Herr Wanitzek, gegen Magdeburg gelang dem KSC nach fünf sieglosen Partien mit dem 3:1 endlich wieder ein Dreier. Auch, weil der KSC sein Spielsystem umgestellt hat, mit einem 3-5-2 agierte. Wird das Team gegen Köln wieder mit Dreierkette spielen?
Jeder von uns stand hinter diesem Systemwechsel vor der Partie gegen Magdeburg. Es tat uns allen gut, auch für den Kopf, etwas Neues zu probieren. Unabhängig vom Gegner, unabhängig vom System. Wenn jeder bei uns das Maximale aus sich herausholt, dann ist ein Sieg drin.
Das System ist nicht so elementar. Man muss die Duelle gewinnen. Und: Die Trainer geben uns einen top Plan mit, bereiten uns optimal vor. Sie entscheiden über das System.

Sie sprechen die direkten Duelle an. Gegen Magdeburg wurde das Spiel besser, als die Zweikampfbilanz besser wurde – in Halbzeit zwei… Geht das nicht vom Anpfiff an?
Natürlich ist das absolut möglich. Der Trainer gab vor: Den Gegner nicht vorbeilassen, das direkte Duell für sich entscheiden. Das ist essenziell. Darum geht es. Wenn man durchschieben muss, wenn man Mann-gegen-Mann verteidigt, dann muss man diese direkten Duelle für sich entscheiden. Wir haben den Gegner dann zu langen Bällen gezwungen, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, diese Bälle weg zu verteidigen.
Nochmals: Gegen Magdeburg hat es lange nicht geklappt…
Nach der schwächeren Phase zuvor, fehlte auch etwas das Selbstvertrauen. Zudem sind wir wieder einmal in Rückstand geraten. Daher unterliefen uns in Halbzeit eins viele leichte Fehler. Eigentlich kennt man so etwas von mir nicht, aber, da nehme ich mich nicht aus. Auch ich hatte Fehlpässe.

Durch den Ausgleich und die schnelle Führung kam das Selbstbewusstsein zurück, auch in Sachen Zweikampfverhalten. Anfangs ließen wir viele einfache lange Bälle hinter unsere Abwehrkette zu, hatten da die Tiefe nicht gesichert. Zehn Minuten vor der Halbzeit war es schon besser. In der Pause haben wir taktisch zwei, drei Sachen angepasst.
Was wurde denn angepasst?
Wir hatten Szenen, in denen wir uns überversichert haben. Die drei Sechser standen nach der Halbzeit einen Tick höher, so kamen wir besser ins Spiel. Es war in der ersten Halbzeit nicht alles schlecht, aber - wie gesagt - wir haben mit Ball, in den Umschaltsituationen, zu einfache Fehler gemacht. Die Tore haben wir zum optimalen Zeitpunkt erzielt, dann kommt Selbstvertrauen, Leichtigkeit zurück.
War die schwächere Anfangsphase auch dem angeschlagenen Selbstbewusstsein geschuldet?
Wir sind gegen Magdeburg mit dem Ziel ins Spiel gegangen, die Null zu halten. Aber das haben wir wieder nicht geschafft, das machte mit jedem etwas auf dem Platz. Nach dem 1:1 sind wir im Spiel gewesen.
Sie sagten die KSC-Leistungsdelle läge an den Umständen. Der Kader war nie komplett, einmal nur drei Akteure im Training. Stimmt die Erklärung noch?
In der Hinrunde hatten wir kaum Ausfälle, das Gerüst war immer da. In den letzten sechs Wochen hatten wir verletzte und kranke Spieler. Dann ist es logisch, dass etwas Qualität fehlt. Wenn jeder bei uns fit ist und an der Leistungsgrenze kratzt, dann können wir jeden schlagen. Wenn nicht - dann ist es nicht so einfach.
Das provoziert geradezu die Nachfrage: Sind Sie sauer, dass Ihr Wunsch, Ihre Forderung nach neuen Spielern nicht umgesetzt wurde?
Ich habe nichts gefordert. Diese Frage bezieht sich auf mein Interview nach dem Spiel in Elversberg. Wenn man das exakt analysiert, ergibt sich etwas Anderes. Ich wurde auf den Kader für das Spiel in Elversberg angesprochen und da war es so, dass wir vier Spieler, die eigentlich nicht zum Profikader gehören, dabei hatten. Dazu drei angeschlagene Spieler.

