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KSC / Karlsruher SC
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KSC: Warum Jerome Gondorf seinen Verein verklagte

Karlsruhe

Jetzt spricht Gondorf! Das erste Interview nach der KSC-Klage: "Es war ein Fehler"

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    Gondorf vor dem Karlsruher Amtsgericht am 28. Januar.
    Gondorf vor dem Karlsruher Amtsgericht am 28. Januar. Foto: Marius Nann

    Herr Gondorf, Ihre Klage gegen den KSC auf Weiterbeschäftigung, aufgrund einer Vertragsklausel, die auf der Anzahl der Einsätze basierte, ist abgelehnt. Eine Niederlage für Sie.

    Ich akzeptiere das Urteil in vollem Maße. Wenn man einen Fehler macht, muss man dafür auch geradestehen. Das tue ich hiermit. Die Klage war ein Fehler.

    Aha, Sie nehmen alles hin. Ihr Anwalt sprach von Berufung einlegen…

    Das wird es nicht geben.

    Viele KSC-Anhänger waren über Ihr Verhalten verwundert – vorsichtig ausgedrückt. Sie erklärten Ihr Karriereende und dann, nach einer stimmungsvollen Verabschiedung im Wildpark – verklagten Sie den KSC. Ihren "Herzensverein." Können Sie das Verhalten der KSC-Fans verstehen?

    Ich kann die Fans verstehen. Aber, man muss die Chronologie kennen, wie es zur Klage kam. Dann kann man mein Verhalten eventuell besser verstehen. Aber, Ich sage es nochmal, es war ein Fehler von mir und ich wurde sicherlich auch nicht optimal beraten. Ich kann mich entsprechend nur beim KSC und den Fans für die Klage entschuldigen.

    Wird Gondorf Berufung einlegen?
    Wird Gondorf Berufung einlegen? Foto: Marius Nann

    Welche Chronologie? Können Sie das erläutern?

    Es gab, anders als behauptet, ein erstes schriftliches Angebot Ende 2023. Dies führte, was nicht ungewöhnlich in der Branche, zu keiner Einigung. Nach einem erneuten Gespräch im Trainingslager sollte dann eigentlich das zweite schriftliche Angebot folgen.

    Wie sah Angebot zwei aus?

    Es gab bis Mitte Februar, als ich letztlich mein Karriereende verkündete keines. Ich hatte das Gefühl, dass man eigentlich nicht mehr mit meiner Person plant, jedoch darauf hofft, dass ich diesen Schritt von mir aus gehe. Und so kam es dann auch. Daher habe ich mich knapp 1,5 Monate später entschieden, meine Karriere zu beenden.

    Verabschiedung KSC Spieler Jerome Gondorf Lars Stindl
    Verabschiedung KSC Spieler Jerome Gondorf Lars Stindl Foto: Michaela Anderer

    Dies lag jedoch ehrlich gesagt nicht nur an körperlichen Problemen, wie damals von mir kommuniziert. Da war auch einfach jede Menge Enttäuschung mit dabei und ich wollte die letzten Spiele meiner Karriere mit der dadurch gegebenen Klarheit einfach nur noch genießen.

    Ich fragte mich: Warum das Ganze? Wo ich doch komplette Offenheit angeboten hatte. Und es für mich OK gewesen wäre, wenn ich ein Teil des Umbruchs wäre?

    Unklar ist weiterhin: Warum diese emotionale Verabschiedung und danach die Klage gegen den KSC?

    Ich habe Anfang Juli meinen Vertrag aufgrund einer ausgebliebenen Prämienzahlung des KSC, juristisch prüfen lassen. Daraufhin wurde mir mitgeteilt, dass diese mir zusteht und ich aber auch noch einen bestehenden Vertrag besäße. Ich holte mir daraufhin eine zweite Meinung ein, welche diese Ansicht auch vertrat. Aus der Enttäuschung heraus, kam dieses Rad dann ins Rollen.

    Das heißt, zum Zeitpunkt Ihrer Verabschiedung war Ihnen diese juristische – etwas überraschende - Ansicht nicht bekannt?

    Nein, ich wusste zu jenem Zeitpunkt nichts von der vermeintlichen Zweideutigkeit dieser Klausel, weshalb auch alles was rund um das letzte Heimspiel von mir gesagt wurde ernst gemeint war und ich für immer dankbar sein werde, welchen tollen Abschied mir die Fans, die Mannschaft, das Trainerteam und der Staff bereitet hatten.

