Seit 2009 sind Umweltplaketten bei Fahrzeugen Pflicht. Das Ziel: Mit der Maßnahme sollte die Luft in den Städten sauberer werden - so auch in Karlsruhe. Seit 2012 heißt es für Besitzer von roten Plaketten: Sie müssen aus der Karlsruher Innenstadt draußen bleiben. Ein Jahr später wurden dann auch die Fahrzeuge mit der gelben Plakette ausgesperrt. Erzielten die Plaketten in der Fächerstadt den gewünschten Erfolg?
Keine Besserung durch die Plaketten in Sicht?
Vor der Einführung zählte man beispielsweise in der Reinhold-Frank-Straße sowohl 2003 als auch 2006 34 Überschreitungen der Feinstaub-Grenzwerte. Damit wurde die jährliche Grenze von 35 Überschreitungen nur knapp eingehalten. Besser fielen die Werte unmittelbar nach Einführung der Plaketten aus: 2009 zählte man an der gleichen Stelle nur neun Überschreitungen.
Solche Schwankungen sind nach Aussage der Experten von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) nicht ungewöhnlich. Der Grund: Die Werte seien sehr stark durch das Wetter geprägt. Und wie sieht es heute, vier Jahre nach dem Einfahrverbot für die rote und gelbe Plakette aus? In diesem Jahr wurde der Feinstaub-Grenzwert an der Messstation in der Reinhold-Frank-Straße bereits elf Mal überschritten, 2016 dafür aufgrund von Bauarbeiten in der Straße nur einmal.
"Generell ist der Trend in der Reinhold-Frank-Straße wie in fast allen verkehrsnahen Messstationen rückläufig", berichtet Tatjana Erkert, Pressesprecherin der LUBW. Die Grenzwerte seien bereits seit vielen Jahren nicht mehr überschritten worden. "Diese Abnahme erklärt sich hauptsächlich durch die günstigen meteorologischen Bedingungen der letzten Jahre", ergänzt Dagmar Berberich von der LUBW-Pressestelle, "inwieweit die Einführung der Umweltzone die Konzentrationsabnahme beim PM10 (Anmerkung d. Redaktion: Feinstaub) begünstigt hat, kann die LUBW nicht beurteilen."
Feinstaub-Konzentration bleibt gleich - aber der toxische Anteil sinkt
Eine ausführliche Untersuchung zur Wirkung der Umweltzonen gibt es aber für die Stadt Leipzig. Mit Karlsruhe ist das Ergebnis allerdings schwer vergleichbar. Im Gegensatz zur Fächerstadt umfasst die Umweltzone in Leipzig das gesamte Stadtgebiet. Zudem wurde in Leipzig sofort die grüne Umweltzone ohne Zwischenschritte eingeführt.
Aber: "Die Auswertungen belegen, dass die Umweltzone Leipzig zwar auf die Gesamt-Partikel PM10-Konzentrationen nur einen geringen Einfluss hat, aber gerade den besonders toxischen Anteil des Feinstaubes signifikant mindert", beschreibt Berberich weiter. Und auch in Karlsruhe ist man mit der Maßnahme zufrieden: "Nach den Messergebnissen der LUBW gibt es in Karlsruhe keine Grenzwertüberschreitungen, sowohl beim Feinstaub als auch beim Stickoxid", so Stadt-Pressesprecher Wnuck. "Dies ist im Städtevergleich sehr erfreulich."
Nur ein Bruchteil der Karlsruher Autos dürfen nicht in die Stadt
Rückläufig sind auch seit Jahren die Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Befahren der Umweltzone ohne grüne Plakette. Wie Bernd Wnuck, Pressesprecher der Stadt Karlsruhe, berichtet, wurden im vergangenen Jahr 2.552 Verfahren durchgeführt. Im Jahr davor, 2015, waren es noch 2.750, im Jahr 2014 3.365 und direkt nach der Einführung der grünen Umweltzone 2013 sogar noch 7.036.
Am 6. April 2017 waren von den rund 150.000 Fahrzeugen, die in der Fächerstadt angemeldet sind, rund 4.000 (891 Fahrzeuge ohne Plakette, 871 mit roter Plakette und 2.238 Fahrzeuge mit gelber Plakette) aufgrund der Farbe ihrer Umweltplakette nicht berechtigt, in die Umweltzone einzufahren.
Kommt nun nach der positiv verlaufenen Testphase bei den Umweltzonen die nächste, blaue Plakette? "Für die Überschreitungen des Stickstoffdioxid-Grenzwertes an verkehrsnahen Messstationen in Baden-Württemberg sind, unter anderem aufgrund der hohen Direktemission von Stickstoffdioxid, im Wesentlichen die Dieselfahrzeuge, insbesondere Diesel-Pkw verantwortlich", bilanziert Beberich. "Wenn die Einführung einer blauen Plakette zum Ausschluss hochemittierender Fahrzeuge führt, kann das entsprechend einen deutlichen Einfluss auf die Höhe der Messwerte haben."
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