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Karlsruhe: Flüchtlingskinder in Karlsruhe: Geld für Schulunterricht fehlt

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Flüchtlingskinder in Karlsruhe: Geld für Schulunterricht fehlt

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    Foto: Felix Kästle/Archiv
    Foto: Felix Kästle/Archiv

    Hoher Besuch im Parzival-Schulzentrum: Am Montagnachmittag stattet Andreas Stoch, Minister für Kultus und Sport den Parzival-Schulen in Hagsfeld einen Besuch ab. Neben einem Rundgang über das gesamte Gelände möchten die Verantwortlichen des Karlsruher Schulzentrums mit dem Minister aber auch über Sonderschulen, Waldorfschulen und die Flüchtlingsklassen sprechen. Vor allem beim letzteren Thema drückt der Schuh gewaltig.

    Unerwarteter Zuwachs vor Weihnachten

    Seit den Sommerferien 2014 beherbergt das Parzival-Schulzentrum auch Klassen, in denen minderjährige unbegleitete Flüchtlinge unterrichtet werden. Zur Zeit verteilen sich die insgesamt 85 Flüchtlinge auf vier Klassen - noch im Oktober zählte die Parzivalschule gerade einmal 13 minderjährige Flüchtlinge.

    Am Ende des Jahres explodierte ihre Zahl dann schlagartig. "Vor Weihnachten kamen mit einem Mal über 60 unbegleitete Flüchtlinge nach Karlsruhe", erzählt Reinhard Niederbühl, Leiter des Sozialen Dienstes, "das sind so viele wie sonst im ganzen Jahr. Diese mussten sehr kurzfristig aufgenommen werden."

    150.000 bis 200.000 Euro aus eigener Tasche

    Dieser plötzliche Zuwachs stellt das Parzival-Zentrum nun vor finanzielle Probleme. "Für die Finanzierung gab es einen Stichtag: den 15. Oktober", erklärt Norbert Krumm, Geschäftsführer der Parzival-Schulen im Gespräch mit ka-news, "zu diesem Zeitpunkt hatten wir allerdings nur 13 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge." Das Regierungspräsidium stelle daher auch nur die finanziellen Mittel für diese Flüchtlingskinder bereit.

    Das Geld für die weiteren Kinder und Jugendliche streckt das Parzival-Zentrum nun aus eigener Tasche vor. Und die Summe ist nicht gerade gering: "Ein Schuljahr kostet uns schätzungsweise zwischen 150.000 und 200.000 Euro", so Norbert Krumm, "diese Kosten tun uns weh." Das bestätigt auch Schulleiter Bernd Ruf: "Wir sind hier in Vorleistung gegangen und müssen jetzt schauen, wie wir das in der Zukunft finanzieren." Ein Lösungsvorschlag: Statt einem Stichtag, wären mehrere Finanzierungstermine sinnvoll, so Geschäftsführer Krumm.

    "Müssen verhindern, dass aus Opfern Täter werden"

    Trotz der Kosten halten die Verantwortlichen des Parzival-Schulzentrums an den "Flüchtlingsklassen" fest. "Wir wollen uns auch Kindern und Jugendlichen zuwenden, die nicht auf der Sonnenseite geboren wurden", meint Schulleiter Bernd Ruf. Das Parzival-Zentrum weise daher keinen der unbegleiteten Flüchtlinge ab.

    Es sei wichtig, die jungen Flüchtlinge mit ihren traumatischen Ereignissen nicht allein zu lassen, erklärt der Schulleiter. Neben Sachkundeunterricht und Sprachförderung seien daher auch Gruppen- sowie Einzeltherapie, Projektarbeit und Konfliktbewältigungstraining notwendig.

    "Solange der Schock des Erlebten noch da ist, ist kein Lernen möglich", so Ruf, "wenn diese Konflikte da sind und wir nichts tun, dann entwickeln sich Opfer zu Tätern."

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