Fast jede zweite Theorieprüfung für den Führerschein endet mit einer Enttäuschung. Laut dem TÜV-Verband wurde im Jahr 2023 ein negativer Höchststand erreicht: 49 Prozent der Fahrschülerinnen und Fahrschüler über 18 Jahren fielen durch die Theorieprüfung der Klasse B. In allen Führerscheinklassen lag die Durchfallquote 2024 übergreifend bei 45 Prozent, ein ähnlicher Wert wie im Vorjahr (46 Prozent). Im Vergleich zum Jahr 2014 ist der Wert sogar um 10 Prozent gestiegen. Ist die Prüfung so viel schwerer geworden? Das ist nicht der Grund für die Entwicklung, glaubt Professor Dr. Florian Becker.
Führerschein-Prüfung: Psychologe sieht „Verdummung“ in Deutschland
Becker bezeichnet die Theorieprüfung in einem Gastbeitrag für den Focus als „reine Lernprüfung“. Er sieht in der Durchfallquote einen Hinweis auf „kognitive Defizite“. Diese könnten laut dem Experten drastischer auch als „Verdummung“ bezeichnet werden, zu der ein geringer IQ und fehlende Selbstdisziplin gehören würden.
Der Psychologe ordnet die Entwicklung rund um die Führerscheinprüfung in eine Reihe von schwachen Leistungsdaten ein, die bei Kindern in Deutschland gemessen wurden. Er nennt unter anderem die IGLU-Studie, die zum Schluss kam, dass rund 25 Prozent der Kinder nach ihrer Grundschulzeit nicht lesen und schreiben können. Die PISA-Studie habe zudem gezeigt, dass die Leistungen von Schülerinnen und Schülern in Naturwissenschaften und Mathematik seit zehn Jahren kontinuierlich sinken.
Durchfallquote in Theorieprüfung: ein Symptom für ein großes Problem?
Die schlechte Quote in der theoretischen Führerscheinprüfung ist laut Becker alarmierend. Sie stelle ein Symptom für ein großes Problem dar: „Das alles sind klare Hinweise auf eine zunehmende Verblödung und Demotivation. Kinder wachsen nicht mehr zu den Persönlichkeiten heran, die sie werden könnten.“
Becker sieht die aus psychologischer Sicht stärksten Faktoren für einen Bildungserfolg rund um Intelligenz und Selbstdisziplin. Der IQ von Kindern in Deutschland sinkt laut dem Psychologen seit 30 Jahren. Die Umkehr des Flynn-Effekts. Und auch die Selbstdisziplin sieht er bei „dem aktuellen Mindset“ vieler Menschen kritisch. Becker fordert daher eine Diskussion über die „Ursachen für Verblödung und Demotivation“ in der Gesellschaft. Eine Diskussion, ohne Tabus.
Übrigens: Habeck möchte einen Führerschein-Zuschuss von 1500 Euro einführen. Allerdings nur für eine bestimmte Personengruppe.
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