Auf der Website des Fanprojektes Karlsruhe gibt der Vorstand des Stadtjugendausschusses eine Stellungnahme zu den Vorladungen ab. Demnach sei das Zustandekommen und die Konsequenzen der Vorladungen eine existentielle Bedrohung für die Fanprojektarbeit in Karlsruhe.

"Fanprojekte leisten soziale Arbeit im Kontext Fußball"

"Fanprojekte leisten soziale Arbeit im Kontext Fußball. Sie sind sozialpädagogische Einrichtungen der Jugendhilfe. Fanprojekte leisten Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit nach den Paragrafen elf und 13 des SGB VIII – Aufgaben, die gesetzlich definiert und vom Staat zu erbringen sind – und erfüllen somit einen öffentlichen Auftrag", so der Vorstand des Stadtjugendausschusses.

KSC - St. Pauli, November 2022
Bild: Mia

Weiter heißt es dass sich die Mitarbeiter des Fanprojekts  zur Aufarbeitung des Heimspiels gegen St. Pauli mit den Fans viele Gespräche geführt hätten und dabei unter anderem Dialogformate mit Netzwerkpartnern begleitet und die Kommunikation am Standort mit allen Beteiligten koordiniert. Eine klassische Soziale Arbeit eines Fanprojekts, die durch den gesetzlichen Auftrag nach SGB VIII legitimiert sei.

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"Diese Begleitung und vertrauensvolle Arbeit mit Fans und dem Netzwerk wird nun von der Polizei in einem Ermittlungsverfahren verwendet. Ein Angebot im Rahmen der Fanprojektarbeit, in den Räumlichkeiten des Fanprojekts und damit im vertraulichen Rahmen wird als Anlass zur Zeugenvorladung der Mitarbeitenden genutzt. Der Stadtjugendausschuss kann das nicht akzeptieren", heißt es. 

Supporters sehen "eine deutliche Grenzüberschreitung"

Auch die Supporters Karlsruhe - offizieller Dachverband der KSC-Fans - verurteilt die Vorladungen und sieht darin eine Gefahr für die sozialpädagogische Arbeit mit Fußballfans - sogar eine Gefahr für Sozialarbeit im Allgemeinen. 

KSC Elefantenrunde, Supporters
Bild: Rothermund

"In der Vorladung durch die Staatsanwaltschaft Karlsruhe für alle drei Mitarbeiter des Fanprojekts sehen wir eine deutliche Grenzüberschreitung. Die Räumlichkeiten des Fanprojekts gelten – wie andere sozialpädagogische Einrichtungen auch – als Schutzraum, in dem jahrelange vertrauensvolle Beziehungen aufgebaut werden. Etliche Beratungs- und Konfliktlösungsgespräche werden und wurden geführt. Deren Rahmen ist stets vertraulich und alle Sozialpädagogen unterliegen gegenüber Dritten der Schweigepflicht", so die Supporters in einer Pressemitteilung und auf ihrer Website. 

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Diese Arbeit werde nun durch die Staatsanwaltschaft Karlsruhe untergraben, da Sozialpädagogen nicht über ein Zeugnisverweigerungsrecht verfügen, was nun von der Staatsanwaltschaft ausgenutzt werde.

Supporters: "Hände weg vom Fanprojekt"

"Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe schädigt wissentlich oder zumindest grob fahrlässig eine Institution, die in den letzten Jahren mitunter dafür gesorgt hat, das Verhältnis zwischen Fans und Polizei zu befrieden und die Eskalationsspirale nicht weiter drehen zu lassen. Das Vertrauen der gesamten Karlsruher Fanszene in die Mitarbeiter des Fanprojekts ist sehr groß. Ob dies in Zukunft noch so sein wird, muss offenbleiben, wenn Sozialarbeiter von der Staatsanwaltschaft als Zeugen vorgeladen werden. Mühselige, jahrelange Präventivarbeit wird wissentlich mit Füßen getreten und bleibt nachhaltig beschädigt", so die Supporters. 

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Und weiter: "Wir fordern die Staatsanwaltschaft Karlsruhe daher klar und deutlich auf: 'Hände weg vom Fanprojekt!' Sozialpädagogische Arbeit mit und ohne Fußballfans muss weiterhin ohne staatliche Repression möglich sein!"