Wenn minderjährige und unbegleitete Flüchtlinge in der Fächerstadt ankommen, werden sie vom Jugendamt der Stadt Karlsruhe in Obhut genommen. Doch es gibt ein Problem: "Inzwischen reichen die zur Verfügung stehenden Platzkapazitäten in den Inobhutnahmegruppen der Jugendhilfeeinrichtungen nicht mehr aus", erklärt die Heimstiftung Karlsruhe. Um die angespannte Situation zu verbessern, hat sie zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Karlsruhe am 17. November eine "Erstaufnahme-Gruppe" im Christian-Griesbachhaus in der Sophienstraße ins Leben gerufen.
Schwerer Anfang der Erstaufnahme-Gruppe
Wo einst ein Seniorenheim untergebracht war, finden seit gut einem Monat 25 Jugendliche ein Dach über dem Kopf. Finanziert wird das Betreuungsangebot von der Jugendhilfe. Konzipiert war die Großgruppe für 20 Jugendliche - bereits einen Monat nach Eröffnung leben allerdings bereits 25 Jugendliche im Griesbachhaus. Sie alle sind unter 18 Jahre alt und ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen.
Bislang leben in der neuen Großgruppe ausschließlich männliche Jugendliche. "Mädchen kommen nur in geringer Zahl bei uns an", erklärt Rainer Schwab, Verwaltungsleiter der Heimstiftung Karlsruhe, "sie sind bislang in speziellen Inobhutnahmegruppen untergebracht."
In einer Adhoc-Aktion hat man parallel das ehemalige Seniorenheim saniert, renoviert und Personal für eine "Erstaufnahme-Gruppe" eingestellt. Eine, die von Anfang an mit dabei war, ist Bereichsleiterin Sara Görtz. An die Anfänge im Griesbachhaus kann sie sich noch gut erinnern: "Zu Beginn waren hier nur Feldbetten", erzählt sie im Gespräch mit ka-news, "es gab nicht einmal einen Herd, auf richtige Betten und Stühle haben wir fast zwei Wochen warten müssen."
Inzwischen betreuen fünf Sozialpädagogen, drei Erziehungshelfer und sechs ehrenamtliche Helfer die Jugendlichen tagsüber. Abends sind zwei Sicherheitsleute vor Ort, welche die Teenager beaufsichtigen und wenn notwendig die Sozialarbeiter benachrichtigen. Ein Job, der einem viel abverlangt, wie Barbara Mehnert von der AWO-Geschäftsleitung weiß. "Die Sozialarbeiter erwartet nicht nur Schichtbetrieb, sondern auch Arbeit an den Wochenenden und Feiertagen", beschreibt sie den Helfer-Alltag, "es ist daher nicht immer einfach, das benötigte Personal zu finden."
Durchgangsstation Griesbachhaus
Für die Jugendlichen der Großgruppe ist das Griesbachhaus nur ein Zwischenstopp. "Das Ziel ist, dass die Jugendlichen die ersten drei bis vier Wochen nach ihrer Ankunft bei uns unterkommen", so Sara Görtz. In dieser Zeit soll geklärt werden, wie es für sie weitergeht. "Anschließend kommen die Jugendlichen in eine Inobhutnahmegruppe und wechseln dann in eine Folgeeinrichtungen des Landes Baden-Württemberg."
Schulunterricht ist in der "Erstaufnahme-Gruppe" zunächst nicht vorgesehen, aber dank ehrenamtlicher Helfer gibt es inzwischen einen Deutschkurs. Den Rest des Tages gestalten die Jugendlichen weitgehend selbstständig. Struktur erfahren sie dabei momentan durch geregelte Essenszeiten und vereinzelte Freizeit-Angebote wie Ausflüge zum Fußballplatz. In Zukunft will man diesbezüglich noch mehr ändern:"Wir arbeiten momentan an einem geregelten Freizeit-Konstrukt", schildert die Bereichsleiterin. Angesichts steigender Flüchtlingszahlen mahnt sie: "Die Stadt muss überlegen, wie man die Situation begegnet - und zwar ohne Überbelegung."
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