Auf der jüngsten Bund-Länder-Konferenz wurden unter anderem neue Quarantäneregeln beschlossen. Diese setzt das Land Baden-Württemberg seit dem 12. Januar um. Unter anderem dürfen Beschäftigte der kritischen Infrastruktur die Corona-Quarantäne nach sieben Tagen mit einem negativen PCR-Test beenden. Zudem müssen sie mindestens 48 Stunden ohne Symptome sein.
Sorgen die Rekord-Neuinfektionen für einen Kollaps?
Die Bund-Länder-Runde hatte sogar eine Verkürzung der Quarantäne für die kritische Infrastruktur auf fünf Tage diskutiert. Die Absicht: Auch bei hohen Infektions- und Quarantänezahlen sollte ausreichend Arbeitskraft vorhanden sein, um die Arbeit von Pflege, Polizei, Feuerwehr und Co. aufrechtzuerhalten.

Aktuell steigen die Infektionszahlen wieder schnell. Zuletzt wurde die Schwelle von 80.000 Neuinfektionen in Deutschland überschritten - ein neuer Rekord. In Baden-Württemberg liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell (Stand 17. Januar) bei 545,9, im Stadtkreis Karlsruhe bei 627,4. Hohe Infektionszahlen, die zur Folge haben, dass viele Personen in Quarantäne müssen.
Wie steht es vor diesem Hintergrund um die kritische Infrastruktur in Karlsruhe? Müssen bald zu viele der Beschäftigten in Quarantäne oder sind es sogar schon? Könnte irgendwann der Kollaps bei Pflege, Polizei oder Feuerwehr drohen? ka-news.de hakt nach.
Karlsruhes Infrastruktur steht aktuell gut da
Die gute Nachricht vorneweg. Durchweg berichten die angefragten Stellen von aktuell geringen Quarantänefällen. So ist beispielsweise beim Polizeipräsidium Karlsruhe "eine geringe zweistellige Anzahl an Beschäftigten in Quarantäne", wie es auf Nachfrage der Redaktion mitteilt. Mit Stand 1. Januar sind rund 1.900 Personen beim Polizeipräsidium Karlsruhe beschäftigt.

"Mit der Anpassung der Corona-Verordnung und der Vereinfachung und Verkürzung der Quarantäne-Regeln für Kontaktpersonen wird ein möglicher massenhafter Ausfall von Beschäftigten verhindert. Aufgrund dessen steht das Polizeipräsidium Karlsruhe den Neuregelungen positiv gegenüber", heißt es gegenüber ka-news.de weiter. Und: "Durch zusätzliche Maßnahmen wird zu jedem Zeitpunkt der Pandemie die Wahrnehmung der polizeilichen Kernaufgaben gewährleistet."
Ähnlich lautet die Antwort der Berufsfeuerwehr Karlsruhe: "Mit der geänderten Risikobewertung und der daraus resultierenden Verordnung in der aktuellen Fassung hat sich die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls von Einsatzkräften in spürbaren Dimensionen deutlich vermindert", heißt es dort.
So steht es um Feuerwehr und Stadtverwaltung
Die hohe Impfquote in Verbindung mit einer umfangreichen Teststrategie auf den Wachen und weitere begleitende Maßnahmen - unter anderem bestmögliche Trennung der Fahrzeugbesatzungen, Wachabteilungen und Feuerwachen - würden in der Summe dazu führen, dass das Risiko eines größerer Ausbruchs unter Einsatzkräften der Feuerwehr minimiert werde. Laut Berufsfeuerwehr befindet sich aktuell ein Mitarbeiter in Quarantäne.

Auch bei der Stadt Karlsruhe mit 6.317 Beschäftigten würden die neuen Quarantäne-Regeln die kritische Infrastruktur sogar eher aufrecht erhalten als zuvor. Aktuell befinden sich nach eigenen Angaben neun Mitarbeiter der Stadt in Quarantäne.

"Die Dienststellen haben sich zum Jahresende intensiv damit auseinandergesetzt, die vorhandenen Notfallpläne mit dem Ziel zu aktualisieren, den Dienstbetrieb aufrecht zu erhalten. Dies soll unter anderem mit einer Ausweitung des betrieblichen Testangebotes, der zusätzlichen Ausgabe von FFP2-Masken sowie der konsequenten Umsetzung kontaktreduzierender Maßnahmen erreicht werden. Damit sind wir gut aufgestellt, um die kritische Infrastruktur aufrecht erhalten zu können", erklärt die Verwaltung auf Anfrage der Redaktion.
Und die Pflege?
Und wie sieht es mit dem in der Pandemie so wichtigen Pflege- und Krankenhauspersonal aus? "Die Sorge, die Infrastruktur nicht mehr aufrecht erhalten zu können, begleitet uns bereits seit der ersten Welle. Ausfälle durch Erkrankungen des Personals oder Quarantäne-Anordnungen sind immer wieder bedrohlich für die Aufrechterhaltung des Versorgungsauftrages von Krankenhäusern", heißt es dazu auf Nachfrage bei den ViDia-Kliniken Karlsruhe.

Aktuell sei die Lage an den ViDia-Standorten zwar wechselhaft, aber insgesamt stabil. Strukturgefährdende Ausfälle bestünden beim Personal glücklicherweise nicht. Das Abklingen der Delta-Welle führe gerade eher zu einer Entlastung. "Ob die prognostizierten hohen Omikron-Infektionszahlen bei reduzierter Quarantäneverpflichtung tatsächlich zu einer kritischen Überforderung der Kliniken führen, bleibt offen. Sich hierauf vorzubereiten, ist aber selbstverständliche Verpflichtung der Kliniken."
Konkret bedeutet das, dass sich von 3.500 Mitarbeitern eine "mittlere zweistellige Zahl" an Beschäftigten in Quarantäne befinde. Grundsätzlich würden die neuen Regelungen nach Angaben der ViDia-Kliniken begrüßt. Aber dennoch: "Personal-Ausfälle durch strenge Quarantäne-Anordnungen haben das Gesundheitswesen in den vergangenen Wellen vor große Herausforderungen gestellt."



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