Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Casazza-Nachfolge: Sucht Karlsruhe den Superboss?

Karlsruhe

Casazza-Nachfolge: Sucht Karlsruhe den Superboss?

    • |
    • |
    Walter Casazza
    Walter Casazza Foto: ka-news

    Ein oder gar mehrere Nachfolger für Walter Casazza? Verantwortungsbereiche bündeln oder splitten? Umstrukturieren oder nicht? Der scheidende Geschäftsführer Walter Casazza steht derzeit an der Spitze der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig), der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) und des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV). Aber wie soll die Organisationsstruktur des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Region in Zukunft überhaupt aussehen?

    Grüne: "Ein Geschäftsführer ist mit der Leitung von vier Gesellschaften überfordert"

    Die Grüne-Gemeinderatsfraktion möchte den anstehenden Wechsel bei den Geschäftsführungen von KVV, VBK, AVG und Kasig als Chance für Umstrukturierungen nutzen. "Wir halten dies aufgrund der unterschiedlichen Aufgabenstellungen als Besteller und Ersteller von ÖPNV-Leistungen für sinnvoll", sagte Stadtrat Johannes Honné, der auch Aufsichtsratsmitglied im KVV und bei der VBK ist, bereits im August in einer Pressemitteilung.

    "Wir müssen damit rechnen, dass EU-rechtliche Vorgaben früher oder später eine Trennung der Geschäftsführungen zwingend erforderlich machen", ergänzt Fraktionssprecherin Bettina Lisbach."Die letzten Jahre haben auch bei der Kasig klar gezeigt, dass ein gemeinsamer Geschäftsführer mit der Leitung von vier Gesellschaften ganz unabhängig von seiner persönlichen Leistungsfähigkeit schlicht überfordert ist", sagt Lisbach. Ob in der Zukunft eine komplette Trennung der Geschäftsführung von der VBK sinnvoll ist, solle laut Honné geprüft werden. Die Grüne Fraktion regt zudem an, sich für die anstehenden Strukturdiskussionen externen Sachverstand einzuholen. "Angesichts der Tragweite der Entscheidungen sollten jetzt keine Entscheidungen übers Knie gebrochen werden", so heißt es seitens der Grünen-Stadträte weiter.

    CDU: "Alle vier Gesellschaften müssen in einer Hand bleiben"

    Die CDU Karlsruhe sieht das anders. Die Partei macht in einem Brief an Oberbürgermeister Frank Mentrup deutlich: "Für den weiteren Erfolg unseres öffentlichen Personennahverkehres ist eine enge Verzahnung der vorhandenen Gesellschaften unabdingbar. Primäres Ziel aller Überlegungen muss aus unserer Sicht sein, das Karlsruher Modell, das 30 Jahre gewachsen ist, fit für die Zukunft und die damit verbundenen Aufgaben zu machen. Eine Trennung der Gesellschaften von KVV auf der einen Seite und VBK/AVG auf der anderen Seite ist aus unserer Sicht dafür nicht der richtige Weg. Ein zukunftsfähiges Modell kann nur bedeuten, dass alle vier Gesellschaften in einer Hand bleiben."

    Es dürften keine zusätzlichen Schnittstellen und damit Reibungsverluste zwischen den einzelnen Gesellschaften entstehen. Das Karlsruher Modell setze voraus, dass "sämtliche Fäden in einer Hand zusammen laufen". Bei einer Trennung des KVV von den anderen Gesellschaften würden aus Sicht der CDU-Fraktion "erhebliche Schnittstellen und Reibungsverluste" entstehen. Die bisherigen Synergieeffekte könnten nicht mehr genutzt werden, vielmehr würden ihrer Auffassung nach erhebliche "Zusatzkosten anfallen, die die Wirtschaftlichkeit in Frage stellen könnten".

    "Die Erfahrungen der Vergangenheit haben aber auch deutlich aufgezeigt, dass mit der Komplexität der Aufgaben sowohl im technischen als auch im kaufmännischen Bereich eine Person allein die erforderliche verantwortliche Führung nicht mehr leisten kann. Aus unserer Sicht sollte daher geprüft werden, ob über die vier Gesellschaften zwei Sparten, nämlich eine technische und eine kaufmännische, gespannt werden könnte", so die CDU weiter. Denkbar wäre aus Sicht der CDU "ein kaufmännischer Geschäftsführer, der den kaufmännischen Teil in allen vier Gesellschaften, auch in der KVVH abdeckt und ein technischer Geschäftsführer, der in der AVG und VBK Verantwortung für den technischen Teil trägt."

    GfK-Stadtrat Kalmbach: "mehr Menschlichkeit und Teamgeist"

    Einzelstadtrat Friedemann Kalmbach von der Wählervereinigung Gemeinsam für Karlsruhe (GfK) findet: "Lösungen einfach nur durch Strukturänderungen herbeizuführen greift meistens zu kurz. Nach dem Ende der 'Ära Ludwig' verließen führende Mitarbeiter die Karlsruher Gesellschaften. Diese waren mitverantwortlich für das erfolgreiche Karlsruher Modell und sind heute in anderen Städten und Verbänden in führenden Positionen. Dieser Kompetenzverlust konnte bis heute nicht wieder ausgeglichen werden." Die Lösung könne aus GfK-Sicht nicht einfach heißen "umstrukturieren".

    "Es bedarf einer genauen Analyse. Erst danach kann genau gesagt werden welche Struktur die beste ist. Aus dem was momentan für uns sichtbar ist, geht es aber darum wieder eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit zu schaffen und wegzukommen vom Optimieren (Zahlen und Zeiten) zu mehr Menschlichkeit und Teamgeist. Dann kann der ÖPNV wieder zu alter Stärke finden", so Kalmbach auf ka-news-Nachfrage.

