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Volle Mülltonnen: Jetzt schaltet sich die Stadt ein - um was geht es?

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Neue Firma, verärgerte Bürger: Was läuft gerade bei der Müll-Abholung schief?

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    Ein ka-Reporter aus der Oststadt hat der Redaktion von ka-news.de dieses Bild gesendet.
    Ein ka-Reporter aus der Oststadt hat der Redaktion von ka-news.de dieses Bild gesendet. Foto: ka-Reporter

    Seit Januar klagen Leser über nicht geleerte Tonnen.  Nach einem ersten Bericht, meldeten sich weitere ka-news.de-Leser mit Müllproblemen. Warum wurden die Tonnen nicht geleert? Das beantwortete ein Info-Schreiben, welches das zuständige Unternehmen in den vergangenen Tagen in Karlsruhe verteilte.

    Mülltonnen werden nicht geholt, wenn...

    Sofern der Standplatz der Mülltonnen nicht ebenerdig, nur über Treppenstufen oder mehr als 15 Meter von dem auf öffentlicher Fläche liegenden Haltplatz des Entsorgungsfahrzeugs entfernt sei, müsse ab sofort ein kostenpflichtiger Vollservice in Anspruch genommen werden.

    In den Vorgaben des Unternehmens heißt es weiterhin: Private Wege zu Häusern werden von den Müllautos nicht befahren, Transportwege dürfen keine Steigungen von über fünf Prozent haben.

    Bei den Stadtteilen Hohenwettersbach, Neureut, Wettersbach und Wolfartsweier (ohne "Zündhütle") gibt es keinen allgemeinen Vollservice - das war aber bereits vor dem Anbieterwechsel so. 

    Vorgaben stehen in städtischer Satzung

    Das Unternehmen beruft sich auf die Satzung der Stadt Karlsruhe über die Vermeidung, Verwertung und Beseitigung von Abfällen (Abfallentsorgungsgesetz): In diesem sind die genannten Kriterien in Paragraf 11 hinterlegt.

    "Die Behälter werden gemäß der Abfallentsorgungssatzung der Stadt Karlsruhe im Vollservice geholt", so K+G am 31. Januar gegenüber ka-news.de.

    Hinzu kommt vonseiten der Firma die Anforderungen, dass die Behälter anfahrbar und frei zugänglich sein sollten. "Gegenstände wie Kinderwagen, Fahrräder oder dergleichen sind im Vorfeld zu entfernen", so die externe Firma Knettenbrech + Gurdulic (K+G). Außerdem müssen die Wege bei entsprechender Wetterlage frei von Schnee und Eis sein. Dies dient der Sicherheit der Mitarbeiter.

    Stadt drängt K+G auf Lösung - Gespräche in dieser Woche

    Die Stadt Karlsruhe hatte den Vollservice bislang übernommen – wie es scheint, etwas kulanter als die neuen Auftragnehmer. Seit Januar ist die Stadt allerdings nicht mehr für die Leerung der Wertstofftonnen zuständig. Für den Bürger sollte sich beim Service bis dato nichts ändern. Wie es nun weitergeht, bleibt offen.

    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Archiv

    Die Stadt Karlsruhe hat K+G gebeten, die Verteilung des Flyers vorerst auszusetzen. Man will sich noch in dieser Woche mit K+G zusammensetzen, um weitere Möglichkeiten für den Vollservice zu besprechen. 

    Laut eigener Aussage drängt die Stadt Karlsruhe darauf, "die Leerung auch zukünftig am Entsorgungsstandard der Stadt orientiert zu handhaben und die Bevölkerung aktiv zu informieren."

    Die CDU hat am Mittwochnachmittag, 31. Januar, in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister in Frage gestellt, ob es zu Änderungen in der Abstimmungsvereinbarung mit BDS gekommen sei.

    Wer leert die Wertstofftonnen in Karlsruhe?

    Der bislang zuständige Eigenbetrieb der Stadt Karlsruhe - das Team Sauberes Karlsruhe (TSK), ehemals Amt für Abfallwirtschaft – hat die Sammlung im Stadtgebiet zum 1. Januar 2024 an die "Betreiber Duale Systeme" (BDS) übergeben.

    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Stadt Karlsruhe, Monika Müller-Gmelin

    Diese hat wiederum ein Ausschreibungsverfahren gestartet, welche die Firma Knettenbrech + Gurdulic (K+G) für sich entscheiden konnte. Die Tonnen wurden zum Ende 2023 an K+G verkauft – die Stadt Karlsruhe erhielt hierfür 350.000 Euro.

    Die Firma leert seit 2018 auch die Altglas-Container im Auftrag der BDS in Karlsruhe. Beim damaligen Wechsel stieß die Firma ebenfalls auf Kritik der Bürger - zu laut und zu wenig, hieß es damals zum "Altglas-Chaos".

    Wieso ist die Stadt Karlsruhe nicht mehr für die Wertstofftonne zuständig?

    Die bisherige Sammlung der Wertstofftonnen war laut Stadt Karlsruhe ein Verlustgeschäft, welcher aus dem Steuerhaushalt der Stadt finanziert worden ist. Die Ursache: Hohe Fehlwürfe und kostenintensives Abholen der Tonnen.

    Fahrzeug des Team Sauberes Karlsruhe (Archivbild).
    Fahrzeug des Team Sauberes Karlsruhe (Archivbild). Foto: Carsten Kitter

    "Der Verlust war hoch, da einerseits der hohe Vollservicestandard der Stadt nicht von den BDS bezahlt wurde und andererseits die Mengenanteile gemäß Sortieranalyse inklusiv der Fehlwürfe nicht anerkannt worden sind", heißt es in der entsprechenden Beschlussvorlage im Gemeinderat von November 2023.

