Der Zoff in der Führungsebene geht beim Karlsruher SC in die nächste Runde. Diesmal allerdings virtuell. Wieder einmal steht Vizepräsident Martin Müller bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung zur Abwahl.
Doch anders als bei der Versammlung im Dezember 2023 steht nur die Abberufung Müllers als einziger Tagesordnungspunkt auf dem Programm. Damals stand auch die Abberufung der Beiratsmitglieder Holger Siegmund-Schultze (Präsident), Thomas Hock und Christian Fischer zur Debatte.
1. März, 7.47 Uhr: Wer rückt nach?
In einer Pressemitteilung bedankt sich der KSC für Martin Müllers Engagement.
"Die Frage, die sich jetzt wohl jeder stellen dürfte, ist: Wer rückt nach? Nach Angaben des Vereins solle die Stelle so schnell wie möglich neu besetzt werden Dazu muss gemäß Satzung des KSC e.V. zeitnah im Rahmen einer weiteren außerordentlichen Mitgliederversammlung über die Nachfolge abgestimmt werden", so der KSC.
Der entsprechende Prozess obliege dem zuständigen Gremium, dem Wahlausschuss. Bis zur Neuwahl seien aber sowohl Präsidium als auch Beirat voll handlungsfähig.
22.10 Uhr: Müller nicht mehr Vizepräsident
Die Abstimmung zur Abberufung von Martin Müller ging wie folgt aus
- Ja (fordern Abberufung): 1.640 (60,85 Prozent)
- Nein (wollen Müller im Amt behalten): 1.055 (39,15 Prozent)
- Enthaltungen: 154
Damit ist Martin Müller mit sofortiger Wirkung nicht mehr Vizepräsident des KSC.
22.06 Uhr: Aussprache beendet - jetzt kommt die Abstimmung
Die Zeit zur Aussprache ist mit zweieinhalb Stunden komplett ausgeschöpft. Aktuell sind über 3.000 Mitglieder eingeloggt.
21.55 Uhr: "Ich rüge diese Veranstaltung"
Komplett anderer Meinung ist Mitglied "Jürgen". "Ich rüge von Anfang an diese Versammlung aufs äußerste. Es ist eine einfache Mehrheit nötig, um Martin Müller abzuwählen. Ansonsten ist eine 2/3 Mehrheit nötig", so der Sprecher. Reuter wiederholt erneut, dass es um das zerrüttete Verhältnis gehe und, dass die Versammlung rechtmäßig sei. "Ich denke, wir haben das alles schon ausführlich erklärt".
Das Mitglied kritisiert auch, dass Gläser mehr in den Medien vertreten sei als Sigmund-Schultze. Den Vorwurf weist Gläser scharf zurück: "Das stimmt nicht, das ist ein Wahrnehmungsproblem"
21.48 Uhr: "Unterhaltsame Abendveranstaltung"
"Ich denke, Herr Müller hat Ecken und Kanten, auch Herr Sigmund-Schultze hat Fehler gemacht. Ich würde mir wünschen, dass sich alle zusammenraufen", so ein weiteres Mitglied nach der Pause. Dennoch sei es eine sehr unterhaltsame Abendveranstaltung. Eine Frage hat nicht. Gegen 22 Uhr soll die Aussprache dann zu Ende sein, betont Reuter.
21.39 Uhr: Fragerunde gehen in die Endrunde
Fragerunden gehen weiter. Unter anderem wird die Frage gestellt, wie das mit den Aktien von Martin Müller an die Öffentlichkeit gelangt sei. "Hätte ich es nicht aus dem direkt Gespräch mit Martin Müller erfahren, hätte ich es in der Zeitung gelesen", sagt Sigmund-Schultze.
