Die Flüchtlingssituation pocht: Rund 5.000 Asylsuchende zählte das Regierungspräsidium Karlsruhe im August allein im Stadtgebiet Karlsruhe. Unter ihnen finden sich auch Kinder, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen sind. Unterrichtet werden die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge unter anderem in Vorbereitungsklassen in der Schillerschule für unter 16-Jährige, in Projektklassen in der Elisabeth-Selbert-Schule für über 16-Jährige sowie Klassen im Parzival-Schulzentrum - in letzterem gab es in der Vergangenheit allerdings Probleme.
Stichtag kostet Schulzentrum über 150.000 Euro
Seit den Sommerferien 2014 bietet das Parzival-Schulzentrum bereits Unterricht für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge an. Im Oktober des vergangenen Jahres zählte das Schulzentrum noch 13 minderjährige Flüchtlinge, dann explodierte die Zahl schlagartig auf über 60 Schüler. Das Problem: Der Stichtag für die Finanzierung wurde vom Land Baden-Württemberg auf den 15. Oktober festgelegt.
Ein unflexibler Termin, der die Parzival-Schulen mit einem Mal in Bedrängnis brachte: Damit die nach Oktober hinzugekommenen Schüler unterrichtet werden konnten, ging das Schulzentrum mit über 150.000 Euro in Vorleistung. Für die Verantwortlichen stand fest: Wenn sich hier keine andere Lösung finden lässt, steht das Angebot an den Parzival-Schulen vor dem Aus, das wurde bei einem Besuch von Andreas Stoch, Minister für Kultus und Sport, Anfang des Jahres deutlich. Inzwischen gibt Parzival-Schulleiter Bernd Ruf Entwarnung: "Die Frage ist geregelt, der Minister hat Wort gehalten", erklärt er im Gespräch mit ka-news.
Statt eines jährlichen habe man sich auf einen monatlichen Stichtag geeinigt, um den Finanzierungsprozess genauer steuern zu können. Diese Regelung gelte für alle Schulen, die Flüchtlingsklassen anbieten würden. Die neu gewonnene Flexibilität sei auch dringend nötig: In den vergangenen Monaten hätten die Flüchtlingsklassen der Parzival-Schulen zwischen 70 und 90 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gezählt, schildert der Schulleiter. Das Parzival-Schulzentrum erwartet in den kommenden Wochen nun einen erneuten Anstieg auf rund 100 Kinder und Jugendliche.
Stadt Karlsruhe greift Schulen unter die Arme
Neben der Unterstützung vonseiten des Landes erhalten die Parzival-Schulen auch finanzielle Unterstützung von der Stadt: 175 Euro pro Schüler werden monatlich zur Verfügung gestellt. Gedacht sind diese für Angebote, die über den normalen Unterricht hinausgehen. "Es sind Zusatzkosten, die nicht über die Deputate der Lehrer finanziert werden", erklärt Schulleiter Ruf. Als Beispiele nennt er hier verschiedene Therapieangebote, schulpsychologische Betreuung und Schulsozialarbeit.
Und auch andere Schulen können auf städtische Hilfe bauen: Wie ein Pressesprecher der Stadt Karlsruhe auf Anfrage von ka-news erklärt, erhält die Heimstiftung der Stadt seit Januar dieses Jahres von der Stadt einen Personal- und Sachkostenzuschuss. Dieser ist für die Förderung der Stelle einer Schulkoordinatorin an der Elisabeth-Selbert-Schule gedacht. Kostenpunkt für das Rechnungsjahr 2015: 60.000 Euro. "Die Schulkoordinatorin übernimmt neben organisatorischen insbesondere pädagogische und auch sozialpädagogische Aufgaben im Schulalltag", so der Stadtsprecher.
Hintergrund bei ka-news:
Im August meldete das Regierungspräsidium Karlsruhe, dass neue Vorbereitungsklassen für Flüchtlinge eingerichtet werden sollen. 67 Förderklassen gibt es bereits, allein im vergangenen Schuljahr 2014/2015 kamen 40 neue Klassen hinzu. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat sie laut einer Pressemitteilung für Schüler bis 15 Jahre in den allgemeinbildenden Schulen und als Vorqualifizierungsjahr an Berufsschulen eingerichtet.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe übernimmt als Schulverwaltung Verantwortung mit den Vorbereitungsklassen der allgemeinbildenden Schulen für Schüler bis 15 Jahre (VKL-Klassen) und mit dem Vorqualifizierungsjahr für Arbeit und Beruf für berufsschulpflichtige Jugendliche und junge Erwachsene ohne Deutschkenntnisse (VABO-Klassen)