Haben Giraffen eine Lieblingsfarbe? Wird ihnen im Zoo nicht langweilig? Sorgen lange Beine für Stolper-Angst? Karlsruhes Zoodirektor Matthias Reinschmidt gibt ka-news.de eine Vielzahl von unterhaltsamen Fakten an die Hand. Auf manche Frage kennt jedoch nicht einmal er die Antwort.
Fact Nummer 1: Lieblingsfarbe - gibt es eine?
"Ich weiß es nicht. Darüber habe ich offen gestanden noch nie nachgedacht", meint der Zoodirektor amüsiert. "Sie leben in der Savanne, also kennen sie vor allem Beige, Braun und Grün. Wir hoffen, diese Farben gefallen ihnen auch - denn so haben wir ihr neues Zuhause gestrichen!" Hoffentlich werden die Langhälse bei ihrer Rückkehr also positiv überrascht.

Fact Nummer 2: Frauen-WG in Kronberg
Derzeit machen die Karlsruher Giraffen einen Langzeiturlaub im Opel-Zoo in Kronberg. Dort sind sie zu Gast bei Verwandten, aber Achtung: Im Opel-Zoo wohnen Rothschild-Giraffen, keine Netz-Giraffen. "Deshalb wäre die Unterbringung möglicherweise problematisch geworden, wenn ein Bulle bereits in Kronberg gelebt hätte", erklärt Zoodirektor Matthias Reinschmidt.

Mit den drei Karlsruher Ladys wäre es möglicherweise zu gemischtem Nachwuchs gekommen. "Das wollten wir nicht. Glücklicherweise leben in Kronberg derzeit nur Weibchen - deshalb wurde die Frauen-WG durch uns nur vergrößert", scherzt der Zoodirektor.
Fact Nummer 3: Ängstliche Riesen
Der Grund für den Verwandtenbesuch ist die gegenwärtige Baustelle "Afrika-Savanne". Wir haben an den Reaktionen der Giraffen schnell gemerkt, dass sie sich beispielsweise durch den Lärm des Abladens der Lastwägen gestört fühlten. Dann haben wir direkt gehandelt", erklärt Reinschmidt. Langzeiturlaub dem Tierwohl zuliebe.

Wenn sich eine Giraffe gestört fühlt oder gar in Angst gerät, setzt der Fluchtinstinkt ein. "Die Reaktion birgt für die Tiere im Gehege eine Verletzungsgefahr. Wenn sie sich erschrecken und rennen, kann mit dem langen Hals und langen Beinen einiges passieren", so der Zoodirektor.
Fact Nummer 4: Es gibt eine "Giraffenbremse" ?
Die Giraffen wissen offenbar über diese Schwachstelle Bescheid, denn: "Sie sind sehr vorsichtige Tiere und gehen keine Risikos ein", meint Reinschmidt. Darum können bereits Schotter oder liegende Bäume ein unüberwindbares Hindernis für die ängstlichen Giganten werden.

"Giraffen heben ihre Vordergliedmaße nicht einfach an und machen einen großen Schritt über solche Dinge", erklärt der Zoodirektor. So funktionieren verhältnismäßig niedrige Objekte als regelrechte "Giraffenbremse".
Fact Nummer 5: Kein Parkett - Der perfekte Boden
Die Auslauffläche in jedem Gehege ist begrenzt. Damit die Hufe der Giraffen dennoch genug Abrieb bekommen und nicht ungezügelt weiterwachsen (also die Hufe), müssen die Zoologen auf so manche Tricks zurückgreifen: "Teilweise haben wir härteren Boden - und Sand darüber", erklärt Reinschmidt. An anderen Stellen im Gehege ist abgesackter Erdboden, Gussasphalt und wieder Beton.

"Im Innenbereich ist der Boden nachgiebig und hat teilweise eine raue Oberfläche", ergänzt der Zoochef. "So können wir zwar nicht Hunderte Kilometer Savanne schaffen - aber den Effekt für die Hufen simulieren."
Fact Nummer 6: Trainingsbereich
Auf die Fußpflege der Tiere wird großen Wert gelegt. "Wir bearbeiten die Hufe auch manuell - mit der Flex. Für diesen Vorgang werden die Giraffen in ihrem Trainingsbereich vorbereitet", so Reinschmidt. Das bedeutet: Kniebeugen und den Ablauf verinnerlichen - damit alles ohne Narkose klappt.

Denn: "Giraffen vertragen Narkose häufig nicht gut. Beim Erwachen kommt es oft zu Komplikationen", erklärt der Zoodirektor. Deshalb müssen die Tiere an unterschiedliche Situationen gewöhnt werden, wie beispielsweise die Hufpflege oder Transport.
Fact Nummer 7: VIP-Zone und Backstage
Nach ihrem Work-out haben sich die Langhälse eine Pause verdient. "Zur Entspannung haben die Giraffen eine besondere Wand - mit Wandheizung. An diese können sie sich anlehnen und aufwärmen", sagt Reinschmidt. Eine regelrechte Wellness-Savanne statt Oase.

Im "Backstage-Bereich" kann man die Tiere dann beim Entspannen und futtern beobachten. "Wir haben hier zwar immer noch die nötigen Abtrennungsmöglichkeiten, jedoch können die Besucher die Tiere hier hautnah erleben", meint der Zoodirektor. So könne man nicht nur die Fütterung beobachten, sondern gar mitmachen!
Fact Nummer 8: Giraffenfüttern
"In Zukunft wird man als Besucher die Möglichkeit haben, die Giraffen über einen erhöhten Bereich selbst zu füttern", erklärt Reinschmidt. Dies werde bald ein buchbares Erlebnis, was beispielsweise für Geburtstage verkauft werde.

Da selbstredend nicht immer ein Geburtstagskind zur Hand ist, bedienen sich die Tiere ansonsten weiterhin an Futtertürmen auf dem Gelände. "Die sind höhenverstellbar und bieten somit Abwechslung für die Giraffen und ein wenig Unterhaltung", sagt der Zoochef.
Fact Nummer 9: Giraffensicher
Nicht als Freizeitspaß gedacht sind hingegen die elektrischen Leitungen innerhalb des Giraffenhauses. "Die Tiere kommen mit ihren Zungen einfach an alles und lecken daran", erklärt der Zoodirektor. Deshalb mussten alle Leitungen schleck- und knabberfest verkleidet und angebracht werden.

Ebenfalls giraffensicher untergebracht ist der Heuboden: "Der Essensnachschub ist ganz weit oben - außerhalb der Reichweite der Giraffen - untergebracht und kann mit einem Kran besteuert werden", so Reinschmidt.
Fact Nummer 10: Giraffen Gimmick
Nach was halten Giraffen von da oben eigentlich Ausschau? Wie sich herausstellt: Nach der Straßenbahn! "Wenn die Anlage fertiggestellt ist, können die Giraffen über die Mauer auf die Straßenbahn blicken und das Stadtleben beobachten.

Fact Nummer 11: Einfahrt freihalten
Der Transport von solch großen Tieren ist immer eine Herausforderung. "Deshalb haben wir einen natürlichen Gang für die Tiere angelegt, über den wir sie leicht verladen können", erklärt Zooarchitektin Eva Kaltenbach. Die Planung von Transportwegen sei für alle modernen Anlagen besonders wichtig.

Zuvor müssen die Giraffen jedoch durch den Trainingsbereich und auf eine große Waage! "Das macht uns vieles einfacher. Der Transport unserer drei Damen nach Kronberg war mit erheblichem Aufwand verbunden. Wir mussten sogar Brücken über Gräben bauen", sagt Zoodirektor Reinschmidt.