Dass Betrüger es gezielt auf das Ersparte älterer Menschen abgesehen haben, ist leider nichts Neues. Altbekannte Maschen wie der „Enkeltrick“ oder der „Schockanruf“ sind immer wieder Thema in den Medien. Erst vor wenigen Tagen erbeuteten Betrüger in Engelsbrand bei Pforzheim fast 50.000 Euro von einem älteren Herrn – sie hatten sich am Telefon als Polizisten ausgegeben.
Doch die Täter gehen längst nicht mehr nur am Telefon vor: Auch auf Supermarktparkplätzen suchen sie gezielt nach neuen Opfern. Dabei schrecken sie offenbar nicht einmal davor zurück, Kinder mit Behinderung für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
Betrügerische Spendensammler auf Supermarktparkplätzen
Ein Leser der Redaktion erlebte genau eine solche Situation am 19. März: Auf einem Supermarktparkplatz wurde er von einer jungen Frau angesprochen, die angeblich für Kinder mit Behinderung Spenden sammeln wollte. Bevor er sein Portemonnaie zückte, fragte er nach einem Spendenausweis – woraufhin die Situation eskalierte. Die Frau und ihre mutmaßlichen Komplizen flüchteten daraufhin mit einem Auto vom Parkplatz.

„Die Gutmütigkeit der Leute so schamlos auszunutzen, macht mich einfach sprachlos“, sagte er gegenüber ka-news. Die Polizei konnte die Verdächtigen nicht auffinden.
Rund 250 ähnliche Fälle in Karlsruhe registriert
Solche Vorfälle sind der Polizei keineswegs unbekannt. „Am 29. März sprach ein Mann mehrere Personen auf einem Parkplatz an der Durlacher Allee an und bat um Spenden“, so eine Polizeisprecherin gegenüber der Redaktion. In den vergangenen Monaten seien im Raum Karlsruhe rund 250 ähnliche Vorfälle registriert worden.
Neue Betrugsmasche: Hilfe anbieten – und dann zuschlagen
Inzwischen scheint sich das Repertoire der Täter nochmals erweitert zu haben. Eine neue Masche richtet sich erneut gegen ältere oder hilfsbedürftige Menschen: Die Täter sprechen ihre Opfer auf öffentlichen Plätzen an, bieten Hilfe an – und rauben sie dann aus. Bereits zwei Fälle sind der Öffentlichkeit bekannt: Am 17. Oktober 2024 wurde eine 73-jährige Frau in der Südweststadt angesprochen, während sie gerade ihren Rollator aus dem Auto lud. Der Täter bot ihr Hilfe an, riss ihr dann aber plötzlich eine Goldkette vom Hals. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich am 25. Februar in der Waldstadt. Dort wurde eine 67-Jährige von hinten überrumpelt – auch hier erbeuteten die Täter eine Halskette.
Polizei kennt das Vorgehen – keine Hinweise auf organisierte Gruppen
Das Vortäuschen von Hilfsbereitschaft sei der Polizei bekannt. Konkrete Zahlen zur Häufigkeit dieser Masche lägen jedoch nicht vor.

Auch zu den Tätern gebe es bislang keine gesicherten Erkenntnisse: „Rückschlüsse auf eine überregional agierende Gruppierung lassen sich nach Rücksprache mit dem zuständigen Fachdezernat der Kriminalpolizei Karlsruhe aufgrund der geringen Fallzahlen dieser Masche derzeit nicht ziehen“, so ein Sprecher.
Wie schütze ich meine Oma?
Tipps der Polizei zum Schutz von Rentnern
Wertvolles gut verstauen
Die Geldbörse sollte besser nicht locker in der Handtasche baumeln oder gar in der Manteltasche stecken. Besser sind verschließbare Innentaschen oder eine kleine Bauchtasche unter der Jacke. Auch das Smartphone darf gerne gut verstaut sein – und nicht offen in der Hand liegen.
Gruppen bilden
Am sichersten ist es, wenn Oma nicht alleine unterwegs ist – sei es beim Einkaufen, beim Spaziergang oder auf dem Weg zur Bank. Eine vertraute Begleitung schreckt potenzielle Täter oft schon im Vorfeld ab.
Augen auf beim Geldabheben
Gerade beim Bezahlen oder Geldabheben gilt: Neugierige Blicke unbedingt vermeiden! Wer am Automaten steht, sollte den PIN gut abdecken und der nächsten Person in der Warteschlange freundlich, aber bestimmt klar machen, dass Abstand gehalten werden soll.
Weniger Bargeld und Wertgegenstände bei sich führen
Bargeld? Nur so viel wie nötig! Und bitte die EC-Karte nicht direkt neben das Bargeld stecken – getrennt aufbewahrt ist deutlich sicherer.
Abstand halten und laut werden
Spricht eine fremde Person Ihre Oma auf der Straße an, gilt: Abstand wahren! Wenn jemand zu aufdringlich wird, darf (und soll!) sie laut werden. Aufmerksamkeit ist in solchen Momenten der beste Schutz – ein lautes „Lassen Sie mich in Ruhe!“ kann Wunder wirken.
Taschenalarm als Hilfsmittel
Ein sogenannter „Taschenalarm“ ist ein echtes kleines Wundergerät. Am Schlüsselbund befestigt, gibt er bei Gefahr ein schrilles Alarmsignal ab – einfach den Stift herausziehen, und schon wird’s laut. Das schreckt Täter ab und alarmiert Umstehende.
Weitere Informationen
Wer noch mehr wissen will, kann sich direkt bei der Polizei informieren. Das Referat Prävention bietet regelmäßig Vorträge zum Thema „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ an – zum Beispiel auf Wochenmärkten oder in Bankfilialen. Und auch online gibt’s hilfreiche Infos unter praevention.polizei-bw.de.
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