    Der Anbieter hat gewechselt, aber die Probleme scheinen zu bleiben. Nun werden die Kosten auf die Gebührenzahler umgelegt: Der städtische Haushalt wird damit um vier Millionen Euro entlastet. Die Müllgebühren stiegen zum Januar um 7,5 Prozent. Und: Fehlwürfe sowie nicht satzungskonform gestellte Tonnen werden nicht abgeholt.

    Was sagt die Firma zur aktuellen Lage?

    K+G bestätigt das Verteilen der Info-Flyer: Haushalte, deren Tonnen nicht "satzungskonform" gestellt waren, wurden darüber informiert.  Mit satzungskonform meint K+G die oben genannten Kriterien.

    Nahezu 80 Prozent der Antwortenden wollen den zweiwöchigen Abholrhythmus der Wertstofftonne beibehalten.
    Nahezu 80 Prozent der Antwortenden wollen den zweiwöchigen Abholrhythmus der Wertstofftonne beibehalten. Foto: ErS

    Auf die Frage, wie eine Lösung ohne kostenpflichtigen Vollservice aussehen könnte, um den Entsorgungsstandard der Stadt Karlsruhe zu halten, möchte die Firma sich erst nach den Gesprächen mit Stadt und TSK äußern.

    Wird die Müllentsorgung für Bürger (noch) teurer?

    Fest steht: Sollte es einen Vollservice geben, kann dieser nicht jedem angeboten werden. "Die Sicherheit unserer MitarbeiterInnen stehen immer an höchster Stelle", heißt es gegenüber ka-news.de.

    Zunächst seien die jeweiligen Begebenheiten individuell zu prüfen - ein etwaiger Vollservice würde das Rausholen und Rückstellen der Tonne beinhalten.

    Zu den Kosten sagt K+G auf Nachfrage: "Der Preis ist individuell und auf den jeweiligen Standort angepasst, beginnend ab 55 Euro."

    Abhol-Probleme in jedem Stadtteil

    Das häufigste Problem ist laut Anbieter, dass die Tonnen nicht satzungskonform abgestellt seien. Dies betreffe alle Stadtteile - "in jedem gibt es Brennpunktgebiete."

    Fehleinwürfe in Karlsruher Wertstofftonne.
    Fehleinwürfe in Karlsruher Wertstofftonne. Foto: Knettenbrech+Gurdulic

    Ein zweites Problem sind die vielen Fehleinwürfe, das heißt, der Müll ist nicht richtig getrennt. K+G wird die Tonnen stichprobenartig prüfen. 

    "Aufgrund unserer Erfahrungen bei der Abfuhr, lässt sich mittlerweile anhand des Gewichtes abschätzen, ob eine Tonne eher fehlbefüllt ist oder nicht. Bei Verdacht sind die Mitarbeiter angehalten, die Tonnen stichprobenartig zu kontrollieren", so die Firma.

    Fehleinwurf in Karlsruher Wertstofftonne.
    Fehleinwurf in Karlsruher Wertstofftonne. Foto: Knettenbrech+Gurdulic

    Bei Fehleinwürfen bleibt die Tonne stehen

    Stellen die Mitarbeiter von K+G Fehlwürfe fest, wird der Haushalt informiert. Er kann die Tonne nachsortieren. Erfolgt dies nicht, wird die Tonne kostenpflichtig vom städtischen Eigenbetrieb Team sauberes Karlsruhe geleert.

    Fehleinwürfe in Karlsruher Wertstofftonnen im Januar 2024.
    Fehleinwürfe in Karlsruher Wertstofftonnen im Januar 2024. Foto: Knettenbrech+Gurdulic

    Abholrhythmus in Oberreut ändert sich

    Aufgrund einer Gebietsanpassung, wird das Unternehmen den Abholrhythmus der Wertstofftonne  von Donnerstag auf Freitag legen: Der Stadtteil wird am 2. Februar angefahren.

    Der Müllkalender für Karlsruhe ist auf der Website der Stadt aufrufbar.

    Was gehört in die Wertstofftonne in Karlsruhe?

    Laut Homepage des Team Sauberes Karlsruhes (TSK) gehören in die Wertstoff­tonne:

    • Alufolie
    • Geträn­ke­kar­tons
    • Kunst­stof­fe
    • Metalle
    • Styropor
    • Verpa­ckun­gen aus Holz, Metall oder Kunst­stoff

    Holz, das nicht aus Ver­pa­ckun­gen stammt, darf aus gesetz­li­chen Gründen seit 1. Januar 2021 nicht mehr in die Wertstoff­tonne. Gegen­stände aus un­be­han­del­tem Holz können Sie kostenlos bei allen Wert­stoffs­ta­tio­nen abgeben. Holzige Kleinteile wie Früh­stücks­brett­chen oder Kochlöffel können Sie auch in den Rest­müll geben.

    Was tun, wenn die Tonne nicht geleert wird?

    Mitte Januar hieß es zur Sachlage vonseiten K+G: Sollte eine Tonne nicht geleert worden sein, können sich betroffene Bürger per Mail unter lvp-ka@knettenbrech-gurdulic.de direkt an die Müllentsorgungsfirma wenden. Oder auf der Website das passende Formular für die betreffende Tonne ausfüllen.

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