Reuter unterbricht die Sitzung für zwei Minuten mit einem letzten Aufruf an die Mitglieder, sich an der Fragerunde zu beteiligen. Nach der Pause wird Wolfgang Grenke nochmal das Wort übernehmen
21.10 Uhr: "Arbeite gern mit Müller zusammen"
Ein weitere Mitglied fragt, ob nicht das ganze Präsidium zurücktreten und so einen Neuanfang zu ermöglichen. Sigmund-Schultze versichert, dass es gegen Müller kein Tribunal gebe. Auch der sonst recht stille Pilarsky meldet sich zu Wort: "Wenn der Herr Müller nicht abgewählt wird, arbeite ich gerne mit ihm zusammen", sagt er
Auf die Frage, ob die Abwahl Auswirkungen sein finanzielle Engagement beim KSC habe, antwortet Pilarsky lediglich: "Solche Gespräche wurden nicht geführt".
20.55 Uhr: Immer noch Fragen ungeklärt
Die Aussprache war zu Beginn auf zweieinhalb Stunden angesetzt. Diese sind mittlerweile überschritten. Doch viele Fragen scheinen noch unbeantwortet zu sein oder wurden in der ersten Runde nicht ausreichend genug beantwortet. Darum melden sich Mitglieder teilweise auch ein zweites Mal zu Wort oder stellen einige Fragen erneut.
20.49 Uhr: Pro-Müller Mitglieder wollen den Knackpunkt wissen
Immer wieder wollen die Mitglieder wissen, wegen was genau Müller abgewählt werden soll. "Der Grund sollte beim Namen benannt werden", so einige Mitglieder. Gläser erörtert, dass der Mitgliederrat selbst keine Details kenne, alle Gespräche aber auf ein gestörtes Vertrauensverhältnis hingewiesen haben. "Wir stehen in der Medienöffentlichkeit, da treffen wir demokratische Entscheidungen, da sollten Einzelne nicht an die Öffentlichkeit gehen, auch wenn es einen nervt", so Sigmund-Schultze.
20.30 Uhr: Ältere Leute haben bei virtuellem Event das Nachsehen
Ein weiteres Mitglied kann nicht nachvollziehen, warum die Abstimmung vonstattengehen soll, wenn die Internas gar nicht bekannt sind. Sigmund-Schultze wiederholt, dass keine einzelnen Akteure an die Öffentlichkeit treten dürfen.
Der Mann fragt außerdem, warum das Event virtuell durchgeführt wird und ältere Mitglieder somit das Nachsehen haben. "Im Stadion können Spiele stattfinden, aber keine Versammlung?", fragt er. Michael Becker antwortet darauf: "Da finden Bauarbeiten noch zwischen den Spielen statt."
20.21 Uhr: Pilarsky und Sigmund-Schultze wollen beide bleiben
Auf die Frage eines Mitglieds an Pilarsky und Sigmund-Schultze, ob sie zurücktreten werden, falls Müller abgewählt werden sollte, antworten beide mit nein.
20.10 Uhr: "Herr Müller treten Sie zurück"
"Was ist ihr Plan, wenn sie nicht abgesetzt werden? Wollen sie die Zeit absitzen", will ein weiteres Mitglied wissen und fordert Müller auf: "Treten Sie zurück, um dem Verein weitere Peinlichkeiten zu ersparen"
"Ich glaube, ich habe bewiesen, dass es mit mir auch konstruktiv zugeht", antwortet Müller. Er verspricht auch, dass dies weiterhin der Fall sein wird.
Ein weiteres Mitglied kritisiert, dass er in der Vergangenheit mit Müller über die Beiträge in der BNN geredet hätte. "Sie haben mir versprochen, sie lassen", wirft er ihm vor. Müller entgegnet: "Wie hätten sie denn reagiert? Wie viel haben sie denn gelesen gegen mich? Ich kann mir nicht alles um die Ohren schlagen lassen und dann nicht nicht reagieren?"
20.05 Uhr: Weitere Mitglieder kommen zu Wort
Nächstes Mitglied hat weitere Fragen an den Präsident: "Welche Interna wurden denn tatsächlich weitergegeben und welche unwahren Behauptungen gibt es von Herrn Müller"
"Es sind vielleicht Kleinigkeiten, aber die sind entscheidend", sagt Sigmund-Schultze und spielt damit auf die Situation mit Kreuzer an. Zu dem Thema habe Müller dem SWR ein Interview gegeben, wobei Begrifflichkeiten genannt wurden, die dort nicht angebracht waren.
