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Zeckenplage 2023: In Karlsruhe droht auch im Winter Gefahr

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Zeckenplage 2023: Expertin erklärt, wie sich Karlsruher schützen können

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    Dr. Fabian Meisel ist Oberarzt und Leiter der Zentralen Notaufnahme Neurologie des Städtischen Klinikums Karlsruhe.
    Dr. Fabian Meisel ist Oberarzt und Leiter der Zentralen Notaufnahme Neurologie des Städtischen Klinikums Karlsruhe. Foto: P. Dehm

    2023 soll laut Meteorologen des Wetterservice Donnerwetter.de zu einem der stärksten Zeckenjahre überhaupt werden. Sie fanden bei genormten Zählungen statt null schon ganze fünf Exemplare innerhalb von 15 Minuten – dies sei eine außergewöhnlich hohe Zahl.

    Der milde Winter ist schuld

    Doch woran liegt das? Diese Frage kann Eveline Schwerdt vom Gesundheitsamt Karlsruhe beantworten: "Zecken, wie zum Beispiel der gemeine Holzbock, sind bei Durchschnittstemperaturen von fünf bis sieben Grad immer noch aktiv", erklärt sie im Gespräch mit ka-news.de.

    "Sinken die Temperaturen weiter, überwintern sie vor Frost geschützt im feuchten Laub. Herrschen einige Tage milde Temperaturen um die acht bis zehn Grad, können sie aber wieder aktiv werden."

    Gesundheitsämter können laut Ute Teichert Meldungen von Corona-Fällen nicht mehr zeitnah an das RKI weitergeben.
    Gesundheitsämter können laut Ute Teichert Meldungen von Corona-Fällen nicht mehr zeitnah an das RKI weitergeben. Foto: Marijan Murat/dpa

    In seichten Wintern, so wie es vor allem um den Jahreswechsel herum in der Fächerstadt der Fall war, sei also durchgehend mit Zecken zu rechnen – und diese sind auch auf Wirtssuche, was eigentlich vor allem in den Monaten April bis Juni passiert.

    Regen und Bäume sind weitere Gründe

    Nicht nur die Temperatur, auch die Wetterverhältnisse kamen den kleinen Plagegeistern zugunsten: Die häufigen Niederschläge der vergangenen Wochen sorgten für ideale feucht-milde Lebensbedingungen.

    Blüten einer europäischen Hopfenbuche
    Blüten einer europäischen Hopfenbuche Foto: Baumschule Brossmer

    Hinzu kommt als dritter Grund, dass sich die Buche 2022 im Mastjahr befand. Dies bedeutet, dass die Bäume in dieser Zeit besonders viele Früchte, die Bucheckern, tragen. Was Eichhörnchen und Co. freut, wird uns zum Verhängnis: Die Zecken können sich häufiger an den Nagern festbeißen, welche sich von den Bucheckern ernähren, und werden so immer stärker für den Winter.

    Dies bedeutet außerdem, dass es im Hinblick auf 2024 ähnlich aussehen wird. "Wie in den vergangenen Jahren beobachtet, ist zwei Jahre nach einem Mastjahr mit einem deutlichen Anstieg der Zeckenzahlen zu rechnen", so die Experten von Donnerwetter.de.

    Wo sind die Zecken-Hotspots in Karlsruhe?

    Doch wie stellt man sich auf die drohende Blutsauger-Plage richtig ein? Zunächst einmal ist es wichtig, die Hotspots der kleinen Spinnentiere (richtig, Zecken sind keine Insekten), zu kennen. Dabei sind Stadtbewohner genauso betroffen, wie Personen, die eher im Ländlichen wohnen.

    Eine Zecke krabbelt über den Arm eines Mannes.
    Eine Zecke krabbelt über den Arm eines Mannes. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/Archiv

    "Sie kommen praktisch überall vor, wo es Pflanzen gibt", so Schwerdt. "Dazu zählen Gärten oder Parks, zwischen Wald und Wiese sind sie am häufigsten. Am ehesten kommen Zecken in hohem Gras und kleinen Gebüschen vor, zum Beispiel an Wald- und Wegrändern, Bachufern und Lichtungen."

    Gemähte oder beweidete Flächen mit kurzer Vegetation seien dagegen weniger attraktiv für die Krabbler, da dort wenig Schutz vor Austrocknung geboten ist. Seine Haustiere sollte man nach einem Spazier- oder Freigang unbedingt durchchecken, sie sind neben Wildtieren wie Vögel, Rehe und Füchse nämlich die häufigsten Zeckenverbreiter.

    Die Gefahr kommt von unten

    "Die meisten Zecken warten in einer Höhe von weniger als einem Meter, häufig sogar nur zwischen zehn und 50 Zentimetern über dem Boden auf Grashalmen, Hecken und ähnlichen Pflanzen. Kommt ein Tier oder Mensch hier an ihr vorbei, wird sie bei Kontakt abgestreift und hält sich fest. Zecken fallen also weder von Bäumen, noch können sie springen", räumt Schwerdt mit einigen Mythen ein.

