An diesem regnerischen Donnerstag hat Marcus Morawietz sein mobiles Geschwindigkeitsmessgerät an der Theodor-Heuss-Allee in Richtung Büchig aufgebaut. Diese ist bei rasanten Autofahrern genauso beliebt wie der Adenauerring. Gerade dort passieren immer wieder Unfälle, weil viele Fahrer zu schnell unterwegs sind.
Raser auf dem Adenauerring
"Der Adenauerring verführt zum Rasen aufgrund der baulichen Gegebenheiten", weiß Siegfried Ried, Sachgebietsleiter der Straßenverkehrsstelle beim Ordnungs- und Bürgeramt. "Überhöhte Geschwindigkeit ist nach wie vor die Unfallursache Nummer Eins."
In Unfälle seien auf dieser Strecke besonders Fahrzeuge verwickelt, die in den Hardtwald abiegen wollen, erklärt Ried. Viele Fahrer rechneten nicht mit dieser Art von Gegenverkehr, weshalb sich hier Zusammenstöße häuften. Um die Unfallgefahr zu verringern, stellt die Straßenverkehrsstelle ihre Messgeräte mehrmals im Monat im Hardtwald auf. Dabei gehen Morawietz und seinen Kollegen häufig "Kandidaten" ins Netz, die mit bis zu 100 Stundenkilometern unterwegs sind, obwohl dort nur die Hälfte erlaubt ist.
Drei bis vier Ein-Mann-Teams sind täglich an den Straßenrändern unterwegs. "Länger als zwei Stunden stehen die Mitarbeiter nicht an einer Stelle", erklärt Siegfried Ried, um die "Aufrechterhaltung der Sicherheit und der Leichtigkeit des Straßenverkehrs" zu gewährleisten.
Geschwindigkeitsmessung per Laserstrahl
Der erste "Fang" gelingt Morawietz heute bereits mit der dritten Messung. Mit 95 Stundenkilometern - nach Abzug der Toleranz - war ein Pkw-Fahrer auf der Theodor-Heuss-Allee unterwegs, obwohl es regnerisch und die Fahrbahn nass ist. Das ist nicht unbedingt die Regel. "Bei schlechtem Wetter wird schon disziplinierter gefahren", spricht Siegfried Ried aus Erfahrung. Im Sommer gebe es mehr Verkehr auf den Straßen und eher die Tendenz, zügiger zu fahren.
Solange das Messgerät einsatzbereit am Fahrbahnrand steht, erfasst es jeden Pkw, der sich vor seinen Sensoren bewegt. Das Gerät, das auf Lasertechnik basiert, registriert gleichzeitig bis zu drei Fahrstreifen in eine Richtung. Dazu wirft es einen Laserteppich aus, der die fahrenden Autos erfasst. In einer Entfernung von 20 und 50 Metern zwischen Gerät und Fahrzeug nimmt es eine Weg-Zeit-Berechnung vor und bestimmt die Geschwindigkeit des Autos. Liegt diese über der vorgegegebenen Höchstgeschwindigkeit, löst die Kamera am Gerät aus.
Entkommen kann dem Laserstrahl niemand: "Der Laserstrahl verfolgt das Fahrzeug permanent - auch wenn er zu weit rechts oder zu weit links fährt oder sogar die Spur wechselt", erklärt Morawietz. Die Kamera löst erst aus, wenn der Fahrer die Höchstgeschwindigkeit deutlich überschreitet.
Bußgeldbescheid mit Foto des Fahrers
Die Falle schnappt zu, wenn der Verkehrssünder etwa auf einer Straße, auf der 80 Stundenkilometer erlaubt sind, 89 auf dem Tacho hat. Abzüglich einer Toleranz von drei Stundenkilometern wird dann für eine Geschwindigkeit von 86 Stundenkilometer das Bußgeld fällig. Ab 100 Kilometer pro Stunden beträgt die Toleranz übrigens vier Stundenkilometer. Da der Bußgeldkatalog bundesweit gültig ist, müssen Temposünder für ihre Vergehen auch in Bayern und Hessen die gleichen Strafen bezahlen.
Für die Geschwindigkeitsmessungen haben die gemeindlichen Vollzugsbediensteten verschiedene Messtechniken zur Verfügung. Nicht alle Geräte sind so modern wie die mobile Falle, mit der Morawietz heute arbeitet. Einige Anlagen funktionieren noch nach dem "Lichtschrankenprinzip" und arbeiten mit Filmmaterial, das entwickelt werden muss. Bis vor knapp drei Jahren war das der Standard. Auch die altbekannte Laserpistole ist noch im Einsatz. Mit einer zusätzlichen Videokamera können die Experten den Verkehr filmen und Verkehrssünder aufnehmen, sobald die Pistole eine Übertretung misst.
Je nachdem, wie schnell ein Raser unterwegs ist, kann das dann richtig teuer werden. Im internationalen Vergleich ist Deutschland allerdings direkt preiswert: Während in Deutschland für 20 Stundenkilometer zu viel auf dem Tacho 35 Euro fällig werden, kommen auf Autofahrer in Frankreich rund 90 Euro zu. In der Schweiz und Italien kostet das zu schnelle Fahren zirka 120 bis 140 Euro.
Geschwindigkeitskontrollen sollen Raser abschrecken und so unter anderem helfen, Unfälle zu vermeiden - aber funktioniert das auch? Was meinen Sie?