Die Alb. Der kleine Fluss hat seine Quelle im Nordschwarzwald im Landkreis Calw und bahnt sich von dort seinen Weg durch das Albtal, Ettlingen und Karlsruhe. In der Fächerstadt fließt sie unter anderem durch Rüppurr, Beiertheim, der Günther-Klotz-Anlage, Grünwinkel und Knielingen.

Die Alb hat eine wichtige Rolle in Baden-Württemberg

Beim Ölhafen fließt ein Teil der Alb in den Rhein, der Rest des Flusses wird erst bei Eggenstein-Leopoldshafen - gemeinsam mit dem Pfinz-Entlastungskanal Teil der großen Wasserstraße in Richtung Nordsee. 

Totholz wurde und Baumstämme dienen am Ufer auch als Laichplätze.
Totholz und Baumstämme dienen am Ufer auch als Laichplätze. | Bild: Tim Carmele / TMC-Fotografie

In der Flusslandschaft Baden-Württembergs hat die Alb eine entsprechend bedeutende Rolle. Unter anderem gehört sie zu den fischökologisch bedeutendsten Gewässern am Oberrhein und ist als Programmgewässer zur Wiederansiedlung von Wanderfischen in Baden-Württemberg ausgewiesen. Allerdings gibt es hierbei ein Problem. 

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"Gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) sollte eigentlich schon bis zum Jahr 2015 eine allgemeine Verbesserung des gewässerökologischen Zustands erreicht werden. Hinsichtlich der Alb stellt insbesondere die zunehmende Versandung durch Abtretungen und Witterungen ein großes Problem für den Fluss als wichtigen Lebensraum dar", schreibt die FDP-Fraktion des Karlsruher Gemeinderats in einem Antrag.

Was tun gegen die Versandung der Alb?

Um der steigenden Versandung in der Alb entgegenzuwirken, fordert die FDP die Stadtverwaltung dazu auf, für eine allgemeine Verbesserung der Flusswasserqualität zu sorgen. Und zwar durch gezielte Sandausbaggerungsmaßnahmen. 

Die Radwege entlang der Alb.
Die Radwege entlang der Alb. | Bild: Tim Carmele / TMC-Fotografie

Laut FDP sei die zunehmende Versandung des Albflussbeets insofern ein Problem, da die meisten Fischarten in der Alb Kieslaicher seien (Äsche, Bachforelle, Bachneunauge, Barbe, Döbel, Lachs, Mühlkoppe).

Das heißt: Diese Fische legen ihre befruchteten Eier in oder auf von Wasser durchströmten lockeren Kies. Damit der Nachwuchs schlüpfen kann, sind die Eier auf fließende Abschnitte mit schneller Selbstentschlammung angewiesen. Die Eier können sich nur dann entwickeln, wenn sie dauerhaft mit sauerstoffreichem Frischwasser versorgt werden.

Regierungspräsidium und Stadt sollen zusammenarbeiten

"Ansonsten droht das Ersticken und die heimische Artenvielfalt geht verloren", so die FDP.  Eine erste Konsequenz: Durch die hohen Sedimentablagerungen würde beispielsweise die Äsche in einigen Flussabschnitten im Stadtgebiet seit Jahren nicht mehr laichen.

Industriegebiet zwischen Ettlingen und Busenbach an der Alb, Pforzheimer Str.
Industriegebiet zwischen Ettlingen und Busenbach an der Alb, Pforzheimer Str. | Bild: Carmele/TMC-Fotografie

Große Sandentnahmen seien unter anderem deshalb notwendig, um wichtige Laichareale für die Fische wiederherzustellen. "Daher sollte die Stadt Karlsruhe gemeinsam mit dem Regierungspräsidium in regelmäßigen Abständen gezielte Sandausbaggerungen einsetzen sowie entsprechende Stellen der Sandeintragungen im Stadtgebiet überprüfen und vermeiden", folgern die Liberalen.

Was sagt die Stadt zur FDP-Idee?

In ihrer Antwort folgt die Stadtverwaltung den Ausführungen der FDP-Fraktion teilweise. "Die Gewässersohle ist ein wichtiger Lebensraum im Gewässer und die Kinderstube vieler Fischarten", heißt es darin.

Nilgänse an der Alb.
Nilgänse an der Alb. | Bild: ka-Reporterin Elisabeth Reibenspies

Wie die Stadt erklärt, sei die Alb ein vom Mensch veränderter Fluss und habe deshalb auch mit vielen negativen Folgen für die Gewässersohle zu kämpfen. Um die Ursachen zu minimieren, sei das Tiefbauamt mit zahlreichen Projekten an der Alb beschäftigt. Sandausbaggerungen halte die Stadtverwaltung für nicht sinnvoll.

Solche Arbeiten seien aufgrund der hohen Entsorgungskosten nicht wirtschaftlich und hätten auch ökologisch nicht nur positive Auswirkungen, da  diese  auch ein Eingriff in einen geschützten Lebensraum seien. 

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"Hinzu kommt, dass reine Reprofilierungsarbeiten ohne die Ursachen zu beseitigen, nicht nachhaltig sind. Schon eine kleines bis mittleres Hochwasser kann die positive Wirkung wieder zunichtemachen und die Poren der Sohle wieder verstopfen", erklärt die Stadt weiter.

Warum sich Sand in der Alb ablagert

Als Quelle für die erhöhten Sandablagerungen, habe die Stadt Karlsruhe zwei Ursachen festgestellt: 

Die Fließgeschwindigkeit spiele bei Ablagerungen eine wesentliche Rolle. Werde diese durch Eingriffe verlangsamt, komme es eher zu Ablagerungen. Als Beispiel hierfür nennt die Stadt den Bereich der Alb oberhalb der Rüppurrer Mühle. 

Stockenten an der Alb.
Stockenten an der Alb. | Bild: ka-Reporterin Elisabeth Reibenspies

Das ehemalige Mühlwehr führe zur Sedimentation des mitgeführten Sandes aus dem Albtal. Der Sand fülle die Poren der Kiessohle.

Aktuell plane das Tiefbauamt, die Umgestaltung der Rauen Rampen bei der Rüppurrer Mühle und am Abzweig des Reiherbaches.

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"Erst nach deren Umgestaltung, mit dem gewünschten positiven Effekt nicht nur für die Durchgängigkeit, sondern auch auf die Fließgeschwindigkeit, ist eine Sandentnahme und Wiederherstellung der Kiessohle nachhaltig möglich", so die Stadt. 

Reifenabrieb in der Alb

Der andere Grund: Feinstteile - wie Reifenabrieb - setzen sich in der Flusssohle ab und haften dort so gut, dass sie sich auch bei höheren Fließgeschwindigkeiten nur oberflächlich lösen. 

Renaturierung Alb
Bild: Tim Carmele / TMC-Fotografie

Auch hier sei laut Stadt die Ursachenforschung und -bekämpfung das primäre Ziel vor der Sedimenträumung. Das Tiefbauamt führe in Zusammenarbeit mit dem KIT umfangreiche Untersuchungen durch, um die Eintragspfade zu detektieren und zu minimieren.

"Alle Baumaßnahmen an einem so geschützten und sensiblen Gewässer wie der Alb erfordern nicht nur umfangreiche Abwägungen, sondern auch beträchtliche finanzielle und personelle Ressourcen", heißt es abschließend von der Verwaltung. Sie verspricht, nach Möglichkeiten zur Verminderung von Sedimentquellen zu suchen und im zulässigen Rahmen umzusetzen. 

27. Juni, 19.46 Uhr

Nach kurzer Diskussion im Gemeinderat wurde die Abstimmung vertagt.