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Karlsruhe/Wien: Karlsruhes neue Bahnen: Aha-Erlebnis und WC inklusive

Karlsruhe/Wien

Karlsruhes neue Bahnen: Aha-Erlebnis und WC inklusive

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    Walter Casazza und Germar Wacker in der noch unfertigen Bahn. Die neuen Stadtbahnen für Karlsruhe werden derzeit bei Bombardier in Wien fertig montiert. Insgesamt sind 30 neue Bahnen bestellt, die ersten Bahnen sollen bis März 2012 geliefert werden.
    Walter Casazza und Germar Wacker in der noch unfertigen Bahn. Die neuen Stadtbahnen für Karlsruhe werden derzeit bei Bombardier in Wien fertig montiert. Insgesamt sind 30 neue Bahnen bestellt, die ersten Bahnen sollen bis März 2012 geliefert werden.

    Drehgestelle mit Luftfederung für besondere Laufruhe, eingebaute Toiletten, Barrierefreiheit, Energieeffizienz - das sind nur einige der Stichworte, die immer wieder fallen, wenn es um die neuen Bahnen für die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) und die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) geht. "Es hat sich sehr viel getan bei der Bahntechnik", betont Walter Casazza. Dennoch gelte es, immer wieder für ein "Aha-Erlebnis" bei den Fahrgästen zu sorgen - im positiven Sinne.

    Option auf 45 weitere Bahnen bereits vereinbart

    Für dieses Aha-Erlebnis sollen nun unter anderem 30 neue Stadtbahnen sorgen, die VBK und AVG bei dem kanadischen Hersteller und Weltmarktführer Bombardier in Auftrag gegeben haben. Gesamtpreis des Bahn-Pakets: 129 Millionen Euro. Eine Option auf 45 weitere Bahnen wurde bereits vereinbart, ob und wann diese in Anspruch genommen wird, hängt allerdings vor allem vom Ausbau des Straßenbahnnetzes in Heilbronn ab, wo die AVG ebenfalls aktiv ist. "Eine schnelle Entscheidung hat hier günstige Auswirkungen auf den Preis der weiteren Bahnen, da dann die Produktion nicht neu gestartet werden muss", so Casazza.

    "Flexity Swift"

    Bis August diesen Jahres sollten die ersten vier Bahnen mit dem Namen "Flexity Swift" ursprünglich ausgeliefert werden (Flexity steht für Flexibilität und City - eine Anspielung auf den Einsatz sowohl in der Stadt als auch in der Überlandfahrt). Eine Flut in den Bombardier-Werken in Bautzen verzögerte allerdings die Produktion, als neuer Zieltermin wird nun das Ende des ersten Quartals 2012 gehandelt. Wann genau die neuen Züge dann über Karlsruhes Gleise rollen, hängt allerdings noch davon ab, wie schnell diese von der Technischen Aufsichtsbehörde und vom Eisenbahn-Bundesamt zugelassen werden. Nach einer Testphase mit den ersten vier Bahnen sollen dann im Schnitt zwei neue Züge pro Monat von Wien nach Karlsruhe geliefert werden.

    80 Prozent der Produktion in Deutschland

    Gefertigt werden diese im ostsächsischen Bautzen, wo das Fahrzeugskelett zusammengebaut wird, und in Wien, wo die Endmontage stattfindet. Die Elektrik inklusive der Antriebs- und Steuerungstechnik wird in Mannheim gefertigt, die Drehgestelle für die dreiteilige Bahn liefert der Bombardier-Standort in Siegen in Nordrhein-Westfalen. "Rund 80 Prozent der Wertschöpfung für dieses Fahrzeug erfolgt in Deutschland", so Germar Wacker, Geschäftsführer von Bombardier Transportation Austria.

    "Die Stadtbahnen sind speziell auf Karlsruhe und die Region zugeschnitten", betont Walter Casazza. Zahlreiche Kundenwünsche seien in die Konzeption mit eingegangen, zudem stehe man im Kontakt mit dem Fahrgastbeirat und Behindertenbeiräten.

    "Die Züge sind tunneltauglich"

    So verfügen die neuen Stadtbahnen, die vor allem auf den Linien der S4 und S5 zum Einsatz kommen sollen, standardmäßig über eine Toilette. Die Bahnen  sind durchweg als Mittelflurfahrzeuge konzipiert, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern und so einen schnelleren Fahrgastwechsel zu ermöglichen. Luftgefederte Drehgestelle gleichen dabei das Gewicht der Fahrgäste aus, so dass der Einstieg auch bei einer vollbesetzen Bahn mit dem Bahnhof abschließt. Zudem soll die Luftfederung laut Bombardier einen höheren Komfort bei weniger Verschleiß an Reifen und Schiene ermöglichen. Alle Züge sind mit Klimaanlagen ausgestattet.

    "Die Züge sind natürlich auch tunneltauglich", so Casazza. Dazu gehört unter anderem ein spezielles Notbremssystem. Zieht ein Fahrgast während der Fahrt im Tunnel die Notbremse, fährt der Zug trotzdem bis zur nächsten Haltestelle weiter. So soll verhindert werden, dass eine Stadtbahn mitten im Tunnel stoppt und unter Umständen zur Falle für die Fahrgäste wird. "Ein gängiges System bei allen modernen U-Bahnen", so Germar Wacker von Bombardier.

    Keine Fahrpreiserhöhung wegen der neuen Bahnen

    Einen höheren Fahrpreis müssen die Fahrgäste wegen der neuen Bahnen nicht befürchten - zumindest nicht außerhalb der "normalen Preissteigerung", so Casazza: "Wir wollen ja mehr Fahrgäste, nicht weniger."

    Finanziert werden die Bahnen zum Teil von VBK und AVG selbst, beteiligt sind außerdem der Landkreis Karlsruhe mit 68,7 Millionen Euro sowie der Landkreis Germersheim und die Kommunen entlang der Strecke Wörth - Germersheim. "Eine Finanzierung aus Fahrgelderlösen ist schlicht nicht möglich", so Casazza. Die Förderung neuer Bahnen durch das Land ist seit 2004 ausgesetzt.

    In Wien hat der Chef der Karlsruher Verkehrsbetriebe den Fahrerstand von "Karlsruhe 1" wieder verlassen und steht mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zwischen Journalisten und Bombardier-Vertretern neben der noch unfertigen Bahn. Er wirkt immer noch glücklich - auch wenn er sich noch ein paar Monate gedulden muss, bis die ersten Züge nach Karlsruhe geliefert werden. Per Bahn, übrigens.

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