19.55 Uhr: "Warum sitzen wir hier?"
Warum sitzen wir hier? Warum hat man sich damals auf diesen Frieden eingelassen? Was ist seit dem 4. Dezember passiert, will ein Mitglied wissen. Auf Hinweis von Reuter, dass er die Zeit für seine Frage überschreitet, reagiert er etwas verärgert "Der Vorredner hat drei Minuten geredet"
Sigmund-Schultze antwortet: "Ich glaube immer daran, es nochmal zu versuchen. Aber es geht darum, sich an Regeln zu halten. Das hat Martin Müllers Verhalten nicht gezeigt"
19.50 Uhr: Es darf keiner nach außen sprechen
Was ist eine interne Information? Darüber Sigmund-Schultze Aufschluss. "Kein Mitglied eines Gremiums sollte mit den Medien reden. Es darf keiner nach außen sprechen". Müller ergänzt: "Interna wäre zum Beispiel wenn ich das Gehalt von jemand kommunizieren würde, ich hab nur bereits bekannte Sachverhalte kommuniziert."
Als Beispiel nennt er die Verlängerung von Fabian Schleusener. Da sei es unnötig gewesen.
19.35 Uhr: Aussprache beginnt
Als nächstes stehen die Wortmeldungen auf dem Plan. Der erste ist Sigmund-Schultze. "Wenn ich Angst haben muss, dass alles am nächsten Tag in der Zeitung steht, ist eine Zusammenarbeit nicht möglich". In einem zweiten Wortbeitrag wiederholt Wolfgang Grenke, dass der Verein finanziell liquide ist.
19.25 Uhr: Martin Müller spricht
Jetzt übernimmt KSC-Vize Martin Müller das Wort. "Ich glaube, manches ist über gute Seiten rübergegangen", sagt Müller.
"Bis heute werde ich mit unbewiesenen Vorwürfen konfrontiert, leider habe ich bis heute keine konkreten Beweise dafür bekommen. Ich wollte schon wissen, welche Internas ich ausgeplaudert habe", sagt Müller. Er gibt zu, dass seine Reaktion daraufhin überzogen war. "Wenn dich jemand angreift und du hast keinerlei Plattform, was soll man tun? Irgendwie muss man sich mitteilen. Bis 2022 hatten wir keinerlei Probleme", so Müller weiter.
Jetzt gibt es noch Gelegenheit, Fragen zu stellen.
19.17 Uhr, Dieter Gläser spricht
Bevor über die Abberufung von Martin Müller abgestimmt wird, hat Martin Müller die Gelegenheit sich zur Sache zu äußern. Zuvor wird noch der Vorsitzende des Mitgliederrats, Dieter Gläser, angehört.
"Wenn die Aufsichtsräte einstimmig den Rücktritt von Martin Müller fordern, dann dürfen wir nicht warten", so Gläser. "Wir haben nichts unversucht gelassen, eine friedliche Lösung zu finden. Aber irgendwann ist die Tür zu." Es gehe für den KSC und nicht gegen irgendjemanden, betont er.
19.12 Uhr, TOP6 bleibt
Nach 90 Sekunden liegt das Ergebnis vor: Die TOP6 bleibt auf der Tagesordnung. Mit "Ja" stimmten 583 Mitglieder, mit "Nein" 1094 Mitglieder. 118 Mitglieder enthielten sich. In einem weiteren Abstimmungsdurchlauf wird die TOP5 (Genehmigung der Geschäftsordnung) zur Abstimmung gebracht. Das Ergebnis: Ja: 2031 Mitglieder, Nein: 252 Mitglieder, 176 Enthaltungen
19.06 Uhr, Top6 (Abwahl Müller) soll gestrichen werden
Der Antrag zur Streichung der TOP6 wird zur Abstimmung gebracht.
18.55 Uhr: Weitere Anträge abgelehnt - Wird Müllers Abwahl gestrichen?
Reuter führt aus, dass unter anderem Anträge zur Absetzung der Versammlung, Sigmund-Schultze, Hock und Fischer eingingen. Diese wurden abgelehnt. "Abwahlen von anderen Organmitgliedern wären neue Tagesordnungspunkte bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung", begründet Reuter. Das sei nicht möglich.
