Ein Fahrzeug soll dann pro Monat ausgeliefert werden, teilte Walter Casazza, Geschäftsführer der Karlsruher Verkehrsbetriebe (VBK), bei der Vertragsunterzeichnung mit. Rund 75 Millionen Euro kosten die neuen Wagen - der Stückpreis liegt knapp unter drei Millionen. Und - natürlich - werden sie im Zuge der Kombilösung auch tunneltauglich sein, betonte der VBK-Chef. Die Investition soll sich lohnen: Die nächsten 30 Jahre bauen die Verkehrsbetriebe auf die Neuanschaffungen.
Land fördert neue Fahrzeuge nicht
"Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass sich das Land mit einer Förderung beteiligen würde", bedauerte Erste Bürgermeisterin und Vorsitzende des VBK-Aufsichtsrats Margret Mergen. Ihrer Meinung nach entzaubere die Landesregierung dadurch auch ihren eigenen Anspruch an den ÖPNV. "Die Regierung von CDU und FDP hat sich selbst sieben Jahre nicht darum gekümmert", erläuterte hingegen kürzlich ein Sprecher des baden-württembergischen Verkehrsministeriums auf ka-news-Nachfrage. Im Nachtragshaushalt habe die neue Regierung für 2011 keine Spielräume für Zuschüsse gesehen.
Mindestens zwei der 30 Bahnen werden davon für die neue Strecke der Südostbahn benötigt, die 2012 die Südstadt, das neue Stadtquartier im Osten der Südstadt und die Oststadt miteinander verbinden soll. "Der Großteil der neuen Wagen dient jedoch als Ersatzbeschaffung", erläuterte Casazza. Ein Vorteil sei gleichzeitig, dass auch die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) bei Bedarf auf die neuen Niederflurwagen für die Stadtbahnlinien S1 oder S2 zurückgreifen könne.
Der Aufsichtsrat der Verkehrsbetriebe Karlsruhe hatte dem Kauf der achtachsigen Niederflur-Stadtbahnwagen in seiner Sitzung am 20. September zugestimmt. Lieferanten sind das Düsseldorfer Unternehmen Vossloh Kiepe und sein spanisches Schwesterunternehmen, der Schienenfahrzeug-Hersteller Vossloh Rail Vehicles.
Klimatisiert und barrierefrei
Fast 40 Meter lang und drei Meter breit werden die bestellten Bahnen sein, erreichen sollen sie eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern. Platz finden können in den einzelnen Bahnen dann über 220 Fahrgäste - davon stehen etwa 104 Sitzgelegenheit zur Verfügung. Dazu wurde die so genannte "Cantilever"-Bestuhlung gewählt - indem die Sitze frei tragend an den Seitenwänden befestigt sind, kann der Innenraum flexibler genutzt und auch einfacher gereinigt werden, erklärte der VBK-Chef. Ein weiteres Plus - besonders im Sommer: Die Bahnen werden klimatisiert sein und Multifunktionsbereiche besitzen, die für Kinderwagen, Gehhilfen oder Rollstühle genutzt werden können.
Durch eine Luftfederung richte sich die Einstiegshöhe an den barrierefrei ausgebauten Haltestellen aus, wie Mergen erläuterte. Außerdem sorge sie für eine erschüttungsfreie Fahrt. Indem beim Bremsen zurückgewonnene Energie ins Netz zurückgespeist wird, seien die bestellten Fahrzeuge außerdem besonders umweltschonend.
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