Vor 33 Jahren ging an der Universität Karlsruhe die erste E-Mail auf einem deutschen Mail-Server ein und läutete die Internet-Ära in Deutschland ein. Die Technologie entwickelte sich rasend schnell und heute – nach nur drei Jahrzehnten ist der Emailverkehr zum gängigen Kommunikationsmittel aufgestiegen. Aus dem privaten und beruflichen Alltag ist sie nicht mehr wegzudenken. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) versendet jeder Büroarbeiter in Deutschland im Monat 600 Emails.
Was würde man nur ohne die elektronischen Briefe machen? Vermutlich häufiger zum Hörer greifen. Doch auch die Telefon-Technologie hat sich über die letzten Jahre stark weiterentwickelt. In den 70er Jahren waren Telefonhäuschen noch die einzige Kommunikationsmöglichkeit, um sich von unterwegs zu melden. Heute haben Handys die gelben Buden beinahe vollständig ersetzt. Aktuell gibt es nur noch knapp 30.000 Telefonzellen in Deutschland. Zum Vergleich: 1997 gab es in Deutschland noch 165.000.

"Robotik ein großes Thema"
Wie wird es in weiteren 30 Jahren aussehen? Wird es noch Telefone geben und wenn ja, werden wir sie überhaupt noch selbst bedienen? Oder werden wir in der Zukunft Roboter haben, die uns die Kommunikation erleichtern. Sprachsysteme wie Siri, Google oder der Echobot Alexa von Amazon zeigen uns bereits heute auf, wo die technische Reise hingehen könnte. Kühlschränke, die automatisch Produkte beim Supermarkt nachbestellen, Licht und Heizung, die intelligent gesteuert werden – "Smart Homes" sind bereits heute Alltag.
Experten sehen Roboter schon in naher Zukunft in allen unseren Haushalten als Alltagshelfer etabliert. "Wenn man als Gradmesser, was 2050 Wirklichkeit werden könnte, nach der Popularität von bestimmten Motiven in der Science-Fiction geht, dann ist sicher die Robotik ein großes Thema", sagt Marie-Hélène Adam vom Institut für Germanistik: Literatur, Sprache, Medien am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Der Traum von der künstlichen Intelligenz
"Der Traum vom künstlichen Menschen oder der künstlichen Intelligenz ist eine Konstante, und sehr stark mit dem Schöpfungsmythos verbunden", erklärt Adam. Seit Jahren wird an Robotertechniken getüftelt – auch in Karlsruhe. Am Forschungszentrum Informatik (FZI) in Karlsruhe hat man bereits einige Exemplare von alltagstauglichen Robotern entwickelt. Beispielsweise der Assistenz- und Begleitroboter "HoLLie" .
Er ist ein flexibler, mobiler Serviceroboter zur Unterstützung im Alltag. Der 160 Kilogramm schwere Roboter übernimmt bereits heute im FZI House of Livings Labs verschiedene Aufgaben – er mixte auf einer Party sogar schon die Cocktails.

Ebenfalls alltagstauglich: Der Bratwurst-Bot. Auf der 53. Stallwächterparty der Landesvertretung Baden-Württemberg 2016 sorgte der "Bratwurst Bot" für das leibliche Wohl der über 2.000 geladenen Gäste. Der Service-Roboter grillte alleine auf Bestellung über ein Tablet Bratwürste und bereitete diese komplett selbstständig vor den Augen der Gäste auf einem echten Grill zu. FZI-Wissenschaftler hatten den Roboter extra für die Stallwächterparty entwickelt.

Aktuell startet das FZI das Projekt "AuRorA": Es soll den Einsatz von Robotern in Alltagssituationen erforschen . Ältere und auf Hilfe angewiesene Menschen sollen zukünftig mit den Pflegerobotern unterstützt werden.
Selbst fahrende Autos
Neben der Robotertechnik ist das FZI auch an dem Testfeld für autonomes Fahren beteiligt, das aus einem Konsortium aus Hochschulen, Städten und den Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) besteht. Bereits 2018 sollen die ersten autonomen Fahrzeuge in Karlsruhe fahren.
"Wir haben Ende 2017 mit dem Testbetrieb begonnen und weden Mitte 2018 zum normalen Betrieb übergehen", erklärt Nicolas Lutterbach, Pressesprecher der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK). Lutterbach sieht im autonomen Fahren, in Verbindung mit dem voranschreitenden Individualverkehr, durchaus die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV).

