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Bandenmäßiger Betrug beim Führerschein: Immer mehr Prüflinge werden mit unerlaubten Hilfsmitteln erwischt

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Bandenmäßiger Betrug beim Führerschein: Immer mehr Prüflinge werden mit unerlaubten Hilfsmitteln erwischt

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    Die theoretische Prüfung ist eine Hürde auf dem Weg zum Führerschein. Einige Prüflinge scheinen sich deshalb unerlaubte Hilfe zu holen.
    Die theoretische Prüfung ist eine Hürde auf dem Weg zum Führerschein. Einige Prüflinge scheinen sich deshalb unerlaubte Hilfe zu holen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa (Symbolbild)

    Autos sind für viele Deutsche das Verkehrsmittel der Wahl: Man ist nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, sondern kann selbstbestimmt und jederzeit fahren, wohin man will. Anfang 2025 gab es etwa 23,4 Millionen Pkw-Führerscheine in Deutschland, informiert Statista – fast eine Million mehr als noch im Vorjahr. Laut Statista wurden 2024 rund 1,5 Millionen Führerscheine ausgestellt.

    Um zu dieser Gruppe der Führerscheinbesitzer zu gehören, muss man allerdings zunächst eine theoretische und eine praktische Prüfung bestehen. Die Durchfallquote ist hoch: Fast jeder Zweite fällt durch die theoretische Führerscheinprüfung. Außerdem geht es bei den Prüfungen nicht immer mit rechten Dingen zu, wie neue Informationen des TÜV-Verbandes zeigen: Immer mehr Prüflinge betrügen.

    Betrug beim Führerschein: Immer mehr Prüflinge werden mit unerlaubten Hilfsmitteln erwischt

    Der TÜV-Verband erklärt laut einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass Täuschungsversuche bei der Theorie-Prüfung seit mehreren Jahren ein wachsendes Problem seien. Im vergangenen Jahr seien fast 4200 Betrugsfälle registriert worden. Im Vergleich mit dem Jahr 2020 sei das ein Anstieg um fast 50 Prozent. Für das erste Halbjahr 2025 seien schon 2193 Fälle bekannt. Der TÜV-Verband geht dabei von einer noch deutlich höheren Dunkelziffer aus.

    Zu den genutzten Tricks gehören laut SWR:

    • Einen Doppelgänger mit dem eigenen Ausweis zur Prüfung schicken, der diese für einen schreibt.
    • Ausgestattet mit kleinem Kopfhörer im Ohr und Mini-Kamera-System, etwa in der Brille versteckt, bekommt man die richtigen Antworten vorgesagt.
    • Mitarbeiter einer Führerscheinstelle verkaufen den Führerschein, ganz ohne Prüfung.
    • Der klassische Spickzettel: Da Handys im Prüfungsraum verboten sind, schreibt man sich vorher wichtige Informationen auf einen Zettel. Auch wenn sich das schwierig gestalten dürfte, da der Stoff der schriftlichen Fahrprüfung zu umfangreich ist.

    Warum Betrüge bei der Führerscheinprüfung problematisch sind, abgesehen von der Ungerechtigkeit gegenüber den ehrlichen Bestehenden: „Ergaunern sich die Fahrschüler ihren Prüfungserfolg und verfügen nicht über die entsprechenden Kenntnisse im Straßenverkehr, birgt das ein erhebliches Risiko für die Sicherheit anderer“, warnt der TÜV-Verband vor den Folgen.

    Führerschein: TÜV-Verband vermutet kriminelle Banden hinter den Betrügereien

    Obwohl die Trickser also eine Gefahr für sich und andere darstellen, werde der Betrug in der Fahrerlaubnisprüfung oft nicht geahndet, weder als Straftat noch als Ordnungswidrigkeit, informiert der Verband. Er vermutet zudem zum Teil professionell agierende Banden im Hintergrund, da vor allem der Identitätsbetrug und der Technikbetrug mit Knopf im Ohr und Kamera nicht von Führerscheinanwärtern allein organisiert werden könne. „Die Zusammenarbeit mit Dritten, Passmissbrauch oder Urkundenfälschung sowie der Einsatz ausgefeilter technischer Hilfsmittel zeugen von einem hohen Maß an krimineller Energie“, betont der TÜV-Verband.

    Wie der WDR vermutet, zahlen Prüflinge geschätzt 500 bis 1500 Euro dafür, dass ihnen jemand hilft. In einer Recherche fand der Sender TikTok-Accounts, die bestandene Führerscheine zum Kauf anbieten. Die Preise bewegen sich dabei zwischen 1000 und 3000 Euro. Wer hinter diesen Profilen steckt, ist unklar. „Ob die Führerscheine am Ende echt sind, schlecht gemachte Fakes oder das alles nur eine Abzocke ist, das kann ich nicht sagen. Aber die Angebote sind auf jeden Fall da und teilweise wirkten sie auf uns auch sehr glaubwürdig“, berichtet WDR-Reporterin Katharina Köll.

    Übrigens: Den Führerschein zu erwerben, können sich immer weniger junge Menschen leisten: Bis zu 4000 Euro kostet die Fahrerlaubnis inzwischen. Die Regierung hat Entlastung versprochen – aber Details lassen auf sich warten.

    Führerscheinbetrug im großen Stil: Ex-Mitarbeiter einer Fahrerlaubnisbehörde vor Gericht

    Vor dem Landgericht Kassel wird derzeit ein umfangreicher Fall von Führerscheinbetrug verhandelt, berichtet die dpa. Zwei mutmaßliche Mitglieder einer kriminellen Bande müssen sich dort strafrechtlich verantworten. Im Zentrum steht ein ehemaliger Mitarbeiter der Fahrerlaubnisbehörde der Stadt Kassel, der laut Anklage mindestens 112 Führerscheine gegen Bezahlung ausgestellt haben soll – ohne dass die Empfänger eine Prüfung abgelegt hatten. Dem heute 26-Jährigen wird besonders schwere Bestechlichkeit sowie die Falschbeurkundung im Amt vorgeworfen.

    Die Kasseler Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Beschuldigte weitere Personen in das illegale Geschäftsmodell eingebunden hat, um die Abläufe effizienter zu gestalten und ein strukturiertes Vertriebsnetz zu etablieren. In einem separaten Verfahren steht laut dpa ein weiterer mutmaßlicher Beteiligter vor Gericht: Ihm werden besonders schwere Bestechung in 47 Fällen sowie Anstiftung zur Falschbeurkundung in 44 Fällen zur Last gelegt.

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