Seit Anfang September ist Sebastian Freis Sportchef beim Karlsruher SC. Der Ex-Profi sondiert, versucht kurz -und mittelfristig, den Kader zu verjüngen, ohne dass das Team der Badener an Qualität verliert. Zu Äußerungen von ehemaligen, aufgrund derer Bilanzen inzwischen vom KSC freigestellten Mitarbeitern, sagt Freis nichts, fokussiert sich auf die aktuelle sportliche Situation.
Freis im Beirat nicht unumstritten
Nachdenklich wird Freis, als er mit einer Aussage konfrontiert wird: Jeffrey Gouweleeuw, der erfahrene Profi des FC Augsburg sagte nach deren Misserfolgen: "Wenn es oben Probleme gibt, geht das runter!" Er meinte die FCA-Führungsetage. Beim KSC gibt es "oben Probleme." Abstimmungen im Beirat enden seit Jahren meist 3:2, die Fronten sind verhärtet.

Auch Freis wurde mit diesem knappen Ergebnis installiert. Das war zu lesen, diese Info wurde wohl von einem Beiratsmitglied durchgesteckt. Freis dazu: "Abstimmungen in diesem Gremium sind geheim und wie sie im Einzelfall aussehen, darüber habe ich keine Informationen. Grundsätzlich sollte Internes intern bleiben, das ist immer die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit", sagt er und ergänzt: "Dieses Thema hat aber bei uns keine Auswirkungen auf das tägliche sportliche Geschäft."

Dass der KSC momentan sportlich in einer etwas prekären Situation ist, redet Freis nicht schön. Man habe, bezogen auf die Kaderqualität, ein paar Punkte zu wenig. "Das kann immer mal passieren, solche Phasen gibt es im Fußball. Bereits in der Vergangenheit hatten wir immer mal wieder mit solchen Wellentälern zu kämpfen. Es gilt zu analysieren, woher das kommt."
"Herausfordernden Übergangsphase"
Eines beschäftigt den sportlichen Leiter intensiv: Die Zusammensetzung des aktuellen KSC-Kaders, denn die Startelf der Badener beim 1:1 in Magdeburg war im Schnitt rund 31 Jahre alt. Damit einen "Mehrwert" im Kader zu schaffen, damit Transfererlöse, die der KSC durch seine strategische Neuausrichtung eingeplant hat, zu erzielen, das sei "natürlich schwierig. Wir befinden uns in einer herausfordernden Übergangsphase, in der das Trainerteam immer wieder die richtige Balance aus Punkten für die Tabelle und möglichst viel Einsatzmöglichkeiten für unsere jungen Spieler finden muss."

Insgesamt konnte durch den Kaderumbau, durch die Transfers vor der laufenden Saison, das Durchschnittsalter des KSC Kaders etwas abgesenkt werden. Viel konnte Freis in den wenigen Wochen in denen er Sportchef ist - er ist seit Anfang September im Amt - nicht verändern . Ihm ging es zuerst darum, "schnell so viele Informationen wie möglich zu sammeln, damit ein ganzheitliches Bild von unserem sportlichen Bereich entsteht, welche Strukturen und Prozesse gut funktionieren und wo es gegebenenfalls Optimierungsbedarf gibt. Das betrifft alle Segmente in meinem Verantwortungsbereich: Mannschaft, Trainer- und Funktionsteam."

Eines stellt er aber prompt klar. Auf der Trainerposition sieht er keinen Optimierungsbedarf: "Kontinuität auf der Trainerposition ist erfolgversprechender als stetige Wechsel. Dass Trainer und Sportliche Leitung nicht immer einer Meinung sind, liegt in der Natur der Sache. Ich habe mit Christian Eichner einen sehr konstruktiven und vertrauensvollen Austausch und bin überzeugt, dass in dieser Konstellation der angestrebte Weiterentwicklungsprozess des Kaders funktionieren wird. Die Vielzahl an erfahrenen Spielern bei uns bietet auch eine Chance, an deren Seite jüngere Spieler zu entwickeln. Diese Chance sollten wir nutzen."
"Wir haben vollstes Vertrauen in die Jungs"
Um sportlich wieder den Erfolgsweg zu beschreiten sind ihm in Sachen Neuzugänge, die Hände fast gebunden, das Transferfenster ist in Deutschland geschlossen. Das beunruhigt Freis nicht. "Wir haben vollstes Vertrauen in die Jungs, die da sind. Trotzdem denken wir intensiv über mögliche Profile nach und bereiten Dinge schon zum Winter vor."

Der 38-Jährige war Mitglied der "Task Force", die für die Neuzugänge Verantwortung hatte. Bisher sind drei der aktuellen Neuzugänge - Drewes, Stindl, Bormuth - Stammspieler. Eine solch positive Bilanz gab es in den zurückliegenden Jahren nicht. In der Saison 2022-2023 wurden sieben externe Neuzugänge fest verpflichtet – einer schaffte es zur Stammraft.
Trotz der wesentlich besseren Quote ist Freis nicht rundum zufrieden. "Man kann so etwas nicht an einer absoluten Zahl festmachen. Man muss schauen, welche Rolle wir den Neuverpflichtungen zugedacht haben. Die genannten Jungs machen es gut, dem ein oder anderen Neuzugang traue ich zeitnah dieselbe Entwicklung zu."

Dass der KSC seit fünf Spielen sieglos ist, fällt auch in seinen Verantwortungsbereich. "Ich trage als Bereichsleiter Profis die Gesamtverantwortung, dazu zählen in erster Linie die Ergebnisse am Wochenende und daraus folgend die tabellarische Platzierung. Um die nächsten Spiele erfolgreich zu gestalten, versuche ich im Rahmen meiner Möglichkeiten dem Trainerteam und der Mannschaft geeignete Impulse zu geben und sie bestmöglich zu unterstützen."