So könnten autonom fahrende Busse zukünftig die Menschen individuell auf Abruf abholen, zum gewünschten Ziel fahren und unterwegs noch weitere Fahrgäste mit dem gleichen oder ähnlichen Ziel aufsammeln. Danach könnte sich der Bus selbstständig an einer Ladestation aufladen, während er auf seinen nächsten Einsatz wartet.
Dieses Szenario ist keineswegs reine Zukunftsmusik. Ein solches On-Demand-Projekt startete 2017 in Schleswig-Holstein - und in Karlsruhe wurde 2016, im Rahmen des Testfelds für autonomes Fahren, ein derartiger autonomer Bus namens "Olli" vorgestellt. Es ist daher, im Hinblick auf das Jahr 2050, eine Technologie, die durchaus im Alltag realisiert werden könnte.
Schwebende Zukunft?
Doch fahren wir in rund 30 Jahren überhaupt noch auf Rädern – oder schweben wir bereits durch die Lüfte? Schließlich wird seit Anfang November am KIT an der Schwebebahn SupraTrans geforscht. Das ehemalige Forschungsprojekt des Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) in Dresden wird ab dem Sommer 2018 auf dem KIT Campus Nord aufgebaut sein und der Karlsruher Öffentlichkeit das Schweben näher bringen.

Anders als der deutsche Transrapid und die japanischen Hochgeschwindigkeitszüge, beruht das Prinzip der Supraleitung nicht auf Elektromagneten, sondern das Objekt schwebt mittels eines eingefrorenen Magnetflusses in einem Supraleiter.
Straßenbahnen soll es auch 2050 noch geben
Dass die Schwebetechnologie Zukunftspotenzial besitzt, darüber sind sich Experten einig, dennoch benötigen die KIT-Forscher noch Zeit, bis die SupraTrans tatsächlich den Karlsruher ÖPNV revolutionieren könnte. "Möglicherweise kann sich die SupraTrans auf speziellen Strecken, wie beispielsweise als Verbindung der beiden KIT Campus Süd und Nord als sinnvoll erweisen", zieht Professor Bernhard Holzapfel, Direktor der Supraleitenden Materialien am KIT, allerdings bereits in Betracht.
Liegt also eine schwebende Zukunft vor uns? Oder werden die Straßenbahnen auch im Jahr 2050 den ÖPNV prägen? Bei der AVG setzt man auf die S-Bahn und möchte für die Zukunft verstärkt die Digitalisierung voranbringen: "Wir werden die digitale Vernetzung verschiedener Verkehrsträger in den nächsten Jahren weiter ausbauen", erklärt Lutterbach.

Es sollen also auch 2050 noch Straßenbahnen durch die Karlsruher Innenstadt fahren – allerdings dann unterirdisch. Immerhin feiert die Karlsruher Kombilösung 2050 vermutlich etwa ihren dreißigsten Geburtstag - sofern nicht noch deutlich vom baulichen Zeitplan abgewichen wird.
Zukunftsmusik aus der Vergangenheit
Bereits in den 1970er Jahren wurde übrigens schon über eine unterirdische Straßenbahn in Karlsruhe nachgedacht. Nun ist die "damalige Zukunftsmusik" tatsächlich umgesetzt worden. Die früheren Planungen der Unterpflaster-Straßenbahn ähneln unserer heutigen Kombilösung nämlich in vielen Details. Doch in den 70ern konnte sich das Projekt noch nicht durchsetzen.

Die Einweihung des Kriegsstraßentunnels 1972 und die eingerichteten Fußgängerzonen am Marktplatz und Europaplatz, reduzierten den innerstädtischen Verkehr in Karlsruhe nämlich auch ohne Tunnel. Außerdem ergab ein Gutachten aus dem Jahr 1976, dass ein Karlsruher Bahn- und Bussystem fast optimal sei und eine U-Strab nur auf lange Sicht realisierbar wäre – damit war das (vorläufige) Aus der Unterpflaster-Straßenbahn besiegelt.
1992 rollten die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) das Thema allerdings wieder auf. Der Vorschlag eines Straßenbahntunnels unter der Kaiserstraße wurde nach öffentlichen Debatten vier Jahre später in einem Bürgerentscheid zunächst abgelehnt. Erst 2002 stimmten genug Bürger für die Kombilösung und seit 2010 wird gebaut.
Kraftstoffmotoren sind auf dem absteigenden Ast
Doch egal, ob wir in dreißig Jahren schweben können, mit Robotern zusammenleben oder vollständig digital vernetzt sind– vieles deutet darauf hin, dass die Menschen im Jahr 2050 in erster Linie bewusster mit unserer Umwelt umgehen. Der Dieselmotor wird mit großer Wahrscheinlichkeit das Zeitliche gesegnet haben und die autonomen Elektroautos etabliert sein.
Schließlich soll die Energiewende dafür sorgen, dass die deutsche Energieversorgung komplett umgestaltet wird und sich Deutschland zukünftig zu einer der umweltschonendsten und energiesparsamsten Volkswirtschaften entwickelt hat. Laut den Plänen der Bundesrepublik, soll im Rahmen der Energiewende, 60 Prozent des Bruttoendenergieverbrauchs bis 2050 aus regenerativen Energiequellen abgedeckt werden. Zudem sollen die Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent gesunken sein.
2050 wird also individueller, sauberer und – dank E-Autos – auch leiser sein. Bis auf die Geräuschkulisse der Straßenbahnen, diese wird sich wohl kaum verändern, sondern eher als lauter empfunden werden. Die Schwebebahn ist dagegen übrigens völlig geräuschlos...