Die Bestände des Archivs in der Markgrafenstraße 29 im Gebäude der ehemaligen Städtischen Pfandleihe werden in modernen, gekühlten Magazinräumen aufbewahrt und unterliegen bei der Übernahme strengen Präventivmaßnahmen, inklusive einer Quarantänezeit.
Was macht das Stadtarchiv Karlsruhe?
Hier befinden sich unter anderem die Standesbücher der Stadt Karlsruhe und die Unterlagen der Stadtverwaltung, verschiedene Nachlässe aus der Industrie und von Privatpersonen mit stadtgeschichtlicher Bedeutung, Bücher und große Bildersammlungen.

Größere Teile der Bestände sind Jahrhunderte alt. Susanne Brenneisen ist seit zwei Jahren Stellvertretende Archivleiterin. Zu den Hauptarbeiten des Stadtarchivs, erklärt sie, gehören die Archivierung der Verwaltungsunterlagen, die Digitallangzeitarchivierung, die Vermittlung der Stadtgeschichte und die Bestandshaltung.
Dazu kommt die Überlieferungsbildung – "Das heißt, ob wir Unterlagen übernehmen oder nicht", erklärt Susanne Brenneisen. Das Stadtarchiv liefert Material für Ausstellungen, beispielsweise die fotografische Ausstellung "Karlsruhe im Fokus" vom November 2021 im Prinz-Max-Palais und stellt auch im eigenen Haus aus.

Hier können auch junge Leute eine Ausbildung machen – denn das Archiv bildet auch FaMIs (Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste/Fachrichtung Archiv) aus. Aber das Stadtarchiv steht auch für die allgemeine Bevölkerung zur Verfügung. "Grundsätzlich sind wir ein Archiv, das jedermann offensteht, und weil wir diese Standesunterlagen haben, besteht eine große Nutzergruppe aus Familienforschern", erzählt Brenneisen.
Auch Studenten nutzen das Archiv in Karlsruhe
Auch Studenten benutzen die Bestände im Rahmen eines großen Bauaktenprojekts, um über städtebauliche Geschichte zu forschen. Viele Bestände sind im Internet aufrufbar, wo man auch einzelne Bestände zur späteren Einsicht bestellen kann. In der Regel bucht man einen Termin im Lesesaal, um bestellte Bestände einzusehen. Hier kann man am Computer in dem Archivsystem AUGIAS nach weiteren Beständen – Dokumente, Unterlagen, Bücher und Fotos – suchen.

Nicht immer muss man die Originaldokumente, die teilweise schwer zu lesen sind, durchforschen. Viele Bestände sind inzwischen digitalisiert worden. Wie viel und was ist denn eigentlich verfügbar? "Man muss ein bisschen unterscheiden", erklärt Brenneisen. "Es gibt einerseits Digitalisate, das sind Dokumente, zu denen es eine analoge Vorgabe gibt, die gescannt wurde. Wir haben mehrere Millionen Digitalisate und auch große Digitalisierungsprojekte hier im Haus."

Die digitale Langzeitarchivierung andererseits bedeutet aber nicht, dass man analoge Vorlagen scannt, sondern dass man Unterlagen übernimmt, die schon digital sind, zum Beispiel E-Mails, die in der Stadtverwaltung geschrieben worden sind. Oder große fotografische Bestände, die heute alle digital entstehen.
Datenschutz ist beim Stadtarchiv in Karlsruhe ein Thema
“Man denkt bei Archiven immer an alte Urkunden, aber natürlich sind wir auch für den Bereich der elektronischen Unterlagen, die in den Dienststellen entstehen, zuständig", sagt die Archivarin.

"Und wir sind jetzt auch aktiv dabei, diese Daten zu übernehmen, zum Beispiel die elektronische Personalakte". Bei den Digitalisaten werden ältere Bestände zunehmend online gestellt, was für viele Kunden die Arbeit erleichtert. Es kommen auch viele Anfragen aus Übersee.
Das Projekt der Badischen Landesbibliothek, bei dem das Stadtarchiv alte Zeitungen und Adressbücher zur Digitalisierung bereitgestellt hat ist sehr erfolgreich, allerdings können die Zeitungen aus urheberrechtlichen Gründen nicht bis in die Gegenwart online gestellt werden. Deswegen sind sie aktuell nur bis Anfang der 1950-er Jahre verfügbar.

"Datenschutz ist ein Thema, das uns sehr beschäftigt", so Brenneisen. "Wir dürfen nicht alles einfach direkt online stellen, aber wir bewegen uns zwischen dem gesetzlichen Auftrag, Archivgut für die Öffentlichkeit bereit zu stellen und den rechtlichen Grenzen von Datenschutzurheberrecht, die auch beachtet werden müssen."
Stadtarchiv stellt regelmäßig aus
Außer Forschung bietet das Stadtarchiv den Bürgern Ausstellungen und Vorträge an, manchmal in Kooperation mit anderen Museen. "Wir beteiligen uns am Tag des Offenen Denkmals, und es gibt auch ein Tag der Archive, wo wir Führungen durch das Haus anbieten, für Bereiche, die sonst der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind", sagt Brenneisen.

Und das Archiv ist auf Instagram und Facebook aktiv, wo in kleinen Clips versucht wird, den Archiv-Alltag näher zu bringen und auch auf das Historische einzugehen. Vor Kurzem beispielsweise als der erste Schultag war, zeigte das Archiv wie die Schule vor 100 Jahren in Karlsruhe ausgesehen hat. Ein weiterer wichtiger Bereich, den das Stadtarchiv abdeckt ist der Bildungsauftrag.
"Kaum etwas ist so schwer wie Papier"
Das heißt, das Archiv bietet eine große Reihe von Publikationen zur Stadtgeschichte und zur Erinnerungskultur an, wo es auch in verschiedenen Aktionen wie Stolpersteine-Verlegung eingebunden wird. Das Gebäude der Städtischen Pfandleihe hat sich als Archiv angeboten, erklärt Brenneisen, weil man wie in einem Archiv ähnliche Flächen braucht.

Beispielsweise einen öffentlichen Bereich und einen Lagerungsbereich, der relativ groß sein muss. "Was man oft vergisst", erklärt die Archivarin, "kaum etwas ist so schwer wie Papier. Das heißt, man braucht große Lagerflächen, die eine richtige oder eine belastbare Tragfläche haben. Hier waren Bereiche, die sich gerade gedeckt haben und es einfach stimmig war. Es gibt andere Archive, die Kasernen waren und wo Militärgeräte gelagert wurden. Man braucht einfach eben große Tragflächen, die ein schweres Gewicht aushalten."

Das Stadtarchiv hat dienstags und mittwochs von 8.30 bis 15.30 Uhr und donnerstags von 8.30 bis 18Uhr geöffnet. Unter 0721/133 42 77 kann man einen Termin im Lesesaal buchen.