Das neue Fleischwerk der Lebensmittelkette Edeka in Rheinstetten gilt als eines der modernsten in Deutschland. In etwa 18 Monaten wurde das umstrittene Werk gebaut. Es kostete etwa 85 Millionen Euro. Künftig sollen am Standort 800 Mitarbeiter täglich bis zu 600 Tonnen Fleisch- und Wurstprodukte herstellen.
"Wir haben in Rheinstetten eine neue Heimat gefunden", sagte Detlev Weiler, Geschäftsführer Edeka Südwest, bei der Vorstellung des Werks am Montag. Das neue Werk sei ein "Meilenstein" in der Fleischproduktion. Es verfügt neben einem Verwaltungsgebäude über eine Halle zur Fleischzerlegung, eine Halle für die Wurstproduktion sowie einem Verpackungs- und Versandzentrum. Insgesamt erstreckt sich das Gebäude auf etwa 40.000 Quadratmetern.
In 30 Schritten ist das Schwein zerlegt
"Das hier ist kein Schlachthof", betont Jürgen Mäder, Geschäftsführer Edeka Südwest Fleisch. Denn Rinder und Schweine würden bereits in Hälften angeliefert und in einer riesigen Produktionshalle zerlegt und verarbeitet. Rund 200 Metzger werden in den Zerlege-Anlagen künftig 15.000 Schweinehälften pro Woche zerlegen. Das Fleisch stamme überwiegend von regionalen Schlachthöfen und Erzeugern. Lieferverträge mit mehr als 500 Landwirten seien abgeschlossen worden, so Mäder.
Die Metzger arbeiten bei maximal zwölf Grad Celsius in drei Schichten sieben Tage die Woche. Ein Schwein sei in etwa 30 Arbeitsschritten komplett in seine Einzelteile zerlegt und thekenfertig verpackt, erklärt Jürgen Sinn, ebenfalls Geschäftsführer bei Edeka Südwest. Die fertigen Produkte kommen direkt von Rheinstetten in den Zwischen- oder Einzelhandel. Beliefert werden etwa 1.250 Märkte im Absatzgebiet der Edeka Südwest.
Aufschnitt aus dem Hochsicherheitstrakt
Doch bevor die Mitarbeiter in die Produktionshallen treten, müssen sie durch eine Hygiene-Schleuse. Hier wird peinlichst darauf geachtet, dass Hände gewaschen, Sohlen desinfiziert und Schutzkleidung richtig angelegt ist. "Die Hygienestandards in dem Werk sind sehr hoch", betont Werks-Chef Mäder. So gelten in bestimmten Bereichen wie der Hackfleischproduktion zusätzliche Hygienevorschriften. "Hackfleisch ist unser sensibelstes Produkt", so Mäder. Zudem sei Hackfleisch mit 30 Prozent des verkauften Fleisches das beliebteste Produkt. Ein gigantischer Fleischwolf wird daher täglich drei Tonnen Hackfleisch in der Stunde produzieren. Doch auch Putenbrust und Rindsrouladen stünden in der Gunst der Verbraucher ganz oben.
In der sogenannten Frischfleischmanufaktur stecken etwa 25 Fachkräfte Spieße per Hand zusammen und wickeln eigenhändig Rouladen. Zudem wird in der "Wursthalle" tonnenweise Brät hergestellt und von Hand in Wurstdärme gefüllt. "Wir wollen weg von der industriellen Produktion und produzieren in Metzgerqualität", erklärt Mäder diese Arbeitsschritte.
50.000 Kisten in 30-Meter-Regalen
Auch Fleischkäse und Rohbeißer werden in dem Werk hergestellt. Im Prinzip all das, was es an Fleisch- und Wurstwaren im Supermarkt gibt, so Mäder. In großen Öfen werden die Wurstprodukte getrocknet, geräuchert oder gebrüht. In einem speziellen "Hochsicherheitstrakt" - wie es Mäder nennt - wird Wurst zu Schnittwurst verarbeitet. Denn auch hierbei handele es sich um sehr sensible Produkte.
Letztlich wird am Ende der Produktionskette die Ware im Logistikzentrum verpackt und kistenweise den Bestellungen zugeordnet. In einem 30 Meter hohen Regal werden etwa 50.000 Kisten automatisch sortiert und gelagert. Täglich werden 200 Lkw und 100 Pkw diese Lieferungen abholen.
Kritik an Planungen
Die Planungen des Fleischwerks waren von massiver Kritik von Bürgerinitiativen und Naturschützern begleitet. Die Gegner befürchten eine Zunahme des Verkehrs. So versuchten die Interessengemeinschaft "Die Siedler von KA" und die "Interessengemeinschaft Rheinstetten e.V." das Fleischwerk zu verhindern. Aktivisten der Initiative "Bürger für Karlsruhe" (BüKA) rechneten neben klimatischen Veränderungen auch mit Geruchs- und Lärmbelästigungen. Im August 2009 wurde einEilantragdes Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der den Baubeginn des Vorhabens verhindern sollte, vom Verwaltungsgericht Karlsruhe abgelehnt.
"Wir werden alle gesetzlichen Vorgaben einhalten", beruhigt Mäder. Die Bürger bräuchten keine Bedenken haben. Zudem wolle man die Produktionsstätte für die Bürger öffnen. "Wir wollen unsere Produktion so gläsern und transparent wie möglich gestalten", meint Mäder. Nach der Eröffnung am 15. Juli wird es daher einen Tag der Offenen Tür geben. Ab 2012 sollen zudem Besuchergruppe die Möglichkeit erhalten, dass Werk zu besuchen.
Zu Beginn arbeiten am Standort 600 Angestellte. Künftig sollen es bis zu 800 Arbeits- und 30 Ausbildungsplätze sein.
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