Nicht ganz pünktlich, um zirka 16.45 Uhr, öffneten sich die Pforten zum Hügelbereich auf Das Fest 2023. Vor dem Eingang stand aber gar nicht die gewohnte Menschenmasse, die man sonst so vom Fest kennt. Aber ja, es ist unter der Woche und verdammt heiß!
Frauenpower aus der Ukraine
Denn auf dem Mount Klotz brutzelt unbarmherzig die Sonne auf den Rasen und auf die wenigen Gäste, die ihren Weg bereits in den Hügelbereich gefunden haben. Eine Stunde später tritt auch schon das Gesicht von Das Fest, Martin Wacker, auf die Bühne, um die Gäste zu begrüßen. "Es passiert aktuell so viel Schlimmes, da wussten wir gar nicht, ob wir das machen sollen", so Wacker.
Die Rede ist vom Krieg zwischen der Ukraine und Russland. Doch ohne Fest geht dann eben auch nicht. Als musikalischer Einstieg für den Donnerstag betritt das Rapduo Alyona Alyona die Bühne. Die beiden Powerfrauen rappen und bewegen sich dazu mit einer unglaublichen Präsenz. Es macht richtig Spaß, ihnen zuzuschauen. So manche ukrainische Flagge weht bei den Zuschauern in der Luft. Da fließt viel Herzblut mit rein.
Rasch füllt sich auch der Mount Klotz, nachdem die ersten Töne erklingen. Die Musik berührt nicht nur die urkrainischen Muttersprachler, sondern alle Das Fest-Besucher, die sie hören konnten. Inklusive uns.
Freya Ridings: "This is amazing"
Als Ersatz für Tones and I ist Freya Ridings für den Gig um 19 Uhr nachgerückt. Bereut hat diese Entscheidung wohl kaum jemand. "Ist das nicht geil!", freut sich ein Fan und wirft freudig die Arme in die Luft. Die rothaarige Britin, die musikalisch und optisch ein wenig an Florence and the Machine erinnert, sorgt mit ihren selbstgeschriebenen Songs über Herzschmerz und Minderwertigkeitskomplexe für Gänsehaut. Freya geht es beim Anblick auf das Publikum auch nicht anders. "Thats amazing", sagt sie und blickt erstaunt über den von Jan Delay liebevoll als "Fleischberg" getauften Mount Klotz.

Dafür, dass sie das zweite Mal erst auf einem Festival in Deutschland spielt (viele Zuschauer schienen die 29-Jährige gar nicht zu kennen), hat Freya in Karlsruhe auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck beim Publikum hinterlassen. Während ihres Gigs füllt sich auch der Mount Klotz immer mehr mit Zuschauern. Das kann nur noch einer übertreffen: Der Mainact am Donnerstag - Rea Garvey,
Rea Garvey: "Nur schöne Menschen hier"
Schon in der einstündigen Pause zwischen der Britin Freya Ridings und dem ehemaligen Reamonn Frontsänger wagt es kaum jemand, den Platz zu verlassen. Denn: Wer jetzt raus geht, hat wohl keine Chance mehr, einen anständigen Blickwinkel auf die Bühne zu erhaschen. Manche lassen sich schon erschöpft auf dem Boden nieder, mitten auf der Wiese.

Doch Rea Garvey versteht sein Handwerk, solche Menschen wieder auf Trab zu bringen. Eine Mischung aus aktuellen Songs wie "Like the Ocean" mit alten Songs aus der Reamonn Zeit. Spätestens bei "Supergirl" hat er jede Frau, die in den 90er Jahren Musik gehört hat, erfolgreich um den Finger gewickelt. Es wird aus voller Kehle mitgesungen.

Auch bei den anschließenden Songs reißt die Stimmung nicht ab. Im Gegenteil: Es steigert sich immer weiter hoch. Es wird gesungen, gehüpft, geklatscht und bei langsamen Songs leuchten die Handys aus dem Publikum auf. Währenddessen lässt es sich der irische Garvey auch nicht nehmen, Karlsruhe und dem Publikum in fast perfektem Deutsch eine Menge Komplimente zu machen.
"Karlsruhe, ihr müsst irgendwas im Wasser haben. Nur schöne Menschen hier. Die lächeln alle" und "Karlsruhe ist eine geile Stadt, ich glaub ich muss hierherziehen" sind nur einige davon. Immerhin sei sein letztes Konzert in Karlsruhe eines seiner liebsten überhaupt gewesen.
Unterm Strich war erste Tag auf Das Fest so, um es mit Rea Garveys Worten zu sagen: "Pretty fucking cool".
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