In Karlsruhe wurden zum Jahreswechsel die Altglascontainer im Stadtgebiet getauscht - doch auch Wochen nach dem Tauschtermin herrscht in einigen Straßen noch Altglas-Chaos. Entweder wurden die Container nicht geleert, oder gar nicht erst neu aufgestellt. Nicht nur die Bürger sind verstimmt, auch die Stadtverwaltung ist über den neuen Anbieter verärgert.

Anbieter-Wechsel mit Hindernissen

Grund der Neuaufstellung: Zum Jahreswechsel wurde die Altglas-Sammlung und -Verwertung neu ausgeschrieben. Künftig wird die Firma "Knettenbrech", einem Entsorger mit Hauptsitz in Wiesbaden, das Glas abholen. Der bisherige Dienstleister hat den Zuschlag nicht erneut bekommen: Da sich neuer und alter Auftragnehmer nicht auf eine Übernahme der Container einigen konnten, mussten neue aufgestellt werden.

Doch dieser klappte nicht so reibungslos wie erhofft: Als viele Karlsruher in der ersten Januarwoche die gläsernen Überreste der Neujahrs-Feierlichkeiten entsorgen wollten, standen sie sprichwörtlich vor dem Nichts.

Auf dem Gelände des Studentenwohnheims Hans-Dickmann-Kolleg (HaDiKo) fehlen die Container noch.
Auf dem Gelände des Studentenwohnheims Hans-Dickmann-Kolleg (HaDiKo) fehlen die Container noch. | Bild: ka-Reporter Hendrik

Statt des gewohnten Glascontainers stand an nicht wenigen Standorten das Altglas auf dem Boden, weil die Entsorgungsmöglichkeit verschwunden war. Und das ausgerechnet zu Silvester, wenn bekanntlich viel Glasmüll anfalle, monierten viele Karlsruher Bürger in den sozialen Medien.

250 Beschwerden bei der Stadt

Vier Wochen später hat sich die Lage immer noch nicht gebessert: Auch ka-news wird von überfüllten Containern berichtet - vereinzelt sei noch gar kein neuer Container aufgestellt worden. Das Altglas-Chaos ist inzwischen auch bei der Stadtverwaltung angekommen: Während sonst jährlich rund 30 Beschwerden rund um die Glas-Entsorgung bei der Stadt eingehen, waren es seit Beginn des Jahrs bereits 250!

Ein Altglas-Container auf dem Gottesauer Platz.
Ein neuer Altglas-Container. | Bild: Julia Wessinger

Hinzu kommt: Die Bürger haben keine Möglichkeit, mit der Aufstellerfirma direkt Kontakt aufzunehmen. Obwohl es vertraglich so vorgesehen ist, sind keine Kontakt-Telefonnummern an den Container angebracht. Diese sollen noch folgen, die Stadtverwaltung hat die Firma explizit dazu aufgefordert. Dies ist am Mittwoch geschehen: Unter der Servicehotline 0721/96604439 können sich Bürger an die Dualen Systeme wenden.

Nur alter Anbieter wusste über Standorte Bescheid

Eigentlich ist die Stadt nicht für das Thema zuständig: Bei der Glasabfuhr und -verwertung handelt es sich um ein reines privatwirtschaftliches System der sogenannten dualen Systeme. In diesem Fall vergeben die Glaserzeuger die Entsorgung an private Anbieter. Die Stadt stellt die Stellflächen für die Glascontainer zur Verfügung und reinigt die Flächen.

Dennoch hat sich die städtische Verwaltung inzwischen eingeschaltet und steht "im intensiven Kontakt mit dem Unternehmen", so Pressesprecher Bernd Wnuck. "Trotz des eingeräumten Vorlaufs ist bislang noch kein vollständig reibungsloser Übergang erfolgt", so Wnuck weiter.

(Symbolbild)
Die alten Glascontainer. | Bild: Paul Needham

Für Probleme sorgt unter anderem, dass zum vereinbarten Zeitpunkt der Aufstellung der neuen Container noch alte Altglascontainer standen. "Ein weiteres, noch wesentlicheres Problem resultiert jedoch aus Unstimmigkeiten bei der Anzahl der Containerstandplätze sowie der Altglascontainer", gibt Wnuck weiter an. Außer dem alten Betreiber war nämlich niemandem bekannt, wo in Karlsruhe überall Container aufgestellt wurden.

Rund 100 Container fehlten im Stadtgebiet

So waren dem Amt für Abfallwirtschaft (AfA) nur rund 310 Standplätze von 400 Containern auf städtischem Gelände bekannt. Denn der bisherige Betreiber hatte allein rund 100 Stellplätze auf privaten Grundstücken in Absprache mit den Eigentümern eingerichtet - von diesen wusste das AfA nichts. Da nun allerdings deutlich mehr Container benötigt werden, um alle Plätze zu belegen, kam es beim neuen Auftragnehmer zu einem Engpass.

