48 große Platanen finden sich auf der Einkaufsstraße in Karlsruhe: Keiner weiß, seit wann genau die riesigen Bäume dort stehen. Das genaue Pflanzjahr ist selbst der Stadt, welche die grünen Schattenspender verwaltet, nicht bekannt. Ursprünglich waren es 66 - zwölf von ihnen wurden bereits in den vergangenen Jahren den Bauarbeiten zur Kombilösung gefällt. Damals unter - dem vergeblichen - Protest einiger Karlsruher.
Baum für Baum: 48 Platanen werden fallen
Jetzt ist auch den verbleibenden Baumriesen die letzte Stunde geschlagen: 2023 starten die Bauarbeiten für die neue Kaiserstraße - die Schienen werden entfernt, Leitungen verlegt, die Oberfläche neu gepflastert, Sitzgelegenheiten verbaut. Die 48 Bäume müssen Platz machen. Zunächst für die Bauarbeiten, dann für die Neupflanzungen.

Eine Entwicklung, die nicht allen Bürgern gefällt: Das Klimabündnis Karlsruhe protestierte am vergangenen Wochenende gegen die geplanten Maßnahmen. Zuvor meldete sich eine besorgte Leserin bei ka-news.de mit der Frage, warum diese Bäume denn weichen müssten. In einem Antrag an den Gemeinderat appelliert die Linke-Fraktion an die Stadtverwaltung, die Platanen zu erhalten.
Es ist nicht nur eine Gestaltungsfrage, weswegen man sich laut Stadt für die Fällung der Platanen entschieden hat: "Letztlich kommt die Verwaltung zum Ergebnis, dass die geplante Neupflanzung von Zürgelbäumen gegenüber dem Erhalt der Platanen mit Blick auf eine langfristig gute und klimaangepasste Entwicklung in der Kaiserstraße von Vorteil ist", so die Verwaltung in einer aktuellen Gemeinderatsunterlage.
Warum müssen neue Bäume gepflanzt werden?
Die Pflege der alten Bäume ist zum einen aufwendig:
- Die Baumkrone kann sich nicht gut entwickeln, da sie zu nahe an den Gebäudefassaden steht. Sie muss regelmäßig geschnitten werden, das führte zu einem Schiefwuchs der Bäume.
- Weiterhin mussten die Bäume aufgrund der Oberleitungen der Straßenbahnen, schnell in die Höhe gezogen - im Fachjargon: aufgeastet - werden. Das führte zu einer untypischen Wuchsform.
- Die Bäume sind krank: Eine Pilzerkrankung (Massariabefall) führt zu brüchigen Ästen - die Kronen müssen entsprechend umgehend beschnitten werden. Zuletzt machten die "spontanen Grünastbrüche" der städtischen Baumpflege Anfang Mai 2022 zu schaffen.

Zum anderen können die Bäume auch nicht in die neue Gestaltung der Kaiserstraße eingebunden werden:
- Der Wurzelansatz der Bäume ist zu hoch: Sie können nicht ebenerdig in die neue Belag-Gestaltung eingebunden werden. Dies ist allerdings wichtig, um Oberflächenwasser von der Straße schnell abfließen lassen zu können und eine mögliche Überflutung der angrenzenden Ladenzeilen bei Starkregen zu vermeiden.

Das will die Stadt bei den neuen Bäumen besser machen:
- Die neuen Zürgelbäume werden weiter in die Straßenmitte gerückt, der Abstand zu den Häusern wird 6,30 bis sieben Meter betragen und die Krone wird sich entsprechend gut entfalten können.
- Bei den Neupflanzungen wird die Baumgrube deutlich tiefer ausgehoben und mit verbessertem Substrat aufgefüllt werden.
- Weiterhin sollen die Bäume an ein automatisches Bewässerungssystem angeschlossen werden.
- Zürgelbäume gelten als "Zukunftsbäume". Sie sollen mit dem Klimawandel gut zurechtkommen - unter anderem hitzebeständiger sein.
Kaiserstraße ist 2,5 Jahre Baustelle
In den kommenden Jahren werden auch die restlichen Platanen weichen müssen: Ab Juni 2023 startet die Umgestaltung der Kaiserstraße. Der erste Bauabschnitt beginnt am Marktplatz. Von dort werden sich die Baufelder in beide Richtungen verlagern: Nach Osten bis zur Adlerstraße und nach Westen bis zur Ritterstraße. In diesem Zuge werden auch die alten Bäume durch neue ersetzen.
Am Ende werden es mehr Bäume sein als vorher: 86 anstelle von 66 CO2-Spender sollen in der neuen Flaniermeile ihren Platz finden. Laut aktuellen Planungen soll der erste Abschnitt der neuen Kaiserstraße zwischen Ritter- und Adlerstraße Ende 2025 fertig sein.

16. November
Entscheidung vertagt
Der Tagespunkt 16, welcher den Antrag der Linken zu den Platanen in der Kaiserstraße enthielt, wurde kurzfristig abgesetzt. Die Entscheidung darüber, ob die Bäume nun stehen bleiben oder nicht, wurde auf die nächste Gemeinderatssitzung im Dezember vertagt. Bis zum Hauptausschuss sollen sich diverse Experten mit dem Thema nochmal auseinandersetzen.