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Karlsruhe: "Bin nicht Everybody's Darling": Das 1. Interview mit Martin Müller nach der KSC-Abwahl

Karlsruhe

"Bin nicht Everybody's Darling": Das 1. Interview mit Martin Müller nach der KSC-Abwahl

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    "Bin nicht Everybody's Darling": Das 1. Interview mit Martin Müller nach der KSC-Abwahl
    "Bin nicht Everybody's Darling": Das 1. Interview mit Martin Müller nach der KSC-Abwahl Foto: Thomas Riedel

    Die vom Präsidenten Holger Siegmund-Schultze ausgerufene Führungskrise beim KSC, hat mit der Abwahl des Vize-Präsidenten Martin Müller ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Zwischen Siegmund-Schultze und seinem Stellvertreter herrschte schon seit der Entlassung von Sportgeschäftsführer Oliver Kreuzer dicke Luft.

    Ende Februar folgte auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung die Abwahl. Wie es dem Ex Vizepräsidenten heute geht und vieles mehr, verrät er im Interview mit ka-news.de-Volontär Marius Fritz.

    ka-news.de: In Ihrer Tätigkeit beim KSC - Was war für Sie der größte Erfolg und was der größte Misserfolg?

    Martin Müller: Ich würde mal sagen, das Vorantreiben des Nachwuchsleistungszentrums war ganz wichtig. Da habe ich mit dem Kooperationspartner, der GEM, sehr viel Planungsleistung für den KSC erbracht und das für eine eher symbolische Honorierung der Planer. Und Misserfolge? Wenn die Bewertung der Leistung als so schlecht empfunden wird, dass es heißt, es ist besser, dass du gehst, kann man das nicht unbedingt als Erfolg verbuchen.

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    Foto: Thomas Riedel

    Wo sehen Sie den Verein nach Ihrem Abgang?

    Also ich sehe den KSC in der ersten Bundesliga. Das war immer mein Ziel und Wunsch, alles dafür zu tun, dass wir in die 1. Bundesliga kommen, und genau da möchte ich ihn sehen. Ich bin nach wie vor mit Leidenschaft Mitglied und Fan.

    Sie wurden mit deutlicher Mehrheit abgewählt, überrascht Sie dieses Ergebnis? 

    Ich habe ehrlich gesagt mit maximal 10 bis 20 Prozent Zustimmung gerechnet. Weil man muss ja immer sehen, was wurde alles gegen dich auf den Weg gebracht. Stellen wir uns jetzt mal vor, diese Mitgliederversammlung wäre eine Bundestagswahl gewesen und es hätte hier nur eine Partei die Möglichkeit bekommen, Wahlkampf zu betreiben und Stimmung zu machen. Für diesen Umstand empfinde ich knapp 40-prozentiger Zustimmung als keinen klaren Misserfolg.

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    Foto: Thomas Riedel

    Es gab viel Kritik daran, dass die außergewöhnliche Mitgliederversammlung nur online stattgefunden hat. Glauben Sie, das Onlineformat der Mitgliederversammlung hat dazu einen Beitrag geleistet?

    Das kann ich nicht einschätzen. Nach der Mitgliederversammlung war ich mit mir im Reinen. Sehr viele Mitglieder haben die Möglichkeit bekommen, Fragen zu stellen, auch kritische Fragen und denen habe ich mich gerne gestellt. 

    Denken Sie, Ihre kritische Haltung gegenüber KSC-Präsidenten Holger Siegmund-Schultze hat Ihnen geschadet?

    Das interessiert mich gar nicht. Ich habe diese Einstellung und eines darf nicht vergessen werden, ich mache das ehrenamtlich. Ich mache das für den KSC und das Einzige, was ich mir herausnehme, ist, dass ich mich nicht verbiegen lasse, damit ich  irgendwelchen Leuten toll gefalle. Es ist nicht mein Job, everybody's Darling zu sein.

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    Foto: Thomas Riedel

    Ihnen wird vorgeworfen, interne Informationen nach außen getragen zu haben, wie stehen Sie zu diesen Vorwürfen?

    Ich bin nicht der Meinung, dass man alles unter dem Deckmäntelchen von 'das besprechen wir intern' klären sollte. Das öffnet Tür und Tor der Vetternwirtschaft. Aber diese Vorwürfe kamen ja jetzt schon sehr häufig auch aus den Reihen des Beirats und waren häufig mit der Aussage verbunden, ich hätte dem Verein geschadet.

    Da habe ich auch schon angeboten, dass wir jetzt im Beirat Bilanz ziehen und jeder den Schaden, den er am KSC verursacht hat, bezahlt, aber dazu waren die damaligen Beiratskollegen dann auch nicht mehr bereit.

    Die Vorwürfe, dass sie Vereinsinterna an die Presse weitergegeben haben, stammten häufig vom Fan-Dachverbandes "Supporters". Diesem wird eine gewisse Nähe zum Präsidenten nachgesagt. Denken Sie, dass an dieser Verbindung etwas dran sein könnte?

