1.085 Menschen suchten im Jahr 2013 die Karlsruher Fachstelle Sucht auf, nach Bruchsal kamen sogar 1.142. Was die Geschlechterverteilung anbelangt, sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache: 1.568 Männer waren darunter, aber nur 579 Frauen.
Die meisten, nämlich 750, wendeten sich wegen ihrer Alkoholabhängigkeit an die Fachstelle. "Alkohol ist immer noch eine Männerdomäne", erläutert Diplom-Psychologe Diethard Ochs-Mosthaf von der Fachstelle Sucht in Karlsruhe. "Gleichzeitig trinken Frauen versteckter, bei ihnen fällt es oft sehr lange nicht auf." Alkoholabhängige Männer hingegen seien meist öffentlich sichtbar. Auch sei die Wahrscheinlich einer "Öffentlichkeit" bei Berufstätigen höher, so Ochs-Mosthaf.
87 pathologische Spieler
Das gilt auch für andere Abhängigkeiten: 2013 kamen außerdem 212 opiatabhängige Personen in die Fachstelle, 135 Personen hatten einen "schädlichen Gebrauch von Alkohol, 102 einen schädlichen Gebrauch von Cannabis", heißt es im Jahresbericht. Als cannabisabhängig wurden 89 Klienten diagnostiziert, 87 waren pathologische Spieler. Von alle Hilfesuchenden vermittelten die Fachstellen 136 in stationäre Rehabilitationseinrichtungen; 75 behandelten sie ambulant, 30 Klienten gingen in die Tagesklinik. 120 Patienten schafften einen Entzug und konnten in der Nachsorge weiter betreut werden.
Um "Einsteiger" zu erreichen, führt die Fachstelle Sucht Karlsruhe-Bruchsal Kurse zur "Frühintervention für erstauffällige Drogenkonsumenten" durch. Im letzten Jahr nahmen 70 Betroffene an sieben Kursen teil - darunter wiederum 63 männliche und sieben weibliche Konsumenten. Die meisten Jugendlichen (nämlich 55) hatten Probleme aufgrund ihres Cannabiskonsums, neun wurden wegen übermäßigem Alkoholkonsum auffällig und sechs Jugendliche konsumierten Ecstasy, Amphetamine oder andere Partydrogen. Die Altersspanne der Teilnehmer erstreckte sich von 14 bis 22 Jahre, die meisten waren zwischen 16 und 19 Jahre alt. In 59 Fällen veranlasste die Jugendgerichtshilfe die Kursteilnahme, gefolgt von der Polizei sowie in je einem Fall von Schule, Eltern und Rechtsanwalt.
Die Fachstelle Sucht ist dem Baden-Württembergischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation (bwlv) untergeordnet. Genau wie andere Träger der Suchthilfeeinrichtungen hat sich der bwlv 2013 nach eigenen Angaben um den gesetzlichen Auftrag zur "Vermeidung und Bekämpfung der Glücksspielsucht" gekümmert: An Sechs Schulungen nahmen Servicekräfte von Spielhallen und Wettbüros teil. In den Kursen wird ihnen erklärt, wie Sucht aussieht, wie man erste Anzeichen erkennt und wie man damit umgehen kann. "Die Spielhallen wurden hierzu vom Gesetzgeber verpflichtet", erklärt Ochs-Mosthaf.
Gruppe für Spielsüchtige
Auf Seiten der Betroffenen gibt es seit Ende 2012 eine therapeutisch geleitete Gruppe für pathologische Glücksspieler. "Sie hat sich im letzten Jahr mit einer Teilnehmerzahl von 10 bis 12 Personen zu einem festen wöchentlichen Gruppenangebot etabliert", heißt es im Jahresbericht.
Wie Diethard Ochs-Mosthaf darlegt, leiden immer mehr Klienten neben ihrer Sucht auch an weiteren Störungsbildern. Auswertungen des zweiten Quartals 2013 hätten gezeigt, dass im Schnitt jeder Zweite bereits eine psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung in Anspruch genommen habe. Besonders verbreitet sei dabei die Depression. "Sie geht oft einher mit Alkoholsucht." Einige Klienten hätten aber auch schon einen Suizidversuch hinter sich.
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