertigstellung des Hoepfner-Turms gipfelte.

Ein Jahrhundert Modernisierung

Erst zu den Weltkriegen endete der Aufschwung der Hoepfner Brauerei, da sie durch die Weltwirtschaftskrise in den 1920er mit großen Problemen zu kämpfen hatte. Später, 1944, muss sie sogar aufgrund eines Konfliktes mit dem NS-Regime schließen.

Willy Schmidt
Bild: Privatbrauerei Hoepfner

Erst nach dem 2. Weltkrieg, 1947, gelingt es dem zwischenzeitlichen Inhaber Albrecht Hoepfner, die Brauerei neu zu eröffnen und ab dem Jahr 1952 wieder auf ein Profitniveau wie vor dem Krieg zu bringen. Bis in die 1970er hinein brechen wieder prosperierende Zeiten für den Betrieb an. 

Neuere Impulse werden von der um diese Zeit formierten Vorstandsgruppe um Friedrich Georg Hoepfner gesetzt, die bis über die Jahrtausendwende vor der Aufgabe stand, die Brauerei Hoepfner zu modernisieren und an den Zeitgeist anzupassen. Das änderte sich auch nicht, als die Brauerei 2004 zu einem Teil der Paulaner-Gruppe wurde. 

"Ein Spannungsfeld aus Tradition und Innovation"

"Es war damals wie heute ein Spannungsfeld aus Tradition und Innovation", sagt einer der Geschäftsführer der Brauerei, Willy Schmidt. Seit 2013 unterliegt dem gebürtigen Kölner die Federführung des Unternehmens.

"In den letzten Jahrzehnten war es eine konstante Aufgabe der Brauerei Hoepfner, das traditionelle, aber hoch aufwendige und geschätzte Brauereihandwerk zu bewahren, gleichzeitig aber die technische Ausrüstung aktuell und natürlich die Kosten unter Kontrolle zu halten", so Schmidt.

"Die Kommunikation hat sich stetig verändert"

Das habe schon damit begonnen, dass Hoepfner die 1994 die erste Brauerei war, die eine eigene Internetseite betrieben habe. "Die Kommunikation mit dem Kunden und auch im Unternehmen hat sich stetig verändert. Die Marke musste angepasst werden, um ansprechender und weltoffener zu sein, aber trotzdem durften wir unsere Karlsruher Herkunft natürlich nie vernachlässigen", sagt er.

Willy Schmidt, Geschäftsführer von Hoepfner.
Willy Schmidt, Geschäftsführer von Hoepfner. | Bild: Hoepfner

"Wir brauchen die richtige und ansprechende Kommunikation für Vereine, für Stadtfeste, für die Gastronomie - auch unsere eigene - und müssen uns natürlich so gut wir können in der Region einbringen. Gleichzeitig muss diese Kommunikation auch dynamischer werden, weshalb wir auch eine starke Social-Media-Präsenz zeigen", erklärt der Geschäftsführer.

Ein Hoepfner-Online-Shop

Solch eine Kommunikation sei vor allem in der Corona-Zeit, wo die unmittelbarsten Kundenkontakte auf Eis liegen mussten, sehr wichtig. "2019 hatten wir ganze 280 Brauereiführungen", sagt Schmidt dazu. "Das ging zu Corona-Zeiten natürlich nicht mehr, also mussten wir unseren Online-Anteil verstärken."

Hoepfner Burgfest am Samstag
Bild: Paul Needham

Auch aus diesem Grund wurde im Jahr 2020 erstmals ein Online-Shop ins Leben gerufen. "Zwingend nötig wäre das im unmittelbaren Umfeld der Brauerei nicht gewesen, da der meiste Umsatz während der Corona-Wellen noch immer über die Getränkemärkte kam. Aber wir konnten somit den Menschen aus der Region, die auswärtig leben, die Möglichkeit bieten, unser Bier zu bestellen", sagt er,

"Und sie können mir glauben, die Badener sind überall", fügt Schmidt mit einem Augenzwinkern hinzu.

Technischer und logistischer Wandel

Neben einem immer schneller werdenden Marketingprozess unterliege natürlich auch die Technik einem stetigen Wandel. "Seit 2019 haben wir außerdem eine neue, automatische Fassabfüllung, die vollständig auf Robotertechnik basiert", so Schmidt weiterhin.

"Auch logistisch haben wir uns gewandelt, etwa als wir das Brauereilager letztes Jahr nach Hagsfeld verlegt haben, damit unsere Lieferanten sich nicht mit ihren breiten LKWs durch die Oststadt kämpfen müssen", sagt er.

"Das Dreieck aus Tradition, Modernität und Heimatverbundenheit"

"Ich finde, sich technisch und kommunikativ wandeln zu können, um auf einem immer größeren und globaleren Markt relevant zu bleiben, aber dabei noch immer als Heimatmarke erkannt zu werden, ist es, was eine gute Brauerei ausmacht. Das Dreieck aus Tradition, Modernität und Heimatverbundenheit."

Und nach diesen Grundsätzen wolle Hoepfner laut Schmidt auch in die Zukunft schreiten und sich immer weiter entwickeln, ohne den Wurzeln zu entsagen - und das sowohl in der Technik als auch im Marketing.

Klimaneutrale Kesselhäuser und neue Marken

"Im Moment arbeiten wir nicht nur an einer ammoniakfreien Kälteversorgung, sondern auch an einem neuen Kesselhaus, das bis Ende 2023 einsatzbereit ist, wenn alles glatt läuft. Das lassen wir uns auch einen hohen Betrag kosten, aber dafür wird der Verbrennungsprozess im Kesselhaus emissionsfrei sein", erklärt Schmidt.

Der Biergarten soll für das Burgfest erweitert werden.
Der Biergarten soll für das Burgfest erweitert werden. | Bild: Carsten Kitter

"Außerdem wird es im Laufe des kommenden Jahres auch neue Etiketten für die verschiedenen Biermarken geben - auch da wollen wir uns weiterentwickeln", so der Geschäftsführer. "Mit am wichtigsten in der Zukunft ist uns aber der Kundenkontakt. Gerade jetzt, wo die Corona-Maßnahmen so stark gelockert wurden."

Ein dreifaches Jubiläum

Zu diesem Kundenkontakt gehöre auch, dass seit 2022 wieder Führungen stattfinden. Wesentlich größere Dimensionen biete laut Schmidt aber "das dreifache Jubiläum, das wir nächstes Jahr feiern werden."

225 Jahre Brauerei Hoepfner, 125 Jahre Hoepfner Burg und 40 Jahre Burgfest. Alleine die langen Jahre der Relevanz, die sich hinter der Brauerei und deren Institutionen aufreihen, zeigten dabei ihren Erfindungsreichtum und ihre Anpassungsfähigkeit.

"Wir von der Brauerei Hoepfner sind schon immer ungewöhnliche und innovative Wege gegangen. Wir haben nach vorne gedacht. Das hat uns schon immer ausgemacht", wie der Brauerei-Geschäftsführer schließt.