"Nach Aussage der Firma sind von den der Stadt Karlsruhe und auf deren Grundstücken befindlichen Standplätzen aktuell noch 20 Stück nicht mit Altglascontainern ausgestattet", so Wnuck am Montag gegenüber ka-news. Fünf Standorte sollen "sehr kurzfristig", die restlichen 15 in den kommenden Wochen mit Containern versehen werden. Wie die Situation auf den Standplätzen auf dem privaten Grund aussieht, kann die Stadt nicht sagen.

Keine regelmäßige Leerung

Aber nicht nur die fehlenden Container sorgen für Unmut: "Zusammen mit den anderen dargestellten Problemen bedurfte es offenkundig einer gewissen Zeit der Anpassung der Logistik", sagt Wnuck. Viele Container wurden schlicht zu wenig geleert, was für Flaschenberge an den Standplätzen sorgt.

Weil sie noch nicht regelmäßig geleert werden, stapeln sich die Flaschen rings um die Container.
Nicht regelmäßig geleert wurde dieser Container. | Bild: ka-Reporter "Wifi Freak"

Die Stadt geht aber davon aus, dass der Anbieter dieses Problem in den kommenden zwei bis drei Wochen in den Griff bekommen wird. In der Zwischenzeit sind die Mitarbeiter des AfA in die Bresche gesprungen und haben für Ordnung rund um die Container gesorgt.

Stadt will Missstände "umgehend" beheben lassen

Die GfK-Fraktion hat derweil ganz andere Probleme mit den neuen Glascontainern: In einer Anfrage an die Stadtverwaltung möchten die Stadträte wissen, ob die "hässlichen Altglascontainer" wieder entfernt oder farblich umgestaltet werden können. Zudem kritisieren sie die "scharfkantigen" Einwurföffnungen. Die Stellungnahme der Stadt steht noch aus, vermutlich wird die Anfrage auf der Tagesordnung der kommenden Gemeinderatssitzung landen.

Am Donnerstag wurden teilweise provisorische Container aufgestellt.
Am Donnerstag wurden teilweise provisorische Container aufgestellt. | Bild: ka-Reporter Hendrik

Am Donnerstag reagierte die Stadt auf die Glasproblematik: Sie informierte die Öffentlichkeit in einer Pressemeldung. Dort wurde ein weiteres Problem der neuen Container angesprochen: Obwohl zugesichert, seien diese nicht geräuschärmer als ihre Vorgänger. "Von der Stadt wurden aufgrund der zahlreichen Beschwerden als auch der augenscheinlichen Umstellungsprobleme regelmäßig und sehr intensiv mit den Verantwortlichen Gespräche geführt", so Bürgermeister Klaus Stapf, "wir werden auch weiterhin auf eine umgehende Behebung der Missstände drängen."

Der Artikel wurde nachträglich bearbeitet. In einer vorhergehenden Version wurde die Firma "Interseroh" als zuständiger Entsorger für das Glas in Karlsruhe genannt. Diese Firma ist allerdings nur mit der Ausschreibung der Leistung beauftragt. Für die Glasentsorgung selbst ist die Firma "Knettenbrech" zuständig.

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ka-news Hintergrund:

Bei der Glasabfuhr und -verwertung handelt es sich um ein reines privatwirtschaftliches System der sogenannten dualen Systeme Deutschland (BDS). Hersteller beziehungsweise "Inverkehrbringer" von Glasverpackungen müssen sich im Ergebnis um die spätere Sammlung und Verwertung kümmern. Dies tun sie nicht selbst, sondern überlassen dies den dualen Systembetreibern, an die sie dafür entsprechende Lizenzentgelte entrichten.

Die dualen Systeme wiederum erbringen im Regelfall die eigentliche Sammlungsleistung ebenfalls nicht selbst, sondern schreiben diese Leistungen in Abständen von 3 Jahren aus. Das Ausschreibungsverfahren wird dabei von einem Systembetreiber stellvertretend für alle dualen Systeme durchgeführt.

Die Erfassung, Abfuhr und Verwertung des Altglases sind also kein Bestandteil der kommunalen Abfallentsorgung und die Zuständigkeit des Amtes für Abfallwirtschaft (AfA) bzw. der Stadt Karlsruhe ist grundsätzlich nicht gegeben. Die Mitwirkung der Kommunen beschränkt sich auf die Bereitstellung/Akzeptanz von Standplätzen für Altglascontainer und auf die Reinigung des Umfeldes der Standplätze.