Egal in welchem Bereich, leben in Deutschland wird teurer. Egal ob beim Sprit, Heizöl oder bei Lebensmitteln, die Preise sind aktuell auf einem Rekordhoch. Die Inflationsrate ist mit 7,4 Prozent so hoch wie seit 1981 nicht mehr. Rekordpreisniveau seit über 40 Jahren.
Brauerein in Karlsruhe kämpfen mit hohen Preisen
Während der Wocheneinkauf im Supermarkt für so manche Familie zur finanziellen Belastungsprobe wird oder das Tanken zum Luxusgut mutiert, kämpfen auch mehr und mehr Unternehmen in Karlsruhe mit den steigenden Kosten.

"Ja, leider. Auf jeden Fall", antwortet Dorothee Scheidtweiler, Geschäftsführerin der Hatz-Moninger Brauerei in Karlsruhe auf die Frage, ob die Preise auch in der Bierbranche gestiegen seien. "Es gibt fast keinen Bereich, in dem die Preise nicht angestiegen sind."
Scheidtweiler sagt weiter: "Egal, ob Preise für Kronkorken, die sich verdoppelt haben, oder für Etiketten, jeder Lieferant erhöht aktuell seine Preise. Extrem ist der Anstieg auch für uns im Bereich Energie." Die Preisexplosion macht also auch vor dem Deutschen liebsten Gutes nicht halt. Das Bier, es wird teurer.
Malzpreis zieht um 50 Prozent an
"Unter anderem der Malzpreis ist stark gestiegen und es ist aktuell keine Besserung in Sicht. In diesem Ausmaß hat es so etwas wie aktuell in der Branche noch nie gegeben", sagt Scheidtweiler im Gespräch mit ka-news.de. Um ungefähr 50 Prozent sei der Preis für den Bierrohstoff zuletzt angestiegen.
Problem beim Malz: "Schon im letzten Jahr gab es eine schlechte Ernte in Europa und durch den Krieg in der Ukraine werden die Getreidemärkte massiv beeinflusst", erklärt Scheidtweiler. Hinzu kämen weitere geopolitische Spannungen. "Australien hat ein Handelsembargo gegen China verhängt und China hat dann Bestände aus Europa aufgekauft."

Doch nicht nur die Rohstoffpreise sorgen in der Durmersheimer Straße für Schweißperlen, auch die Energiekosten treiben die Produktionskosten beim Bier in die Höhe. "Brauen ist ein energieaufwendiger Prozess, auch hier kommt noch was auf uns zu", so Scheidtweiler.
Ein ähnliches Bild der Bier-Situation in Karlsruhe zeichnet auch Christopher Wertz, Geschäftsführer und Biersommelier bei Fächerbräu. "Wir merken es vor allem an den Transportkosten. Wir sind momentan sehr leidgeplagt", erklärt Wertz im Gespräch mit ka-news.de.
Auch Fächerbräu meldet steigende Kosten
Auch das Start-Up aus der Fächerstadt kämpft mit Kostensteigerungen beim Malz. "Die ist aber unabhängig vom Krieg und wird uns wohl erst bei der nächsten Ernte so richtig erwischen", sagt Wertz. Extrem sei die Steigerung bei den Transportkosten, diese seien um das Doppelte gestiegen.