    Dafür habe ich keine Beweise, aber ich sage es jetzt mal so. Hätte der Präsident keinen persönlichen Vorteil aus dieser Sache für sich ziehen können, hätte man von ihm erwarten müssen, dass er sich bei solchen diffamierenden Aussagen schützend vor seinen Vize stellt und mal zur Mäßigung aufruft. Aber, dass dem nicht so ist, hat man jetzt erst wieder bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung sehen können.

    Das war aber nur die Spitze des Eisbergs, zu keinem Zeitpunkt habe ich vom Präsidenten Rückendeckung erfahren. Nicht als Aufkleber mit 'Aus-GEM-üllert' überall in der Stadt aufgetaucht sind, nicht als Transparente gegen mich im Stadion zu sehen waren und auch nicht, als ich im VIP-Bereich geohrfeigt wurde.

    KSC Fans forderten öffentlich die Entlassung von Martin Müller. (Archivbild)
    KSC Fans forderten öffentlich die Entlassung von Martin Müller. (Archivbild) Foto: Marius Fritz

    Holger Siegmund-Schultze sprach von einer Führungskrise beim KSC. Lässt sich eine Solche Krise beenden, indem die Führung ihre Stellvertretung abwählen lässt?

    Für mein Dafürhalten wäre es das Richtige, wenn sich der gesamte Beirat neu wählen lässt. Denn so wie es jetzt ist kann es nicht weiter gehen. Das ist nicht die Kultur, die beim KSC herrschen sollte.

    Ist das Kapitel Sportfunktionär für sie jetzt abgeschlossen? Oder können Sie sich eine Rückkehr zum KSC vorstellen, eventuell sogar als Kandidat für das Präsidentenamt?

    Das macht keinen Sinn gegen die Massen anzukämpfen, also sage ich es mal so: Den Kampf gegen Windmühlen werde ich mir sicherlich nicht antun.

    Steht Ihr Angebot an den KSC noch, die Aktien für den Einkaufspreis zurückzukaufen oder fordern Sie nach Ihrer Abwahl den aktuellen Marktwert?

    Eins möchte ich klarstellen, es besteht eine absolute Trennung zwischen mir als KSC-Amtsträger und der GEM-Gruppe welche die Aktienanteile hält und von meinen Sohn geleitet wird. Die GEM-Gruppe hat mehrere sehr kulante Angebote an den KSC gemacht, die aber alle vom Verein her abgelehnt wurden. Hierzu gehört auch das Angebot, dass die GEM dem Käufer ein Darlehen über den Kaufbetrag gibt. Aber auch hier Bestand kein Interesse des KSCs.

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    Foto: Thomas Riedel

    Am 05.12.23 verweigerte die Aktionärsversammlung dem KSC-Vorstand die Entlastung. Selbst wenn Sie persönlich keinen Einfluss auf die Handlungen der GEM-Group nehmen, spiegelt sich hier nicht etwas ihr persönliche Haltung wider?

    Das würde ich so nicht sagen, wir leben diese Trennung wirklich absolut. Jetzt bin ich nur noch KSC-Mitglied und Fan, vielleicht kann ich jetzt wieder ein Wörtchen in Sachen KSC mitreden.

    Hätten Sie retrospektiv etwas an Ihrer Kommunikation mit dem Präsidenten, den Medien und den Fans verändert?

    Ich würde versuchen, meine energische Art etwas abzumildern. Ich könnte aber nicht versprechen, ob mir das gelingen würde. Der KSC liegt mir schon immer am Herzen und da kann ich nicht anders, als ab und zu energisch zu werden. Ich habe aber auch schon den Rat bekommen, eine härtere Gangart zu wählen.

    Das war im Oktober 2023, als der Vorsitzende der "Supporters“ angefangen hat, mich zu zerlegen. Da hat mir ein Kollege geraten, direkt zum Anwalt zu gehen und ich meinte, dass ich lieber den kleinen Dienstweg (Anmerkung der Redaktion: es intern abzuklären) nehmen würde.

    Wenn Ihnen dieser "kleine Dienstweg" nicht mehr zur Verfügung steht, werden Sie juristische Mittel einsetzen, um solche Vorwürfe zu unterbinden?

    Da sage jetzt nichts dazu. Da sollen sich die Leute überraschen lassen, okay?

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    Foto: Thomas Riedel

    Welche Fähigkeiten sollte Ihr Nachfolger mitbringen, um den KSC aus der Führungskrise, in ruhigere Fahrwasser zu bringen?

    Der KSC befindet sich wirklich lediglich in der Führungsetage in einer Krise, was die Trainer, die Angestellten und die Spieler Tag für Tag leisten ist wirklich enorm. Das sind richtige Helden, das muss ich hier nochmal betonen. Schwach ist nur die Führung, damit muss mein Nachfolger wohl klarkommen. 

    Bleiben Sie dem KSC als Fan erhalten?

    Klar! Ich habe das nie für irgendwelche Titel oder die Freikarte für den VIP-Bereich gemacht. Ich bin leidenschaftlicher KSC-Fan und werde das auch bleiben. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich jetzt schon wieder richtig Bock auf die Stadion-Wurst.

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    Foto: Thomas Riedel
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