Vor diesem Hintergrund des Kaders in Elversberg sagte ich, dass man eventuell, solange das Transferfenster offen ist, über den einen oder anderen Neuzugang nachdenkt. Ich habe nicht gefordert, dass ein Spieler verpflichtet werden muss, sondern dass man nachdenkt und es eventuell dem Kader guttun würde. Das ist nicht passiert.
Die Verantwortlichen sagten, sie hätten Vertrauen in den vorhandenen Kader. Das ist Ok. Ich bin Spieler, ich will den maximalen Erfolg. Dafür gebe ich alles.
Aber: Wäre mit ein, zwei Neuzugängen, die sofort weiterhelfen, der Aufstieg möglich gewesen?
Mit Beginn der Winterpause belegten wir Rang zwei in der Tabelle. Wir hätten da sehr gerne angeknüpft. Da will man im März, April vorne dabei sein. Das ist noch immer möglich. Aber eine Garantie hätte es auch mit neuen Spielern nicht gegeben. Andere Clubs haben andere finanzielle Möglichkeiten. Alles Ok. Trotzdem wollen wir Spieler den maximalen Erfolg und tun dafür alles.
Sie sind kein Lautsprecher. Es lastet viel Druck auf Ihnen. Sie sind Taktgeber, Triebfeder und Torjäger. Dazu auf und neben dem Platz als Kapitän gefordert, sind Führungsperson. Ist das - zumindest manchmal - etwas zu viel?
Ich konnte mich darauf vorbereiten, denn ich wusste im vergangenen Sommer was mich erwartet, konnte mich darauf einstellen. Ich habe eine brutal gute Rückendeckung vom Trainerteam, von meinen Co-Kapitänen Marcel Franke und Sebastian Jung.
Ohne das würde es nicht funktionieren, denn die machen einen sehr tollen Job. Ich bin gereift. Und setze immer alles daran, den maximalen Erfolg zu haben.

Macht denn der Kapitäns-Job Spaß?
Hier Fußball zu spielen, macht auch enorm viel Spaß. Ich war vier Jahre Co-Kapitän von
, da konnte ich mir das eine oder andere abschauen. Nach dem großen Umbruch im vergangenen Sommer, mussten wir schnell eine Mannschaft formen, die zweitligatauglich ist. Das haben wir sehr schnell und gut hinbekommen.Sie blieben auch während der Negativserie gelassen, strahlten Ruhe aus. War das wirklich so oder nur weil es für das Team gut war?
Ich war und bin ruhig, weil ich schwierige Situationen in meiner Zeit schon öfters erlebt habe. Ruhig zu bleiben, das hat uns hier im Wildpark immer ausgezeichnet. Das Trainerteam, die Mannschaft. Dieser Spirit zeichnet uns seit Jahren aus. Immer, wenn es darauf ankam, haben wir zurückgeschlagen. So wie eben jetzt.
Natürlich wären wir gerne weiter vorne dabei, aber wir gingen personell auf dem Zahnfleisch, daher ist es logisch, dass wir eine solche Phase hatten.
War es ein Signal? Der Kapitän ist positiv, er geht zuversichtlich voraus!
Uns steht das Wasser nicht bis zum Hals, da gibt es andere Mannschaften, denen geht es deutlich schlechter, die würden gerne mit uns tauschen. Deshalb habe ich immer gesagt: Ruhe bewahren. Wir haben den Jungs nochmals klar gemacht: Wir können mit Mut und Selbstvertrauen auch gegen so eine Mannschaft wie den 1. FC Köln auftreten.

Der FC Köln ist Aufstiegsaspirant, die nächste harte Nuss….
Ein tolles Spiel, darauf freut sich jeder bei uns.
Der FC muss gewinnen. Ist das gut für das KSC-Spiel?
Wenn man zu Hause, um 20.30 Uhr, in einem Flutlichtspiel gegen einen Bundesligaabsteiger spielen darf, dann ist der Ansporn für jeden von uns, sich darauf zu freuen und den optimalen Erfolg rauszuholen. Es ist absolut möglich für uns, den Dreier zu holen. Doch der 1. FC Köln hat einen ganz anderen Anspruch als der KSC. Seit sie ihr System umgestellt haben, hat sich das Team enorm stabilisiert.
Da sind sie vom Mittelfeld bis nach ganz vorne marschiert.