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Karlsruhe: Die "Enkeltrick"-Falle

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Die "Enkeltrick"-Falle

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    Mit Formulierungen wie: "Rate mal, wer hier spricht?" oder "Erinnerst du dich nicht mehr an mich?" würden Betrüger bei ihren Opfer anrufen, sich als Verwandte, Enkel, frühere Nachbarn, ehemalige Arbeitskollegen oder auch gute Bekannte ausgeben und kurzfristig um Bargeld bitten. Die Opfer sind meist ältere Menschen und werden gezielt von den Trickbetrügern ausgesucht.

    In den vergangenen Monaten schon über 10.000 Euro erbeutet

    Als Gründe für den Anruf würden oft schwierige Umstände wie Unfälle, überfällige Rechnungen oder der Kauf eines Autos genannt. Damit die älteren Menschen nicht sich nicht zu viele Gedanken machen, rufen die Betrüger öfters an und appellieren an die Hilfsbereitschaft der vermeintlichen Verwandten. Sobald sich der Angerufene zur Unterstützung bereit erkläre, kündigten die Betrüger an, einen Boten zu schicken, der das Geld für sie abhole.

    Auf diese Weise seien allein in Baden-Württemberg in den vergangenen Monaten in zahlreichen Fällen Geldbeträge von mehreren 10.000 Euro erbeutet worden. Im ersten Halbjahr dieses Jahres konnte die Polizei schon 275 Straftaten feststellen. Im gesamten vergangen Jahren waren es landesweit noch 189 Fälle. Nicht nur der materielle Schaden belastet die Opfer, vor allem auch die Tatsache, dass sie einem Betrüger aufgesessen sind, belastet die älteren Menschen.

    Tipps der Polizei und des Innenministeriums

    "Diesen besonders verabscheuenswürdigen Taten muss konsequent entgegengetreten werden", sagte darum auch Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech jüngst in Stuttgart. Auch in der Fächerstadt registriert die Polizei die Zunahme des "Enkeltricks". "Vergangene Woche hatten wir zwei Fälle in Ettlingen. Wir haben ganz klar eine steigende Tendenz in Karlsruhe und der Region", bestätigte Schöfer gegenüber ka-news. Oft hätten die Täter leichtes Spiel, da viele Bürger die Tricks der Betrüger nicht kennen.

    Deshalb sei Aufklärung wichtig und darum gibt die Polizei und das Innenministerium des Lands auch Empfehlungen heraus:

    • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie nicht an ihrer Stimme erkennen. Lassen Sie sich eine Telefonnummer geben, unter der Sie zurückrufen können. Vergewissern Sie sich, mit wem Sie sprechen.
    • Geben Sie keine Details zu Ihren familiären oder finanziellen Verhältnissen preis
    • Lassen Sie sich am Telefon keine Namen oder andere Informationen über Angehörige, Freunde oder Bekannte entlocken
    • Besprechen Sie sich nach einem Anruf mit finanziellen Forderungen mit Familienangehörigen oder Vertrauten
    • Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen
    • Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt
    • Sprechen Sie mit Ihren älteren Verwandten und weisen Sie auf das Vorgehen der "Enkeltrick"-Betrüger und andere Betrugsvarianten hin
    • Melden Sie verdächtige Sachverhalte sofort der Polizei und erstatten Sie Anzeige, wenn Sie Opfer eines Betruges geworden sind. Nur so können die Täter ermittelt und zur Verantwortung gezogen werden

    Die älteren Menschen werden von den Betrügern beobachtet

    Auch Schöfer von der Karlsruher Polizei unterstreicht, dass ältere Menschen "vor allem sehr misstrauisch bei solchen Anrufen reagieren sollten". Vor allem sollten die Opfer nie Namen preis geben. "Wir hatten zuletzt einen Fall in Waghäusel, wo sich Betrüger an eine 80-jährige Frau gewandt hatten. Die Dame hatte sogar schon mehrere tausend Euro von ihrem Konto abgehoben und der Mittelsmann stand schon vor der Tür, um das Geld abzuholen. Doch als sie der Betrüger ein letztes Mal angrufen hat, hat die Frau sehr gut reagiert und den Mann über Bekannte ausgefragt. Daraufhin hat der Betrüger aufgelegt und der Mittelsmann ist schnell verschwunden", berichtet Schöfer gegenüber ka-news.

    Es stellt sich natürlich auch die Frage, wie die Betrüger wissen, dass sie es mit älteren Menschen zu tun haben. "Die zuletzt Betroffenen standen alle mit vollen Namen im Telefonbuch. Die Betrüger nehmen dann Rückschlüsse auf die Namen und deuten sie, ob es sich bei 'älteren' Namen auch um ältere Menschen handelt", sagt Schöfer. Dann werden die Betroffenen von den Betrügern beobachtet und weiter angerufen bis sie zum Erfolg kommen oder wie im Fall der 80-Jährigen aus Waghäusel eben nicht. Auf jeden Fall steht fest, dass die Zahl des "Enkeltricks" in Karlsruhe und der Region stark zugenommen hat.

    Nicht nur der Betrug durch den "Enkeltrick" nimmt zu

    Erste Erfolge seien aber laut Innenministerium durch die Sensibilisierung der Beschäftigten der Kreditinstitute bereits erzielt worden. Die Bankangestellten befragen besonders ältere Kunden bei ungewöhnlichen Bargeldabhebung und informieren bei Verdachtsfällen umgehend die Polizei. Doch der "Enkeltrick" ist nur eine von vielen Vorgehensweisen, mit denen Betrüger versuchten, an die Ersparnisse der Bürger zu gelangen. "Sie bitten um Hilfe oder um eine Gefälligkeit, täuschen vor, Amtspersonen oder Handwerker zu sein oder behaupten ganz einfach, sie zu kennen", so Innenminister Rech.

    Deshalb gibt das Innenministerium und die Polizei weitere Tipps, um sich vor Betrügern zu schützen:

    • Lassen Sie keine fremden Personen in Ihre Wohnung
    • Vergewissern Sie sich vor dem Öffnen der Tür, wer zu Ihnen will
    • Öffnen Sie die Tür immer nur mit vorgelegter Türsperre
    • Versuchen Sie bei unbekannten Besuchern, einen Nachbarn hinzu zu bitten oder bestellen Sie den Besucher auf einen späteren Termin, wenn eine Vertrauensperson anwesend ist
    • Lassen Sie nur Handwerker ein, die Sie selbst beauftragt haben oder die Ihnen von der Hausverwaltung angekündigt wurden
    • Fordern Sie von angeblichen Amtspersonen einen Dienstausweis und prüfen Sie diesen sorgfältig; rufen Sie in Zweifelsfällen bei den entsprechenden Ämtern an
    • Wehren Sie sich gegen zudringliche Besucher notfalls auch energisch, rufen Sie um Hilfe und verständigen Sie die Polizei
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