Drei Jahre lang hat sich hat sich die Projektgruppe mit der schwächsten Gruppe aller Verkehrsteilnehmer auf der Straße beschäftigt: Den Fußgängern. Mitte 2019 lief das Projekt aus: Die ausgewerteten Ergebnisse wurden am Dienstag in der Erbprinzenstraße vor den Augen der Wissenschaftsministerin Theresia Bauer vorgestellt.

Warum ausgerechnet in der Erbprinzenstraße? Hier ist ein Hotspot, an dem sich Radfahrer und Fußgänger immer wieder in die Quere kommen. In der Fahrradstraße mischen aber auch Autos mit - ein voller Straßenraum.
Hier hat das Reallabor ein Experiment durchgeführt, dass die Radelnden umleiten soll, wenn die Fußgängerzone vor ihnen zu voll ist und andererseits zu mehr Rücksicht auffordert, denn nicht allzu oft rasen sie an den Fußgängern vorbei, das lässt sich gut beobachten.

"Da ist das Reallabor sensationell, denn wir probieren verschiedene Dinge einfach aus und reden nicht nur darüber, wie man etwas verändern kann", so Christoph Hupfer, Projektleiter des Reallabors Go Karlsruhe. Wird sich mit den Forschungsergebnissen die Situation der Fußgänger in der Karlsruher Innenstadt verbessern?

Vom Experiment zur Umsetzung
Drei Jahre haben die Wissenschaftler an der Hochschule Karlsruhe, an der das Reallabor beheimatet war, die Mobilität von Fußgängern untersucht. Teilweise mit nachhaltigen Effekten: "Die Displays in der Erbprinzenstraße werden bleiben und auch die Ergebnisse aus dem Versuch am Mühlburger Tor werden in die kommenden Planungsprozesse der Stadt einfließen, sodass der Fußgänger eben eine größere Bedeutung bekommt", so der Projektleiter gegenüber ka-news.de.

Gerade Fußgänger bräuchten mehr Aufmerksamkeit im Straßenverkehr, findet Hupfer. "Zu Fuß gehen ist die Urform der Fortbewegung. Und eine Stadt lebt davon, dass Menschen unterwegs sind, dass sie ihre Umwelt wahrnehmen und sehen, was es für schöne Dinge gibt. Und wenn wir die Fußgänger nicht haben, dann haben wir auch kein städtisches Leben. Deswegen brauchen die Fußgänger mehr Gewicht in der Gesamtbetrachtung!"
Kombilösung ist Chance für Umbau
Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup geht sogar einen Schritt weiter, möchte den Verkehrsraum in der gesamten Innenstadt umkrempeln. "Durch den Umbau der Kaiserstraße und der Kriegsstraße haben wir die historische Chance alles neu zu organisieren", so Mentrup am Rande der Bilanzvorstellung des Reallabors im Gespräch mit ka-news.de.

So schwebt ihm außerdem vor, die Innenstadt teilweise autofrei zu machen. "Ich denke, dass wir in den nächsten fünf Jahren noch viele Straßen aus dem Autoverkehr rausnehmen, auch wenn wir die City nicht ganz autofrei machen können", sagt der OB, "das ist glaube ich nicht machbar."
Fahrradparkhäuser und weniger Autos
Er kann sich außerdem vorstellen aus den Parkhäusern auch Garagen für Fahrräder zu machen - um die Innenstadt weiter zu entlasten. "Da haben wir einen riesengroßen Bedarf", so das Stadtoberhaupt.
Dass sich aber mit den Ergebnissen und Experimenten des Reallabor Go Karlsruhe die Situation für Fußgänger verbessern wird, da ist sich OB Mentrup sicher. "Wir haben eine klare Haltung dazu, dass es sich verbessern muss, dass sich die Fußgänger sicherer fühlen müssen", so Mentrup gegenüber ka-news.de weiter.
Konkrete Maßnahmen werden erarbeitet
"Vom Reallabor kommen nun Strategien und Instrumente, mit denen wir dieses Ziel erreichen. Ende des Jahres werden wir zudem ein internationales Gutachterbüro beauftragen um uns Vorschläge zu machen, wie wir die Mobilität und zeitgleich die Aufenthaltsqualität in der Stadt verbessern können!"
Auch diese Ergebnisse werden dann, gemeinsam mit den Erkenntnissen aus dem Reallabor, in die künftigen Verkehrsplanungen der Stadt Karlsruhe einfließen und berücksichtigt werden.
Das Reallabor Go Karlsruhe war eines von 14 Reallaboren in Baden-Württemberg. Es wurde vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes gefördert.
Drei Jahre lang haben die Forscher eng mit der Stadt Karlsruhe zusammengearbeitet, immer neue Experimente in der Innenstadt aber auch den Stadtteilen durchgeführt. Mehrere tausend Menschen haben den Wissenschaftlern der Hochschule Karlsruhe Feedback über die experimentellen Einrichtungen gegeben.
Im September 2019 wurde das Reallabor mit dem Deutschen Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2019 in der Kategorie "Verkehr im Dialog" ausgezeichnet. Außerdem ist es für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert, der im November in Düsseldorf vergeben wird.



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