Ärgerlich für das junge Unternehmen: "Wir sind frisch über den Karlsruher Klimafonds klimafair zertifiziert. Dafür zahlen wir einen CO2-Ausgleich an den Klimafonds und haben jetzt noch die zusätzlichen Kosten tragen. Das ist schon happig", gibt Wertz zu Protokoll.
Vorteil für Fächerbräu: Der energieaufwendige Prozess des Brauens wird über Solarenergie betrieben. "Unseren Strom für unserer Braustätte im Schwarzwald gewinnen wir zu 100 Prozent über Solarenergie. Ein Vorteil, der uns aufatmen lässt", sagt Wertz. Die Fächerbräu-Garage im Erbprinzenhof werde über die Stadtwerke Karlsruhe mit 100 Prozent Ökostrom betrieben. "Die Stadtwerke wollten ja erst spät eine Erhöhung machen und sind relativ kulant."
Doch was bedeuten all diese Faktoren für den leidenschaftlichen Biertrinker? Wird das Bier im Supermarkt, im Biergarten oder in der Kneipe wirklich teurer? Wertz meint: "Trotz allem sind wir seit unserer Gründung preisstabil. Zumindest im Einzelhandel." Auf Festen sei die Situation ein wenig anders.
Preissteigerung wird beim Kunden ankommen
"Auf Veranstaltungen und auf Festen mussten wir eine Steigerung vornehmen, im Handel versuchen wir aber über eine Mengensteigerung die Produktionskosten nicht ganz in die Höhe schnellen zu lassen", erklärt der Bier-Fachmann. "Unsere Kunden bleiben uns weiter treu und haben großes Verständnis und sind bereit den höheren Preis mitzutragen. Wir versuchen aber weiter mit fairen Preisen am Markt zu bleiben."

Neben Fächerbräu zeichnet sich auch bei Hatz-Moninger eine Preissteigerung ab. "Wir werden nicht drum herum kommen, die Steigerung in Teilen an den Kunden weiterzugeben. Wir können es in diesem Umfang einfach nicht puffern und als Unternehmen nicht mehr ausgleichen", meint Dorothee Scheidtweiler.
Generell rechne sie mit einer Preiserhöhung in der gesamten Branche. "Der Bierpreis in Summe wird sich steigern, wir sind ja nicht die Einzigen, die aktuell diese Probleme haben. Es ist ein Branchenproblem und kein Unternehmen wird es ohne Preissteigerung durchhalten. Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann reagiert wird."
"Kein Zeichen für Entspannung"
Wann sich die Situation wieder beruhigen könnte, kann Scheidtweiler nicht sagen. "Momentan gibt es keine Zeichen für Entspannung. Auch solange sich die Lage in der Ukraine nicht beruhigt, werden die Preise weiter stark beeinflusst."
Wie hoch und wie genau die Preisgestaltung im Hause Hatz-Moninger aussehen soll, sei aktuell in der Abstimmung. "Wie wir es am geschichteten machen, klären wir aktuell ab. Endgültig ist es noch nicht entschieden, aber wir werden es in Teilen - vielleicht auch nur temporär - weitergeben", so Scheidtweiler.
Hoepfner möchte nicht an der Preisschraube drehen
Anders sehen die Pläne dagegen bei Hoepfner aus. Die Privatbrauerei in der Haid-und-Neu-Straße in der Oststadt möchte laut Geschäftsführer Willy Schmidt nicht an der Preisschraube drehen, obwohl man auch in der Burg mit hohen Preisen zu kämpfen hat, wie Schmidt im Gespräch mit ka-news.de erklärt.

"Wir haben erst zum Jahreswechsel eine Preiserhöhung gehabt und werden jetzt zunächst einmal die Situation weiter beobachten. Wir wollen jetzt nicht noch weiter dazu beitragen, dass die Preise in allen Bereichen weiter steigen", sagt der Hoepfner-Chef. Aus seiner Sicht gebe es bei der aktuellen Situation zwei Faktoren zu beachten.
"Vorsichtiger Optimismus"
"Da wäre auf der einen Seite die Beschaffung von teils banalen Dingen wie CO-2 oder Laugen und andererseits natürlich die enorme Preisentwicklung an allen Ecken und Enden", erklärt Schmidt. So seien beispielsweise die Dieselpreise enorm und auch die Zutaten zum Bier brauen hätte sich in manchen Bereichen sogar verdoppelt.
Trotz der nun neuen Schwierigkeiten freut sich der Bierburg-Chef auf die anstehende Saison. "Es ist spannend zu sehen, wie die Gastronomie zurückkommt und die Planung für dieses Jahr macht großen Spaß, auch wenn die Bilder in der Ukraine schockierend sind. Bei uns herrscht vorsichtiger Optimismus."
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