Ist Karlsruhe wirklich eine solche Stauhochburg, wie alle behaupten? "Naja, fest steht: Es wird derzeit vielerorts gebaut. Kombilösung, Südtangente und beide Autobahnen - sämtliche Achsen in und um die Fächerstadt sind in ihrer Belastbarkeit derzeit eingeschränkt", stellt Matthias Zimmermann vom KIT-Institut für Straßen- und Eisenbahnwesen auf Nachfrage von ka-news fest.
"Heutzutage wird mehr gebaut als früher"
Dennoch gebe es auch anderswo viele Baustellen. Karlsruhe an sich sieht der Experte daher nicht auf Platz Eins im Ranking der Stauhochburgen. "Hitlisten wie die des ADAC finde ich nicht repräsentativ", so Zimmermann weiter. Der Autoclub hatte Karlsruhe im jährlichen Ranking den dritten Platz der Städte, dessen Bewohner am längsten im Stau stehen, zugeteilt - insgesamt nämlich 52 Stunden pro Kopf jährlich. Stuttgart führt die Liste an.
Das Ziel sei es laut Zimmermann, selbstverständlich auch in Karlsruhe, die anstehenden Baustellen gut und logisch zu koordinieren und terminieren - "oft gelingt das gut, manchmal gibt es Macken." Eigenen Angaben zufolge, stehe er stets selbst mit den Stadtplanern in Gespräch und berate, wo er kann. Wird denn heute mehr gebaut und saniert als früher? "Ja, definitiv - das hängt nicht zuletzt mit dem zunehmenden Schwerlastverkehr zusammen, der die Beläge stark beansprucht. Während man noch vor einigen Jahrzehnten gerne neue Straßen baute, steht heute eher die Sanierung und Erhaltung schon bestehender Wegenetze im Vordergrund."
"Auf der Südtangente herrscht zu viel Verkehr"
So auch in und um die Fächerstadt. Derzeit heißt das Karlsruher Sorgenkind Südtangente und macht den Pendlern das Leben schwer: Seit Ostermontag wird hier, besonders im Bereich Knielingen und Rheinhafen, der Belag erneuert. Insgesamt soll die Maßnahme etwas mehr als zwei Wochen in Anspruch nehmen, das Bauende ist für den 5. Mai terminiert. Wie nicht anders zu erwarten, bringt die Baustellen-Serie einige Staus mit sich. "Noch mehr als sonst schon?" Werden sich einige B10-Fahrer jetzt fragen.
Eine subjektive Einschätzung oder harte Realität - ist die Stadtautobahn wirklich ein solcher Problemfall? "Auf der Südtangente herrscht definitiv zu viel Verkehr - gerade in Zeiten der Autobahnsanierungen, handelt es sich vor allem um Ausweichverkehr", so Zimmermann. Wenn man von der Belastung ausgehe, könne man laut ihm die fächerstädtische Schnellstraße mit dem Kölner Ring vergleichen.
Auch auf der A5 geht's derzeit wieder zur Sache. Im Zuge von Belagerneuerungen und der Erweiterung einer Lärmschutzwand verengt sich temporär die Fahrbahn in Richtung Norden von fünf auf zwei Spuren. Das bedeutet auch, dass der Verkehr von der A8 kommend am Kreuz Karlsruhe künftig weniger Platz hat, sich einzufädeln. Aber nicht nur auf dieser Strecke rechnet der Verkehrsexperte mit stockendem Verkehr und längeren Wartezeiten.
A8-Baustelle bei Karlsbad: 148 Millionen Euro für Stauentlastung
"Auch die A8 ist momentan noch sehr stauanfällig." Das soll künftig jedoch passé sein: Derzeit wird die baden-württembergische Ost-West-Achse zwischen Karlsbad und Pforzheim-West auf sechs Spuren ausgebaut. Die Gesamtkosten der sechsjährigen Maßnahme belaufen sich auf rund 148 Millionen Euro - damit und mit ihren 9,2 Kilometern Länge gilt die A8-Baustelle momentan als die teuerste und längste in Baden-Württemberg. Im zweiten Halbjahr des Jahres 2015 soll das Projekt sein Ende finden, wie Jürgen Genther, der zuständige Referatsleiter Bau beim Regierungspräsidium Karlsruhe im Rahmen eines Vor-Ort-Termins am Freitag bestätigt.
"Herumkleckern kommt nicht in Frage - wir halten den Zeitplan konsequent ein", betont Verkehrsminister Winfried Hermann, der ebenfalls zur Baustelle kam, um sich ein Bild von der aktuellen Lage zu verschaffen - "die A8 ist für Deutschland, ja für Europa, eine der wichtigsten Achsen für Pendler, Touristen und Zulieferer, die es in bestem Zustand zu erhalten gilt." Derzeit stecke man unter anderem in den Neubauarbeiten der 180 Meter langen Bocksbachtalbrücke, bei der das südliche Teilbauwerk bereits fertig gestellt werden konnte. Doch die A8 bekommt an dieser Stelle nicht nur mehr Spuren und sanierte Brücken - sie zieht auch noch um: An einigen Stellen wird die Fahrbahn tiefer und um ein paar Meter nördlich, beziehungsweise südlich verlegt. Das bringe laut Genther einen Rekord-Erdaushub von 1,6 Millionen Kubikmeter mit sich - insgesamt passt diese Menge in 160.00 Lkw-Ladungen, wie er weiter umrechnet.
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