    Verabschiedung KSC Spieler Jerome Gondorf: Ob damals schon klar war, dass man sich vor Gericht wieder sehen wird?
    Verabschiedung KSC Spieler Jerome Gondorf: Ob damals schon klar war, dass man sich vor Gericht wieder sehen wird? Foto: Michaela Anderer

    Zurück zum Klagegrund. Die Klage erfolgte aufgrund der Interpretation einer Klausel, dass sich Ihr Kontrakt nach 17 Saisoneinsätzen automatisch verlängert bis mindestens Mitte 2025.

    Korrekt. Ich war natürlich extrem überrascht darüber, dass mein Kontrakt weiterlaufen würde. Daher holte ich mir die erwähnte zweite Meinung ein. Dieser vertrat ebenso die Ansicht, dass mein Vertrag aufgrund dieser Klausel noch Bestand habe. Dies ergab sich alles aufgrund der noch nicht getätigten Prämienauszahlung seitens des KSC.

    Da ich selbst nicht wusste wie die Klausel letztlich auszulegen ist, vertraute ich der juristischen Wertung. Das klingt natürlich erstmal seltsam und naiv. Man muss dazu aber sagen, dass ich keinen Berater habe und meine Verträge mit dem KSC selber verhandelt habe. Ich bin daher sicher kein Experte auf diesem Gebiet.

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    Foto: Marius Nann

    Kurze Zwischenfrage: Hat der KSC diese Prämienzahlung erfüllt?

    Ja, diese mir zustehenden Prämien wurden sehr zügig überwiesen. Aber, dass dies erst auf Nachfrage geschah, passte irgendwie für mich ins Gesamtbild.

    Es fehlt Ihnen folglich bei den Verhandlungen über einen neuen Vertrag die Wertschätzung? Sie waren enttäuscht? Vielleicht im Stolz getroffen und etwas beleidigt?

    Ich war wütend und enttäuscht, das stimmt. Irgendwann sah ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Die Klage fühlte sich für mich in dem Moment wie eine Chance auf persönliche Gerechtigkeit an, da ich sehr verletzt war. Den Umgang mit mir empfand ich als wenig respektvoll und wertschätzend.

    Dieser Stachel saß einfach sehr tief in mir drin. Im Nachgang hätte ich vielleicht damals gleich den Finger heben sollen, wollte jedoch auch keine Unruhe reinbringen, da wir sportlich auf einem sehr guten Weg waren.

    Der Karlsruher Jerome Gondorf.
    Der Karlsruher Jerome Gondorf. Foto: Uli Deck/dpa

    Sind Sie in eine "juristische Fehlinterpretations-Falle" getappt? Haben Sie, auch aufgrund Ihrer Enttäuschung über die Ihrer Sicht nicht korrekte Behandlung durch den KSC zu einem Fehlverhalten hinreißen lassen, als Sie klagten?

    Das kann ich nicht von der Hand weisen.

    Waren Sie auf der einen Seite zu gutgläubig, auf der anderen Seite frustriert ?

    Da ist sicher was dran.

    Sie erklärten, dass Sie bei Erfolg Ihrer Klage, den Betrag spenden würden. Das wurde Ihnen als "Reinwaschung" unterstellt.

    Dies weise ich komplett zurück, da ich schon lange persönliche Kontakte zum Hospiz habe. Ich wollte von Beginn an kein Geld vom KSC für mich. Das wollte ich durch die entsprechende Spende untermauern. Ich habe zwei Kinder und persönliche Kontakte dorthin - genau deshalb war es meine Intention, zu spenden.

    Ich würde so etwas nie nutzen, um zu instrumentalisieren. Mein Grundgedanke mit den Spenden war gut gemeint und ehrlich. Die Auffassung der Fans und der Banner im Heimspiel tat daher umso mehr weh, das kann ich nicht leugnen.

    Plakat Aktion der KSC-Fans am 25. Januar.
    Plakat Aktion der KSC-Fans am 25. Januar. Foto: ka-Reporter

    Kann man es so zusammenfassen: Aus Ihrer Enttäuschung über das ausbleibende, zugesagte schriftliche Angebot, aus Enttäuschung über die von Ihnen empfundene, fehlende Wertschätzung haben Sie mit der Klage gegen den KSC überreagiert?

    Das kann man so zusammenfassen. Es ist dadurch viel kaputt gegangen, ich möchte es nun aber ruhen lassen und wünsche den Jungs auf dem Platz weiterhin maximalen Erfolg.

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