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Invasive Ameisen und heimische Ameisen unterscheiden: So erkennen Sie invasive Arten

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Invasive Ameisen und heimische Ameisen unterscheiden: So erkennen Sie invasive Arten

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    In Deutschland gibt es über 100 verschiedene Arten von Ameisen. Die Einschleppung von invasiven Exemplaren sorgt hierzulande immer wieder für Probleme.
    In Deutschland gibt es über 100 verschiedene Arten von Ameisen. Die Einschleppung von invasiven Exemplaren sorgt hierzulande immer wieder für Probleme. Foto: benbro, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Beim Menschen lösen Ameisen häufig gemischte Gefühle aus. Ihre Bisse können schmerzhaft sein und in den eigenen vier Wänden möchte die kleinen Krabbeltiere wohl niemand haben. Laut Angaben des Umweltbundesamts (UBA) gibt es allein in Deutschland in etwa 110 verschiedene Ameisenarten. Neben den heimischen Arten schaffen es jedoch auch immer wieder gebietsfremde Ameisen zu uns nach Deutschland. In den vergangenen Jahren haben invasive Ameisenarten vermehrt für negative Schlagzeilen gesorgt. Welche invasiven Arten es in Deutschland gibt und ob diese von heimischen Ameisen unterschieden werden können, erfahren Sie hier.

    Was sind invasive Ameisenarten?

    Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) definiert invasive Arten als Lebewesen, die sich durch menschliches Zutun in Gebieten außerhalb ihres ursprünglichen Heimatgebiets verbreiten. Ihre Einführung kann erhebliche Folgen haben: So können sie unter anderem heimische Arten verdrängen und sogar wirtschaftliche oder gesundheitliche Schäden verursachen.

    Auf Anfrage unserer Redaktion erläutert Diplom-Biologe Dr. Manfred Verhaagh, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe, die Merkmale von invasiven Ameisenarten. Laut dem Experten gibt es auch in Deutschland gebietsfremde Arten, welche einen invasiven Charakter aufweisen. Damit sind Arten gemeint, die durch ihre „hohen Vermehrungsraten und die Ausbildung sehr großer Kolonien einheimische Arten verdrängen und durch die große Zahl auch für den Menschen lästig oder schädlich werden können“, erklärt Verhaagh.

    Laut dem Experten verfügen invasive Ameisenarten über diverse Eigenschaften, die es ihnen ermöglichen, sich in großen Mengen zu vermehren und sich auch in nicht heimischen Gebieten erfolgreich anzusiedeln. Unter anderem besitzen diese Arten häufig effiziente Wehrsekrete, die es ihnen ermöglichen, andere Ameisenarten erfolgreich zu bekämpfen und zu verdrängen. Gleichzeitig würde im Falle einer Verschleppung bereits ein kleiner Anteil der Insekten ausreichen, um eine neue Kolonie zu begründen. Außerdem finden sich invasive Ameisenarten aufgrund ihrer Nistweise in urbanen Gegenden bestens zurecht und überleben auch in instabilen Lebenräumen.

    Diese und weitere Faktoren ermöglichen den Insekten, sogenannte „Superkolonien“ zu bilden, erklärt Verhaagh. Das bedeutet, dass sich Kolonien, die zunächst klein waren, über die Jahre immer weiter in die Fläche ausbreiten. Dabei spalten sich die Nester auf und die Ameisen gründen immer weiter neue Brutplätze. Laut dem Experten können diese Arten von Superkolonien gigantische Ausmaße von bis zu 20 Hektar oder gar mehreren Quadratkilometern annehmen.

    Welche invasiven Ameisenarten gibt es in Deutschland?

    In den vergangenen Jahren hat vor allem eine Ameisenart vermehrt für Schlagzeilen in Deutschland gesorgt: Die große Drüsenameise, auch Tapinoma magnum genannt, taucht immer wieder in diversen Medienberichten auf. Zwar ginge für den Menschen keine akute Gefahr von dem Insekt aus, allerdings können die Kolonien der großen Drüsenameise ein Problem für die Infrastruktur darstellen, heißt es dort. Unter anderem berichtete die Tagesschau darüber, dass es in der badischen Stadt Kehl zu Internet- und Stromausfällen aufgrund von Kolonien der Ameisenart kam. Außerdem musste laut dem Bericht ein örtlicher Spielplatz wegen Unfallgefahr geschlossen werden, da die Insekten den Boden unterhöhlt hatten.

    Wie Verhaagh erklärt, gibt es neben der bekannten Tapinoma magnum noch weitere Ameisenarten mit invasivem Charakter in Deutschland. Unter anderem nennt der Fachmann dabei die Vergessene Wegameise (Lasius neglectus), welche auch in Karlsruhe zu finden ist. Die Pharao-Ameise (Monomorium pharaonis) wiederum kommt nur in Häusern vor. Eine Art, die in Deutschland bisher zumeist nur in Gewächshäusern auftaucht, ist die Argentische Heeresameise (Linepithema humilis). Laut Verhaagh sei diese jedoch in der Lage, im Südwesten Deutschlands in Jahren mit sehr milden Wintern auch „große Freilandkolonien“ aufzubauen.

    Weitere gebietsfremde Ameisenarten in Deutschland sind laut Verhaagh:

    • Tapinoma ibericum
    • Tapinoma darioi
    • Monomorium carbonarium
    • Monomorium gallicum
    • Pheidole pallidula
    • mehrere sehr kleine Plagiolepis-Arten

    Können invasive Ameisenarten von heimischen unterschieden werden?

    Laut dem Ameisenfachmann ist es für den Laien meist unmöglich zu erkennen, um welche Ameisenart es sich handelt. Besteht jedoch der Verdacht, dass man auf eine invasive Ameisenart gestoßen ist, sollte man laut Verhaagh einen Ameisenexperten zu Rate ziehen. Er empfiehlt dafür zunächst aussagekräftige, hochauflösende Fotos der Insekten an eine sachkundige Person zu schicken.

    Sollte sich der Verdacht durch eine fachliche Bestimmung bestätigen, rät Verhaagh in diesem Fall auch die Verwaltung der zuständigen Kommune über die Sachlage zu informieren. Erfordert die invasive Ameisenart Maßnahmen zur Bekämpfung, sei laut dem Experten „ein koordiniertes Vorgehen der betroffenen Grundstückseigentümer notwendig, privater wie öffentlicher.“ Unter anderem müsse in diesem Fall auch die Größe der Kolonie erfasst werden. Wenn es um die Bekämpfung der potenziell schädlichen Insekten geht, sollte laut dem Ameisenexperten auch hier fachkundiges Personal hinzugezogen werden: „Der Einsatz potenter chemischer Insektizide gehört in die Hände erfahrener lizenzierter Schädlingsbekämpfer“, erklärt Verhaagh.

    Auch wenn manche Menschen Ameisen als lästig empfinden, übernehmen die Insekten in der freien Natur viele wichtige Aufgaben und spielen eine entscheidende Rolle im natürlichen Ökosystem. Der Naturschutzbund Leverkusen (NABU) informiert daher über die vielen positiven Eigenschaften der Ameise: Unter anderem verbreiten Ameisen Pflanzensamen und lockern mit ihren Grabarbeiten den Boden auf, was für ein besseres Pflanzenwachstum sorgt. Außerdem sind sie sowohl als Jäger als auch Beute ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette.

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