Die Zahl der "Stinker" sei seit Einführung der Umweltzone stark rückläufig, freut sich Björn Weiße, Leiter des Ordnungs- und Bürgeramts. Viele Leuten hätten sich mittlerweile von ihrem alten Auto getrennt oder technisch aufgerüstet. "Die Fahrzeuge in Karlsruhe fahren fast ausschließlich mit Plakette", erklärt Weiße - der Großteil sogar mit der grünen.
Fahrerhaftung bei Umweltplaketten
Ob tatsächlich an jeder Scheibe eine Plakette klebt, kontrollierten bisher die gemeindlichen Vollzugsbediensteten. Mit einer Sondergenehmigung des Regierungspräsidiums dürfen jetzt Politessen parkende Auto außer auf den Parkschein auch auf die Plakette kontrollieren.
Das ist allerdings nicht so einfach, denn belangen dürfen die Kontrolleure nur den Fahrer des Wagens. Hier gilt die Fahrerhaftung. Dieser ist dafür verantwortlich, dass der Aufkleber da ist, wo er hingehört - im Gegensatz zu Verkehrsverstößen, wie beispielsweise zu schnelles Fahren, verbunden mit einem Foto aus dem Blitzer. In diesem Fall belangt die städtische Bußgeldstelle zuerst den Halter.
63,50 Euro plus ein Punkt für die fehlende Plakette
"Doch die Kontrolle der Umweltplakette wird nicht zum Schwerpunktthema 2011", betont Weiße. Erst ab 2012, wenn Fahrzeuge mit roter Plakette nicht mehr in die Umweltzone fahren dürfen, werden die städtischen Bediensteten schwerpunktmäßig kontrollieren. Bei einer fehlenden oder in einer Umweltzone nicht zugelassenen Plakette werden bundesweit 40 Euro plus 23,50 Euro Bearbeitungsgebühr fällig. Außerdem gibt es einen Punkt in Flensburg.
Grundsätzlich dienen die Umweltzone und die Plaketten dazu, die Luftqualität in innerstädtischen Bereichen zu verbessern und die Belastung durch Feinstaub zu reduzieren. Wieviel Staub die Karlsruher Luft enthält misst die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW). Sie betreibt die Messstationen Karlsruhe-Mitte am Durlacher Tor und Karlsruhe-Nord in der Daimlerstraße. Eine dritte Messstelle befindet sich an der Rheinhold-Frank-Straße. "Die Sondermessstelle ist speziell für Emissionen in absoluter Verkehrsnähe da", erklärt Holger Ernst, Leiter der Messnetzzentrale.
34 Überschreitungen in den Jahren 2003 und 2006
Kontinuierlich misst die LUBW mit zwei Verfahren die Feinstaubkonzentration in der Karlsruher Luft. Ein optisches Verfahren registriert mit Hilfe eines Lasers die Größe der Staubpartikel. Dabei stehen alle Partikel mit einem aerodynamischen Durchmesser von kleiner als zehn Mirkometern (PM10) und 2,5 Mikrometern im Durchmesser (PM2,5) im Vordergrund der Analyse. Aufgrund ihrer Größe kann die Lunge diese besonders leicht aufnehmen.
Bei der so genannten Gravimetrie wird der Staub über 24 Stunden in einem Filter an der Messstation gesammelt und anschließend im Labor chemisch untersucht. Dadurch erhalten die Mitarbeiter der Messnetzzentrale die Tagesmittelwerte der Belastung. Der Grenzwert für die Feinstaubbelastung liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Dieser darf nur 35 Mal im Jahr überschritten werden. Das war an der Messstation Karlsruhe-Mitte bisher zweimal fast der Fall. 2003 und 2006 maß die LUBW jeweils 34 Überschreitungen.
"Schwankungen bei Schadstoffen sind sehr stark durch das Wetter geprägt"
2009 überschritt die Belastung nur neun Mal die Höchstgrenze. Im Jahresmittel lag der gemessene Wert in diesem Jahr bei 19 Mikrogramm pro Kubikmeter. Über das Winterhalbjahr - also ab dem Spätjahr bis zum Frühjahr - stellt die LUB gewöhnlich erhöhte Messwerte fest. Das liege zum einen am Autoverkehr, aber auch an der Tatsache, dass im Winter mehr geheizt werde, erläutert Holger Ernst.
Ob die Umweltzone die Luftqualität in der Fächerstadt verbessert, können auch die Experten nicht pauschal sagen. "Schwankungen bei Schadstoffen sind sehr stark durch das Wetter geprägt", stellt Ernst klar. Deshalb trügen ungünstige meteorologische Verhältnisse dazu bei, dass die Staubkonzentration zunehme. Karlsruhe weise besonders wegen seiner geographischen Lage im Rheintal immer wieder erhöhte Schadstoffwerte auf. Häufig gebe es Wetterlagen, bei denen die Luft regelrecht im Tal stehe und kein Wind wehe, der die Partikel wegträgt.
Inwiefern sich die Feinstaubkonzentration im innerstädtischen Bereich zukünftig reduzieren kann, ist momentan noch ungewiss. Trauen Sie Maßnahmen wie der Umweltzone zu, die Luftqualität in Karlsruhe zu verbessern? Stimmen Sie ab!