"Der Unfall am Mittwoch hatte nichts mit der Verkehrsführung im Kreisel zu tun, sondern nur mit fehlerhaftem Fahrverhalten", betont Helga Riedel, Sprecherin der Stadt Karlsruhe gegenüber ka-news. Mit offenbar deutlich überhöhter Geschwindigkeit war ein 20-jähriger Autofahrer gegen 22.10 Uhr über den Oststadtkreisel gerast und nach der Ausfahrt mit einem Radfahrer zusammengestoßen, der bei Rot die Straße überquert hatte.
Tatsächlich sei der Oststadtkreisel in Bezug auf Unfälle mit Radfahrern laut Statistik der Karlsruher Polizei kein Unfallschwerpunkt. In den letzten drei Jahren habe es lediglich einen Unfall gegeben, bei dem ein Radfahrer zu Schaden gekommen sei. Wirft man allerdings einen Blick auf die Zahlen der Pkw-Unfälle, ergibt sich ein komplett anderes Bild.
"Bei Unfällen Pkw gegen Pkw ist der Kreisel eindeutig ein Unfallschwerpunkt", stellt Joachim Zwirner, Leiter des Referats Verkehrs beim Polizeipräsidium Karlsruhe, fest. 2011 habe die Polizei 25 Unfälle am Oststadtkreisel registriert - der Großteil, weil Autofahrer die Vorfahrt missachtet hätten. In drei Jahren habe es an gleicher Stelle außerdem insgesamt 16 Unfälle mit Verletzten gegeben - ohne Bagatellunfälle wie beispielsweise Auffahren mitgerechnet.
Südostbahn hat auf dem Kreisel Vorfahrt
Die Gründe für diese Entwicklung seien offensichtlich. Durch die Ampeln für Radfahrer und Fußgänger seien die Risiken, die zwei beziehungsweise dreispurige Straßen zu überqueren, deutlich gesunken, so der Polizist. Die Unübersichtlichkeit im Kreisel sei jedoch ein schwerwiegendes Problem. "Optisch ist der Kreisel ein Kreisverkehr", so Zwirner. "Allerdings gelten hier nicht die gleichen Vorfahrtsregeln. Denn anders als im Kreisverkehr haben nicht die Fahrzeuge im Kreis Vorfahrt, sondern die, die von der B10 kommen."
Die meisten Unfälle ereigneten sich zur Hauptverkehrszeit. Da übersehe so mancher Fahrer im Gedränge schonmal ein Auto. Bis einschließlich Juli gab es in diesem Jahr bereits 15 Unfälle, acht davon waren Vorfahrtsverletzungen. Ob sich die Situation mit der Südostbahn entspannt, ist unklar. "Der Verkehrsfluss wird langsamer, sobald die Fahrzeuge regelmäßig halten müssen", glaubt der Verkehrsexperte. Dann wird das Prinzip Vorfahrt für die Straßenbahn gelten. Fährt die Bahn durch den Kreisel, hat der Verkehr stadteinwärts und auf der Querung des Kreisels Rot. Die Frage sei, inwieweit sich damit auch Unfälle reduzierten.
Runde Kreuzung als städtebauliches Element
Seit 1998 ist der Oststadtkreisel in Betrieb. Er entstand aus einem Städtebauwettbewerb im Rahmen der Bewerbung zur Bundesgartenschau heraus. Verkehrstechnisch habe er sich nicht aufgedrängt, erklärt Helga Riedel von der Stadt. Vielmehr sei die Stadt damals auf der Suche nach einer Gestaltung für den südöstlichen Stadteingang gewesen. "Man wollte die Leute nicht einfach in die Stadt rauschen lassen", erinnert sich die Sprecherin.
Ursprünglich war der Kreisel als Kreisverkehr geplant. Aufgrund der Verkehrsbelastung am Stadteingang sei dies aber nicht möglich gewesen. Die Kreisform habe man als gestalterisches Element beibehalten. Als "voll signalisierte runde Kreuzung" ging der Kreisel dann in Betrieb. Da sich die Beschwerden der Bürger häuften, stellte die Stadt die Signalanlagen wieder aus. Damit Radfahrer und Fußgänger sicher die Straße überqueren können, wurden später erneut Ampeln installiert.
"Eine normale Kreuzung wäre besser gewesen"
"Das Konstrukt ist an dieser Stelle eigentlich nicht geeignet", kritisiert Verkehrsexperte Joachim Zwirner. "Es wäre besser gewesen, eine ganz normale Kreuzung zu bauen." Ein Rückbau des Kreisels mache jedoch keinen Sinn - jetzt, wo die Schienen der Südostbahn verlegt sind. Lediglich punktuell könne die Stadt verbessern, wie zum Beispiel, dass Autos auf der Ludwig-Erhard-Allee, statt bisher 60, jetzt nur noch 50 Stundenkilometer fahren dürfen.
Wenn die Bahnen ab Anfang September auf der neuen Strecke über den Kreisel rollen, wollen sich die städtischen Verkehrsplaner die Signalschaltung nochmals anschauen und sie bei Bedarf anpassen. Auch die Polizei will sich dann mit der Stadt zusammensetzen und im Detail prüfen, ob gestalterisch noch etwas verändert werden kann.
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