Allerdings könnte die Abwahl von Martin Müller unter TOP6 gestrichen werden.
18.50 Uhr: Presse darf bleiben
Jetzt dürfen die Mitglieder darüber abstimmen, ob die Presse weiterhin anwesend sein darf. Die Medienvertreter sind ebenfalls nur virtuell zugeschaltet. Für "Ja" stimmten 1.641 Mitglieder. Das sind rund 76 Prozent. Mit "Nein" stimmten 25 Prozent
29. Februar, 18.30 Uhr: Versammlung beginnt
Präsident Holger Siegmund-Schultz eröffnet die Versammlung pünktlich um 18.30 Uhr. Über 2.000 Mitglieder verfolgen die Versammlung virtuell. Fragen können online gestellt werden, erläutert Markus Reuter, stellv. Vorsitzender des Wahlausschusses, der auch die Moderation übernimmt. Aktuell gibt Reuter eine technische Einweisung zur Abstimmung und eine Testabstimmung.
Warum findet die Versammlung virtuell statt?
Kurz und knapp: Aufgrund der Kurzfristigkeit war es nicht möglich, eine entsprechend große Halle für das Event zu finden. Außerdem sind diese großen Veranstaltungen sehr teuer und der Rat möchte zusätzliche Kosten vermeiden.
Was steckt hinter der Geschichte?
Schlussendlich geht um ein "zerstörtes beziehungsweise zerrüttetes Verhältnis" zwischen Müller, dem Mitgliederrat und den übrigen Beiratsmitgliedern. Ein vertraulicher Austausch sei mittlerweile unmöglich, heißt es.

Zuvor gab es Streit wegen der Entlassung des damaligen Sportchefs Oliver Kreuzer im April 2023, der sich immer weiter zuspitzte. Im weiteren Verlauf wurde Müller Machtmissbrauch vorgeworfen, da er vereinsinterne Informationen der Presse zugespielt habe. Eine ausführliche Erläuterung zu den Hintergründen der Abwahl gibt's in diesem Artikel.
Warum droht Müller erneut die Abwahl?
Nach Angaben des Mitgliederrates habe sich die Lage nach der Versammlung im Dezember nicht gebessert. Müller soll sich "ungebührlich" gegenüber anderen Organmitgliedern des KSC und gegenüber Dritten nach Abschluss der gemeinsamen Absichtserklärung verhalten haben. Darum erfolgt nun der zweite Abwahlversuch.

"Eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit ist nicht mehr möglich. Es ist daher zwingend Angelegenheit der Mitgliederversammlung, die Führungskrise zu beenden und Geschlossenheit im Sinne des KSC herzustellen. Diese Geschlossenheit ist Voraussetzung dafür, dass die geplante Weiterentwicklung, insbesondere im Sport, erfolgreich sein kann", so der Mitgliederrat.
Was würde nach eine Abwahl passieren?
Müller wurde im Jahr 2022 für die Dauer von drei Jahren gewählt. Bei einer Abwahl am 29. Februar muss der Vizepräsident bei einer weiteren außerordentlichen Mitgliederversammlung neu gewählt werden. Der entsprechende Prozess obliegt dem zuständigen Gremium, dem Wahlausschuss. Bis zur Neuwahl des Vizepräsidenten wären aber sowohl Präsidium als auch Beirat (der KSC GmbH & Co. KGaA) voll beschluss- und handlungsfähig.
Darüber hinaus wäre noch die Angelegenheit mit den KSC-Aktien zu klären. Wie bereits berichtet, soll Müller seinen Rücktritt angeboten haben, sofern seine Aktien zurückgekauft werden. Das hat der KSC bislang abgelehnt. Lediglich die laufenden Darlehen in Höhe von rund 1 Million Euro sollen an ihn zurückgeführt werden. Laut des Aufsichtsratsvorsitzenden, Wolfgang Grenke, sei das kein Problem - der KSC stehe finanziell gut da.
Weitere Fragen beantwortet der Mitgliederbeirat im FAQ auf der Webseite des KSC.