Ein paar schmutzig graue Betonklötze und Kuppeln, die zwischen Bäumen und auf sanft abfallenden grünen Wiesen aus dem Boden ragen - dass hier, im Artilleriewerk Schoenenbourg, etwa acht Kilometer südlich von Wissembourg, vor über 80 Jahren tausende Granaten und Maschinengewehr-Salven abgefeuert wurden und hunderte Soldaten stationiert waren, lässt sich heute kaum mehr nachvollziehen.

Die Zeit in den Bunkern ist stehengeblieben
Doch der Schein trügt, als ka-news.de sich an einem Frühlingstag hier umsieht: Wo von außen der Zahn der Zeit genagt hat, scheint es im Inneren der Bunkeranlage, 30 Meter unter der Erde, so, als ob die Soldaten die Räume eben erst verlassen hätten.

Die unterirdischen Anlagen des Artilleriewerks mit zahlreichen Räumen und kilometerlangen Gängen sind Teil der sogenannten Maginot-Linie - ein Verteidigungssystem aus Bunkern und unterirdischen Gängen, welches zwischen 1930 und 1940 entlang der französischen Grenze zu Belgien, Luxemburg, Deutschland und Italien erbaut wurde. Die Festung ist benannt nach dem damaligen französischen Verteidigungsministers André Maginot.

Nach dem Ersten Weltkrieg rüstet Frankreich gegen das Deutsche Reich
Bereits nach dem Ersten Weltkrieg gab es in Frankreich Überlegungen, die Grenzen gegen Angriffe zu sichern. 1930 entschied man sich zum Bau der Maginot-Linie. Die steigende Bedrohung durch das Deutsche Reich wurde mit den Jahren größer, daher hatte man die wichtigsten Abschnitte der zirka 1.000 Kilometer langen Maginot-Linie Ende 1936 fertiggestellt. Die Kosten betrugen insgesamt rund fünf Milliarden alte Französische Francs.

Die Verteidigungsanlage wurde - basierend auf Erfahrungen des Ersten Weltkriegs - zur Abwehr von Infanterieangriffen geplant. Die Maginot-Linie war entgegen dem deutschen Westwall keine durchgehende Verteidigungslinie, sondern eine Vielzahl von eigenständigen und isolierten Befestigungsbauwerken.

Fehlerhafte Planung machte die Maginot-Linie angreifbar
Neu entwickelte Artillerie-Bauten mit ausfahrbaren Geschütztürmen sollten den Gegner auf Distanz halten. Dabei hat man allerdings bei der Planung den massiven gegnerischen Panzerangriff nicht berücksichtigt.

Ein weiterer Nachteil des Verteidigungssystems: der hohe Personalbedarf, welcher an anderen Stellen fehlte. Zudem war die Fertigstellung und Bestückung der Bauten aufgrund der hohen Kosten nicht vollständig abgeschlossen.

Maginot-Anlagen sind heute zur Besichtigung geöffnet
Der Abschnitt in Schoenenbourg wurde zwischen 1930 und 1935 von etwa 600 Männern erbaut. Ab 1936 war die Anlage betriebsbereit. In den jeweiligen Abschnitten waren bis zu 630 Soldaten stationiert.

Viele Werke der Maginot-Linie kann man heute geführt besichtigen, so auch die Festung Schoenenbourg mit rund 3,5 Kilometern unterirdischer Räumlichkeiten.