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    Foto: pixabay@pixel2013

    Man sollte im Wald also immer in der Mitte von Wegen gehen. Außerdem sollte man sich nicht auf den Boden oder Baumstümpfe setzen. "Hilfreich ist es auch, beim Laufen durch eine Wiese oder im Unterholz lange Kleidung zu tragen, die Hosenbeine in die Socken zu stecken und feste Schuhe zu tragen", so Schwerdt weiter.

    Denn Zecken krabbeln einige Zeit auf der Kleidung umher, um eine passende unbedeckte Hautstelle zum Stechen zu finden. Mit dieser Maßnahme erschwert und verlängert man die Suche. Noch ein Tipp von Schwerdt: "Auf heller, nicht gemusterter Kleidung sind Zecken besser zu entdecken. Sie bevorzugen außerdem Hautstellen, die nicht stark dem Licht ausgesetzt sind."

    Selbstgemachte Zeckenfalle

    Möchte man an bestimmten Plätzen länger verweilen, kann man diese vorab auf Zecken testen. Dazu legt man ein helles Frottiertuch aus. Die Tierchen bleiben an der rauen Oberfläche hängen.

    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Pfizer | www.zecken.de

    "Wenn zusätzlich noch wirksame Zeckenschutzmittel aufgetragen wurden, sorgt dies dafür, dass die Zecken den Wirt nicht mehr erkennen. Sie lassen sich daher nach einiger Zeit fallen", meint Schwerdt. Das Mittel sollte großflächig verteilt werden, nicht nur im Bereich der Übergangsstellen von Haut zu Kleidung.

    Zeckenbiss – und nun? 

    Natürlich kann es trotz aller Sicherheitsvorkehrungen dennoch dazu kommen, dass man gestochen wird. Schwerdt empfiehlt hierbei eine spezielle Zeckenzange, mit der man den Übeltäter hinter dem Kopf und so nah wie möglich an der Haut festhält und dann gerade nach oben, sowie gleichmäßig herauszieht.

    Ob Zange, Karte oder Haken: Es gibt allerlei Werkzeug, um Zecken zu entfernen. Meist bleibt Zeit, um das erstmal in der Apotheke zu besorgen.
    Ob Zange, Karte oder Haken: Es gibt allerlei Werkzeug, um Zecken zu entfernen. Meist bleibt Zeit, um das erstmal in der Apotheke zu besorgen. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa-tmn

    Anschließend sollte die Stichstelle desinfiziert und noch einige Tage beobachtet werden, ob eine Rötung auftritt. Grundsätzlich gilt: Wenn man einen Biss entdeckt, sollte die Zecke so schnell wie möglich entfernt werden.

    Übertragbare Krankheiten: Borreliose und FSME

    Ein Zeckenbiss ist nämlich nicht nur lästig, er kann auch Infektionen übertragen. Dazu gehört die Lyme-Borreliose, ausgelöst durch Borrelien-Bakterien. Im Durchschnitt tragen 10 bis 20 Prozent der Zecken diesen Erreger in sich.

    Symptome sind grippeähnliche Allgemeinerscheinungen, wie Fieber und Schweißausbrüche. Doch auch zu Gelenkentzündungen, Muskelschmerzen und Herzrhythmusstörungen kann es kommen. Zur Behandlung nimmt man Antibiotikum ein.

    In Baden-Württemberg muss man sich besonders gut vor Zecken schützen.
    In Baden-Württemberg muss man sich besonders gut vor Zecken schützen.

    Deutlich seltener, dafür aber weitaus gefährlicher ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Bei dieser Erkrankung werden die Hirnhäute und das zentrale Nervensystem angegriffen und bleibende Schäden können verursacht werden. Die Krankheit ist nicht behandelbar.

    Der Stadt- und Landkreis Karlsruhe zählt dabei zu den FSME-Risikogebieten. Eine Übersicht über alle Risikogebiete in Deutschland findet sich auf dieser virtuellen Karte.

    Die Zecken-Impfung wird klar empfohlen

    Um sich auf das höhere Risiko in diesem Jahr einzustellen, gehört es laut Empfehlung der Experten auch dazu, sich gegen FSME impfen zu lassen oder seinen Impfstatus zu überprüfen.

    Zum Aufbau des Impfschutzes sind insgesamt drei Impfungen erforderlich. Die ersten beiden Impfungen erfolgen im Abstand von einem  bis drei Monaten, die dritte Dosis – je nach Impfstoff – nach fünf beziehungsweise neun bis 12 Monaten.

    Zecken können Krankheiten übertragen - gegen eine FSME-Infektion schützt eine Impfung.
    Zecken können Krankheiten übertragen - gegen eine FSME-Infektion schützt eine Impfung. Foto: dpa

    Bei fortbestehendem Ansteckungsrisiko wird eine erste Auffrischung des Impfschutzes nach drei Jahren empfohlen. Die nachfolgenden Auffrischungen sollten dann alle fünf Jahre erfolgen, um einen zuverlässigen Schutz zu gewährleisten.

    Auch Kinder können ab dem ersten Geburtstag gegen FSME geimpft werden, mit einer ersten Auffrischungsimpfung nach drei Jahren und alle weiteren alle fünf Jahre

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