Kürzlich berichtete ka-news.de über eine Havarie auf dem Rhein bei Karlsruhe, bei der ein Güterschubverband nach einem Ruderausfall mit dem Ufer kollidierte und rund 100.000 Euro Schaden verursachte. Doch tatsächlich ereignen sich Schiffshavarien auf dem Rhein häufiger als man denkt – auch in Karlsruhe und Umgebung.
Im Folgenden werden fünf besonders spektakuläre Fälle dokumentiert, die teils Millionenverluste und langwierige Ermittlungen nach sich zogen.
2012: Fast versenkt – Lotse steuert „Bellriva“ auf Steinwälle bei Rastatt
Am Morgen des 17. April 2012 lief das Flusskreuzfahrtschiff „Bellriva“ bei Rastatt-Plittersdorf auf dem Rhein auf mehrere Buhnen und wurde dabei leckgeschlagen. Darüber berichtet unter anderem „Welt“.
Der Lotse an Bord, der über das notwendige Streckenpatent verfügte, hatte das Schiff offenbar zu nah an den Rand der Fahrrinne gesteuert – die genauen Hintergründe blieben zunächst unklar. Die 115 Passagiere und die 43-köpfige Besatzung konnten sich unverletzt retten, während Feuerwehr und Taucher die „Bellriva“ mit Pumpen stabilisierten.

Das Schiff erreichte aus eigener Kraft den Karlsruher Hafen, wurde dort gesichert und später zur Reparatur in eine Kölner Werft geschleppt. Die Wasserschutzpolizei leitete Ermittlungen gegen den Lotsen wegen fahrlässiger Gefährdung des Schiffsverkehrs ein. Eine Umweltgefährdung wurde nicht festgestellt, doch der Vorfall sorgte für großes mediales Aufsehen. Der Schaden an dem Schiff wurde laut der „Rheinischen Post“ auf eine halbe Million Euro geschätzt.
2012: Frachter rammt Motorschiff bei Dettenheim kurz nach „Bellriva“-Havarie
Laut „SPIEGEL“-Informationen kam es in der Nacht zum 19. April 2014 zu einem weiteren Schiffsunfall auf dem Rhein bei Karlsruhe. Gegen 0.20 Uhr kollidierte ein Frachter bei einer kurvigen Engstelle nahe Dettenheim mit einem entgegenkommenden Motorschiff. Beide Schiffe wurden beschädigt, blieben jedoch manövrierfähig. Der Sachschaden wurde auf rund 50.000 Euro geschätzt. Verletzt wurde niemand.

Die Wasserschutzpolizei ermittelt gegen beide Schiffsführer wegen Gefährdung des Schiffsverkehrs. Die Unfallstelle gilt als besonders anspruchsvoll, da der Rhein dort stark gekrümmt verläuft. Der Vorfall war neben einem weiteren Zwischenfall bereits die dritte Havarie innerhalb weniger Tage in der Region und warf Fragen zur Sicherheit auf dem viel befahrenen Rheinabschnitt bei Karlsruhe auf.
2016: Gasöl-Leck nach Havarie der „Vantrans“
Am Abend des 20. Mai 2016 kam es nach Informationen des Kreisfeuerwehrverbands Karlsruhe im Ölhafen Karlsruhe zu einer weiteren Schiffshavarie:
Das belgische Tankschiff „Vantrans“, beladen mit rund 2.500 Tonnen Gasöl, kollidierte beim Rückwärtsauslaufen mit einer Spundwand und lief anschließend auf dem Rhein auf Grund. Ursache war eine Fehleinschätzung des Schiffsführers, wodurch die Schiffswand unterhalb der Wasserlinie aufriss und Gasöl ins Wasser gelangte.

Insgesamt traten etwa 2.500 Liter aus, was einen großflächigen Feuerwehreinsatz und die Auslösung eines Rheinalarms zur Folge hatte. Der Schiffsverkehr war für knapp drei Stunden gestört, bis das havarierte Schiff freigeschleppt werden konnte.
Der entstandene Sachschaden wurde auf rund 250.000 Euro geschätzt. Dank des koordinierten Einsatzes zahlreicher Feuerwehren und Behörden konnte eine größere Umweltkatastrophe verhindert werden.
2023: Nächtlicher Zusammenstoß – Fahrgastschiff reißt auf, Tanker beschädigt
Am späten Abend des 22. Juni 2023 kam es laut des Polizeipräsidiums Karlsruhe bei Rhein-Kilometer 369 nahe Eggenstein-Leopoldshafen zu einer seitlichen Kollision zwischen einem Fahrgastkabinenschiff und einem Tankmotorschiff im Begegnungsverkehr. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, doch der entstandene Sachschaden wurde bereits kurz nach dem Vorfall auf einen sechsstelligen Betrag geschätzt.
Während das Tankmotorschiff lediglich ein beschädigtes Positionslicht davontrug, erlitt das Fahrgastschiff einen rund fünf Meter langen Riss in der Außenhaut – oberhalb der Wasserlinie, sodass kein Wassereintritt erfolgte. Die Wasserschutzpolizei Karlsruhe ging damals von Unachtsamkeit als Unfallursache aus.
2023: Steuerfrau betrunken – Schleusenkollision bei Iffezheim
Im November 2023 krachte das niederländische Güterschiff „La Primavera“ in die Schleuse bei Iffezheim und verursachte einen Millionenschaden. Steuerfrau Elzbieta B. (50) soll laut Anklage betrunken gewesen sein und geschlafen haben, als das 5.000 Tonnen schwere Schiff ungebremst ins Schleusentor fuhr. Der Schaden wurde auf zwei bis fünf Millionen Euro geschätzt, die zweite Schleusenkammer ist bis heute außer Betrieb.

Vor dem Amtsgericht Kehl erklärte die Angeklagte, sie sei kurz vor der Schleuse bewusstlos geworden – angeblich wegen einer später festgestellten Herzkrankheit.
Zwei Gläser Weißwein habe sie bereits morgens um 5 Uhr getrunken, ein weiteres nach dem Unfall. Ein Kapitänspatent besitzt sie nicht, sie war als Matrosin an Bord und sollte lediglich den Autopiloten überwachen. Bereits 2020 war sie mit 1,1 Promille auffällig geworden und zu einer Geldstrafe verurteilt worden.
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