Lange Jahre lag die Fläche rings um den Wasserturm beim Karlsruher Hauptbahnhof brach. Im Sommer 2017 fand zumindest eine kurzzeitige Belebung statt: Im Wasserturm wurde für wenige Tage eine Pop-up-Bar eingerichtet, die, wie der Name schon sagt, nach kurzer Zeit wieder verschwand.
Doch seit einiger Zeit tut sich wieder etwas auf dem Gelände, wenn auch nur in einem kleinen Maß. Gerodete Büsche und Bäume zeigen an, dass sich hier bald etwas verändern wird. Zudem müssen einige Eidechsen umgesiedelt werden. Stephan Mertens freut sich über den aktuellen Fortschritt: "Das Projekt läuft gut", so der Architekt im Gespräch mit ka-news. Er ist einer der Geschäftsführer der Timon-Gruppe aus Ettlingen, welche das Grundstück vor einiger Zeit von der Immobiliengesellschaft Hoepfner Bräu übernommen hat.

"Das Gelände hat ein riesiges Potential", so der geschäftsführenden Gesellschafter der Timon-Gruppe, Günther Tetzner weiter. Und das Potential soll nun genutzt werden. Dass es vorangeht, schreibt er auch den beiden neuen Bürotürmen zu, die durch Investor Ralph Dommermuth südlich des Hauptbahnhofs realisiert werden. "Das war wie ein Steinwurf ins Wasser, der sich wie eine Welle auf das gesamte Gebiet ausbreitet", sagt Tetzner. Es ist nicht das erste Großprojekt, das er in der Fächerstadt verantwortet: Auch das Einkaufs- und Bürozentrum am Mendelssohn Platz stammt von ihm.

Rund 50 Millionen Euro werden nun auch für die beiden neuen Gebäude rings um den alten Wasserturm in die Hand genommen. Entworfen wurde das Projekt bereits 2015 vom Pforzheimer Architekten Peter Schmidt. Der Entwurf sieht zwei unabhängige Gebäudeteile vor, die nur über die unterirdische Tiefgarage verbunden sind. Der Wasserturm selbst soll die Gebäude noch überragen und auch weiterhin aus der Ferne sichtbar sein.
In einem Gebäude sollen auf rund 7.250 Quadratmetern Fläche Büroräume entstehen. Derzeit sind die Räume noch nicht vergeben, "aber wir haben schon einige Anfragen bekommen", gibt Tetzner an. Für das zweite Gebäude, das ebenfalls rund 7.250 Quadratmeter Flächen haben soll, gibt es hingegen schon einen Nutzer.

Dort soll die neue Hotelmarke "99" ein Haus eröffnen. Bislang gibt es von dieser Marke noch keine Hotels in Deutschland, ein erstes soll bald in Heidelberg eröffnen. "99" gehört zur "Centro Hotels Group", sie haben in 25 Städten bereits insgesamt 54 Hotels - unter anderem auch das "Centro Hotel Blankenburg" in der Karlsruher Kriegsstraße.
Der neue Standort am Hauptbahnhof sei eine bewusste Entscheidung der Kette gewesen, so Tetzner weiter. Stephan Mertens ergänzt: "Das Hotel spricht mit seinem schönen Design und dem neuen Konzept eine andere Zielgruppe als das benachbarte 'B&B Hotel' an, das ebenfalls direkt hinter dem Bahnhof liegt!" Das "99" soll ein 3-Sterne-Haus werden, in dem vor allem Geschäftsleute nächtigen sollen.

"Ein Bettenbedarfsplan der Stadt zeigt, dass in diesem Bereich noch Hotels fehlen", so Mertens weiter. Jüngst berichtete die Stadt von dem Gutachten im Gemeinderat. Demnach würden bis 2030 rund 900 Hotelzimmer in Karlsruhe fehlen. Das neue Hotel mit rund 200 Zimmern wird eine größere Lücke schließen. Daher erhalte man von der Verwaltung auch eine gute Unterstützung bei dem Projekt.
Das Bürogebäude sowie das Hotel sollen bis 2021 stehen. Bis dahin soll auch der auf dem Gelände stehende Wasserturm unangetastet bleiben. Das Bauwerk aus dem Jahr 1913 steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Was genau damit geschehen soll, steht noch nicht fest: "Wir planen einen Ideenwettbewerb, bei dem jeder seine Vorstellung für eine künftige Nutzung des Wasserturms einbringen kann", erklärt der geschäftsführenden Gesellschafter der Timon-Gruppe. Auch Tetzner hat noch keine favorisierte Lösung für einer Gebäude-Nutzung im Kopf - wenn auch vielleicht die ein oder andere Idee. "Aber damit wollen wir noch abwarten und auch mit dem Hotelbetreiber sprechen."

Mit dem Bau rund um den Wasserturm soll an der Fautenbruchstraße noch lange nicht Schluss sein: Auf der anderen Straßenseite, dort wo derzeit ein Parkplatz ist, soll ein Fernbus-Terminal entstehen. Das Problem ist derzeit, dass sich hierfür kein Investor findet - auch wenn Günther Tetzner bereits seine Hilfe in der Umsetzung angeboten hat. Denn wichtig sei, so Tetzner, dass die einzelnen Gebäude in die gesamte Umgebung einfügen - wie es dann auch der künftige Busbahnhof tun sollte.
Bis 2021 soll noch ein weiteres Hotelprojekt in der Nähe realisiert werden: Zwischen Albtal- und Hauptbahnhof soll ein rund 12.000 Quadratmeter großes Gebäude für Büros und eben auch ein Hotel entstehen.
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