Über die Proteste in Karlsruhe und Region sagt Mayer: "Ich bin froh darüber, dass die Proteste in Karlsruhe bisher friedlich und ohne größere Vorkommnisse verlaufen sind. Natürlich stehe ich mit den lokalen Verbänden bereits in Kontakt und freue mich über die Gesprächsbereitschaft. Noch diese Woche kommt es zu einem Treffen mit Landwirten aus der Region." Mit Kritik an der Ampel-Koalition sei der Frust und Ärger von Landwirtinnen und Landwirten allerdings an die falsche Adresse gerichtet.
"Die Ampel ist nicht euer Problem!"
"Liebe BäuerInnen, die Ampel ist nicht euer Problem!", meint Zoe Mayer, Karlsruher Bundestagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen. Sie bezieht sich auf die aktuellen bundesweiten Bauernproteste im Zuge der Aktionswoche der Landwirtinnen und Landwirte.

Mayer erklärt in einer Mitteilung an die Presse: "Es ist natürlich das gute Recht der LandwirtInnen zu streiken und zu demonstrieren, ich meine aber: Die Bauernproteste haben sich mit der Ampel-Koalition den falschen Adressaten ihrer Wut ausgesucht."
Mayer: Wachstumsdogma aus den 50ern ist schuld!
Ja, die Landwirtschaft stecke aktuell in einer Krise, gesteht die Abgeordnete. Der neue schrittweise Abbau der Subventionen beim Agrardiesel trage daran jedoch keine Schuld. Stattdessen spricht Mayer von einem "kranken System, innerhalb dessen LandwirtInnen seit Jahrzehnten wirtschaften müssen."

Seit den 50er-Jahren sei vonseiten der Politik ein regelrechtes Wachstumsdogma verfolgt worden, erklärt die Grüne Politikerin. Die Landwirtschaft sei so - unterstützt von Bauernverbänden - zu rasant steigender Produktivität genötigt worden. Das habe seit 1960 die Schließung von rund 80 Prozent der Betriebe zur Folge gehabt.

Das derart auf Gewinn und Effizienz getrimmte System sorge heute dafür, dass bei Bauern jeder einzelne Cent zähle, so Mayer. Es bliebe kaum finanzieller und mentaler Spielraum, um auf sich, die Umwelt, die landwirtschaftlich genutzten Tiere zu achten. "Der Druck ist immens!", meint die Politikerin.
Landwirte halten sich gerade so über Wasser
Hinzu käme die Preismacht des Einzelhandels. "Während die Lebensmittelpreise in den letzten Jahren ordentlich angezogen haben, stagnieren oder sinken die Erzeugerpreise gar. Doch auch die VerbraucherInnen müssen in die Verantwortung genommen werden: Die Bereitschaft Geld für gute Lebensmittel auszugeben, ist in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern sehr gering", sagt Mayer.

Tierfeindliche Bedingungen sorgte für Fleisch mit "Ramschpreisen" - und führte so zu Milliardengewinnen bei den Einzelhändlern. Landwirte könnten sich indes häufig nur mit Steuergeldern über Wasser halten. "So ein System ist krank!", meint die Grüne Politikerin. Das zu ändern sei schlussendlich die Verantwortung der Politik.

"Die Ampel hat die Agrarwende angestoßen, mit dem Umbau der Tierhaltung, mit der Förderung pflanzlicher Landwirtschaft und vielen weiteren Handlungsfeldern. Doch dieser Wandel braucht Zeit, Geduld und die Zusammenarbeit aller AkteurInnen.", erklärt Mayer.
Protestwoche der Landwirte dauert an
Indes gehen die Bauern-Proteste auch im Raum Karlsruhe weiter. Am Donnerstag, 11. Januar, zieht es rund 250 Landwirte aus der Region über eine sogenannte "Staffelfahrt" nach Sinsheim. Ein Protestzug aus Bretten soll am Vormittag auch durch Karlsruhe fahren, erklärt der Bauernkreisverband Karlsruhe.