    Daraus ergebe sich für die Suche eines Nachfolgers, dass im Vorfeld genaue Vorstellungen in Bezug auf "Menschenführung, Betriebsphilosophie und auch Leidenschaft für den ÖPNV" definiert werden sollten. "Erst ein gutes Betriebsklima mit begeisterten Mitarbeitern und einem guten leidenschaftlichen kompetenten Führungsteam, das an einem Strang zieht, wird in die alte Erfolgsspur zurückführen. Wir brauchen auf jeden Fall einen verbindenden Nachfolger, der die in Lager zerfallene Mannschaft wieder auf ein gemeinsames Ziel zuführen kann", schreibt Kalmbach.

    KAL: "Person des KVV-Geschäftsführers muss von VBK und AVG getrennt sein"

    Die Karlsruher Liste (KAL) erklärt dazu: "Die Person des Geschäftsführers bei der KVV muss von der bei VBK und AVG getrennt sein." Bei AVG und VBK bedürfe es zukünftig zweier Geschäftsführer - einem technischen und einem kaufmännischen, die aber "bei beiden Gesellschaften personenidentisch sind." Bei der Kasig genüge nach Ansicht der KAL ein Chef. Hier biete sich der erfahrene bisherige Geschäftsführer als Nachfolger von Casazza an. Diese Position müsse laut KAL "nicht personenidentisch mit den Geschäftsführern der VBK und AVG sein.

    "Der KVV übt als Verbund eine Auftraggeber- beziehunsgweise Bestellerfunktion aus. Die operativen Gesellschaften AVG und VBK sind die beiden wichtigsten Auftragnehmer, ähnlich wie die DB oder Busunternehmen in der Region. Eine personelle Trennung der Funktion wird auch das Verhältnis zu den Landkreisen im KVV und zum Land Baden-Württemberg entkrampfen. Auch europäische Vorgaben im ÖPNV legen eine solche Lösung nahe", so die KAL gegenüber ka-news. Die Aufsichtsräte und Gesellschafterversammlungen der betroffenen Gesellschaften müssten sich schnellstens treffen und eine entspreche Personalfindung beschließen. Die Karlsruher Liste (KAL) will ihre Position noch in dieser Woche in einem Antrag an die Stadtverwaltung formulieren, wie sie ankündigt.

    SPD: Umstrukturierung prüfen

    SPD-Fraktionsvorsitzende Doris Baitinger erklärt gegenüber ka-news: "Die SPD-Fraktion ist prinzipiell dazu bereit, eine Umstrukturierung der Geschäftsführung zu prüfen. Wie diese genau aussehen wird, kann aber erst nach Gesprächen zwischen Stadtverwaltung, Gemeinderat und den Aufsichtsräten der betreffenden Gesellschaften festgelegt werden. Ziel muss aus meiner Sicht sein, dass die Karlsruher Nahverkehrs-Unternehmen effizient und ohne Reibungsverluste geführt werden."

    FW: Kasig braucht einen eigenen Chef

    Jürgen Wenzel von den Freien Wählern (FW) findet, dass künftig mindestens zwei Geschäftsführer die Geschicke der vier Gesellschaften leiten sollten: "Wir halten es nicht für richtig, dass ein Geschäftsführer für alle vier Gesellschaften zuständig ist." Denn der Bau des Stadtbahntunnels sei ein "Jahrhundertprojekt", das die gesamte Aufmerksamkeit eines Geschäftsführers benötige. Daher müssten künftig zumindest die Verantwortungsbereiche von Kasig auf der einen und KVV, VBK und AVG auf der anderen Seite getrennt sein.

    "Wir haben das Projekt Kombilösung immer kritisch gesehen", so Wenzel. Um künftig die Sorgen der Bürger, Kostensteigerungen und Zeitverzögerungen in den Griff zu bekommen, müsse daher ein Kasig-Geschäftsführer gefunden werden, der bereits Erfahrungen mit solchen Großprojekten habe. Für die Verkehrsbetriebe könnten sich die FW durchaus vorstellen, erst einmal auf "alte und erfahrene Kräfte" zurückzugreifen. So könnte nach Ansicht der Freien Wähler der ehemalige Chef der Karlsruher Verkehrsbetriebe, Dieter Ludwig, mit seiner Erfahrung die Führung übergangsweise übernehmen und bei der weiteren Nachfolgersuche der Stadt beratend zur Seite stehen.

    FDP: Erst Klarheit über Struktur schaffen, dann Stellenausschreibung

    Die FDP-Fraktion fordert in ihrer Stellungnahme, dass" der Gemeinderat und die Stadtverwaltung schnellstens über die künftige Struktur des ÖPNV Klarheit schaffen". Es müsse ernsthaft geprüft werden, ob zwischen VBK und AVG einerseits und KVV andererseits eine Trennung der Geschäftsführung tauglicher sei, so FDP-Fraktionsvorsitzende Rita Fromm. Wobei die Trennung von AVG und KVV durchaus schwierig sei. "Erst dann ist eine Anwerbung für die Nachfolge von Walter Casazza zweckmäßig und Erfolg versprechend", so die FDP.

    Mehr zum Thema:

    Grüne zur ÖPNV-Struktur: "Ein Geschäftsführer ist mit vier Gesellschaften überfordert"

    Nachfolge von KVV-Chef Casazza: GfK fordert Diskussion im Gemeinderat

    Abschied von Casazza: Erst Aufgabenbereich klären, dann Nachfolger suchen

    KVV-Chef Casazza wechselt 2014 nach Augsburg: OB Mentrup bedauert Weggang

    KVV-Chef Walter Casazza wechselt 2014 nach Augsburg

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden